Die Elektronikmärkte von Mediamarkt und Saturn sind offenbar ins Visier des chinesischen Onlinehandelskonzerns JD.com geraten. Laut Medieninformationen (zuerst im Manager Magazin) verhandeln Vertreter des Handelskonzerns mit Großaktionären wie der Haniel-Gruppe über einen Verkauf von deren Aktien. Die Gespräche sollen laut dem Magazin bereits seit einigen Monaten laufen, wobei deren Ergebnisse aber weiter offen seien.
Andere Großaktionäre dagegen erklären, man habe noch keine diesbezügliche Anfrage erhalten. Noch ist all das also nicht mehr als ein Gerücht, das es dennoch schaffte, den Börsenkurs der Ceconomy Group zu pushen. Zwischenzeitlich stieg der Kurs der Ceconomy-Aktie um rund 15 Prozent und liegt aktuell immer noch knapp zehn Prozent über dem Kurs von Anfang der Woche.
Mediamarkt und Saturn sind Teil der Ceconomy-Holding, die die Anfragen verschiedener Wirtschaftsmedien nicht kommentieren wollte. Auch Familie Kellerhals hielt sich bedeckt.
Chinesische Handelsriesen suchen Beteiligungen in Europa
Unklar ist dabei, ob JD.com eine Komplettübernahme anstrebt oder sich über eine Minderheitsbeteiligung Zugang zu den Media-Saturn-Märkten sichern will. In der Vergangenheit war sowohl JD.com als auch dem noch größeren Mitbewerber Alibaba Interesse an europäischen und vor allem deutschen Unternehmen nachgesagt worden.
Damals ging es um Kaufhausbeteiligungen, aber auch um einen Onlinebekleidungshändler sowie ein Versandhaus. Konkrete Nachweise war man allerdings schuldig geblieben. Auch bei der aktuellen Geschichte ist nicht bestätigt, was dahintersteckt.
Die Elektronikmärkte von Mediamarkt und Saturn suchen seit Jahren nach zusätzlichen Erlösmodellen und kämpfen insbesondere im Präsenzhandel mit hohen Kosten. Das Unternehmen hatte lange Jahre aus Rücksicht auf die Filialen den Onlinehandel vernachlässigt, konnte hier in den letzten fünf Jahren aber auf beachtliche Weise Boden gut machen.
Immer schwieriger wird allerdings die Unterscheidung zwischen „den Roten“ und „den Schwarzen“, weswegen beispielsweise sowohl der Onlinehandel in Bezug auf Pricing und Warenverfügbarkeit sowie die Marketingmaßnahmen und die Werbung vereinheitlicht wurden. Auch finden viele Services in beiden Ketten gleichermaßen statt.
JD.com hat Schwierigkeiten im Heimatmarkt
Die chinesischen Unternehmen wiederum kämpfen ihrerseits mit der rückläufigen Wirtschaftslage im asiatischen Heimatmarkt und mit Kaufzurückhaltung seitens der Kundschaft, die nach der Pandemie noch nicht in dem Maß zurückgekehrt ist, wie man sich das erhoffte. Insbesondere JD.com hatte Mitte Oktober mit um bis zu 13 Prozent fallenden Kursen zu kämpfen, nachdem zahlreiche Banken und Analyst:innen die Kursziele und Wachstumsprognosen gesenkt hatten.
Passen würde JD.com aber auch in anderer Hinsicht zu Mediamarkt und Saturn: Die Chinesen gelten als Chinas größter und wichtigster Anbieter für Haushaltsgeräte sowie für elektronische Produkte aus dem Unterhaltungslektronikbereich.
Hinzu kommt: In China, so berichtet es ein E-Commerce-Experte, der sich in der Region auskennt, seien viele Unternehmen an einer Expansion in den EU-Raum interessiert, übrigens noch mehr als in Richtung USA. Diversifizierung der Märkte, so die Idee dahinter, könne eventuell auftretende regionale Schwächen ausgleichen.
Dem gegenüber steht natürlich die fehlende Marktkenntnis, die umgekehrt gerade vor der Pandemie auch einigen europäischen Playern im Handelssegment in China zum Verhängnis wurde. Gerade das würde darauf hindeuten, dass die großen chinesischen Handelsunternehmen zunächst eher an einer Beteiligung als am ganzen Kuchen interessiert sein dürften.