Ist die Wetter-App auf dem iPhone wirklich so schlecht? Eine Expertin erklärt es
Mein iPhone und ich haben ein Problem: das Wetter. Erst neulich stand ich im Regen, während die von Apple vorinstallierte Wetter-App mir nur Bewölkung anzeigte. Noch wenige Stunden vorher lachte ich beim Blick in die App, als mir noch die Sonne auf den Kopf schien, zeigte sie mir ebenfalls Bewölkung an.
Ist das iPhone-Wetter schlechter als andere Apps?
Ich bin nicht die einzige, die mit der Wetter-App auf dem iPhone zu kämpfen hat. Im Internet teilen User:innen das Problem, in Foren fragen sie, warum die App so schlecht ist. Genau das habe ich die Wetterexpertin und Fernsehmoderatorin Claudia Kleinert gefragt.
„Ich kann nicht bestätigen, dass diese App schlecht ist – denn sie ist genauso gut oder schlecht wie andere”, so Kleinert. Generell könnten Wetter-Apps gar keine genauen Vorhersagen liefern: „Wenn Sie eine App, ein automatisiertes System haben, nimmt dieses die Daten von einem Vorhersagemodell”, sagt die Wetterexpertin.
Verschiedene Wettermodelle müssen für genaue Aussagen kombiniert werden
Expert:innen nutzen zur Berechnung von Wettervorhersagen dagegen mehrere Modelle. Kleinert verschafft sich etwa mit dem Blick auf sechs unterschiedliche Modelle einen Überblick. Ihr zufolge gibt es weit mehr als 40 – etwa das amerikanische Modell GFS, das europäische ECMWF und das deutsche ICON. Beim iPhone werden insgesamt 16 verschiedene Quellen angegeben, die weltweit genutzt werden. Drei davon sind europäische Anbieter: Deutscher Wetterdienst, EUMETNET und ECMWF.
Allerdings nimmt auch das iOS-Wetter nur ein Modell für die Prognose – einfach automatisiert übereinanderlegen lassen sich die Modelle laut Kleinert nicht. „Nach welchem Prinzip sollen die Daten kombiniert werden? Manche sind bei Nebellagen gut, andere bei Hochdruckwetterlagen”, erklärt sie. Ein System müsste für eine genaue Vorhersage in die Vergangenheit schauen. Es muss erkennen, welches zukünftige Wetterlagen am besten abgebildet hat und aus den Erkenntnissen ein neues Modell entwickeln, das von jedem Modell das optimale Ergebnis nimmt. Laut Kleinert wäre das mit Künstlicher Intelligenz möglich, aber sehr kostspielig. „Wer würde das bezahlen, wir wollen ja die Apps kostenlos nutzen”, sagt sie.
Messpunkte liegen für genaue Anzeigen für jeden Ort zu weit auseinander
Dazu kommt: Die Erfassung der Wetterdaten erfolgt in Gitternetzen, bei denen die Messpunkte, wie ein Artikel der Wirtschaftswoche zeigt, 10 bis 20 Kilometer auseinanderliegen – für eine genaue Prognose für jeden Ort ist das zu weit. „Es müsste ganz viele Wetterstationen auf ganz vielen Gitterpunkten geben, dann würde die Vorhersage besser werden”, so Kleinert. Früher hatte der Deutsche Wetterdienst zudem mehr Stationen, die aber immer weiter abgebaut würden: Die Instandhaltung und Überwachung ist zu teuer.
Ob Künstliche Intelligenz eines Tages ein Bewusstsein hat, hört ihr in dieser t3n-Interview-Folge:
Vereinfacht gesagt fehlen der Apple-Wetter-App – und anderen Anwendungen auch – Daten für eine genaue Prognose. Generell werden die Daten für die Temperatur-, Wind- und 12-Stunden-Niederschlags-Karte, sofern nicht anders angegeben, von Apple Weather bereitgestellt. Das schreibt das Unternehmen auf einer Übersichtsseite.
Seit 2022 zeigt Apple in der App außerdem Unwetterwarnungen an, die der Deutsche Wetterdienst herausgibt. Daten zur Luftqualität liefert in Deutschland der weltweit aktive Anbieter BreezoMeter. Auf der Apple-Informationsseite werden Niederschlagsmitteilungen für Deutschland nicht aufgeführt; generell würden für die Meldungen auf die Daten nationaler Wetterdienste zurückgegriffen werden.
Für Niederschlagsvorhersagen Radare nutzen
Apple nutzt also verschiedene Modelle – eine absolut genaue Vorhersage kann die App dennoch nicht geben. Die kann jedoch auch keine andere App liefern. Das Wetter lässt sich nicht Tage vorher passend voraussagen. Für grobe Temperaturangaben, um das Wetter am nächsten Tag zu zeigen, reichen die Apps allerdings aus. Gerade bei Hochwetterlagen – blauer Himmel, kein Regen – seien die Prognosen gut.
Für Niederschlagsvorhersagen empfiehlt Kleinert Satellitenaufnahmen. „Wer ein physikalisches Grundverständnis hat, kommt damit schon gut klar“, sagt Kleinert. Außerdem sollte Interessierte einen Blick auf Radare werfen – sie seien für jeden einfach verständlich. Sie würden zumindest für die nächsten vier Stunden recht genaue Angaben liefern – allerdings nicht im Sommer. Der Grund: Gewitter können sehr kurzfristig entstehen. Wer etwa eine Gartenparty plant, sollte deswegen Warn-Apps und Radar im Auge behalten und die Aussagen von Meteorolog:innen beachten. Bei längeren Ausflügen und Aufenthalten im Freien, sollte man offizielle Warn-Apps wie Katwarn (für iOS oder Android) nutzen.
Generell bringt es laut Kleinert aber nichts, andauernd auf Radare und in Wetter-Apps zu schauen: Gutes Wetter lässt sich einfach durch den Blick in den Himmel erkennen. Und das plötzliche Gewitter kann niemand langfristig vorhersagen.
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Lustige Expertin. Die Vorinstallierte Wetter App von Apple ist in Deutschland wirklich schlechter, um genau zu sein, seit iOS 16, denn dort hat Apple den Anbieter gewechselt, von welchen er die Daten zieht. In diesem Jahr stand ich so oft im Regen, während in der Apple Wetter App sonnig und wolkenlos steht. Daraufhin habe ich eine andere deutsche Wetter App installiert, das Ergebnis: Während es draußen regnet, steht Sonnenschein bei Apple und in der deutschen Wetter App steht Regen. Es ist also nicht so wie die sog. Expertin sagt, sondern ganz einfach, Apple zieht Wetterdaten welche primär für die USA gedacht sind seit iOS 16. Das hätte die Expertin bei einer kurzen Recherche auch selbst erfahren können.