Am Dienstag hat Microsoft eine neue Lösung für den sogenannten K-8-Bereich vorgestellt. Darunter sind in den USA alle Schulen zu verstehen, die Kinder bis etwa zum 14. Lebensjahr unterrichten. Die Schülerinnen und Schüler, aber auch die Schulen selbst, will der Redmonder Hersteller nun von besonders preisgünstigen Laptops überzeugen, auf denen Windows 11 SE installiert sein wird. Damit greift Microsoft direkt Google und seine Chromebooks an, die sich in amerikanischen Schulen vorwiegend wegen ihrer geringen Einstiegskosten großer Beliebtheit erfreuen.
Neuer Versuch nach 10 S und 10 X
Mit Windows 11 SE greift der Hersteller das Konzept des vormals versuchten Windows 10 S wieder auf, vermeidet dabei aber alte Fehler. Das Problem mit Windows 10 S war nämlich, dass Nutzende auf Apps aus dem Microsoft-Store beschränkt waren. Das stellte sich besonders für Schulen als inakzeptabel heraus. Die Geräte blieben wie Blei in den Regalen liegen.
Windows 11 SE verfolgt einen anderen Ansatz. Die Windows-Edition für Schulen geht in die Richtung, die Microsoft ursprünglich mit dem inzwischen eingestellten Windows 10X eingeschlagen hatte. Windows 11 SE soll ausschließlich auf neuen Low-Cost-Geräten und nur für Schulen und Bildungseinrichtungen verfügbar sein. Obwohl Windows 11 SE für Microsoft Edge, Office und die Cloud-basierten Dienste von Microsoft optimiert ist, ist es nicht nur auf Microsoft-Apps beschränkt.
„Windows 11 SE unterstützt auch Apps von Drittanbietern, darunter Zoom und Chrome, weil wir den Schulen die Wahl lassen wollen, was für sie am besten funktioniert“, schreibt Paige Johnson, Leiterin des Bildungsmarketings bei Microsoft in einem Blogbeitrag. IT-Administratoren könnten selbst entscheiden, welche Apps installiert werden. Die Geräte könnten zudem so konfiguriert werden, dass sie sich außerhalb der Unterrichtszeit automatisch aktualisieren.
Die Idee: radikale Vereinfachung
Die konkreten Änderungen, die Windows 11 SE einführt, will Microsoft in den letzten 18 Monaten eng mit Lehrenden und Lernenden abgestimmt haben. Deren Feedback soll zu einigen gravierenden Vereinfachungen geführt haben. So werden Apps unter Windows 11 SE immer im Vollbildmodus gestartet. Die flexiblen Snap-Layouts wurden zusammengestrichen. Unter SE können lediglich zwei Apps nebeneinander ausgeführt werden.
Den neuen Widgets-Bereich von Windows 11 gibt es in SE ebenfalls nicht. Der würde in einer Unterrichtsumgebung zu sehr ablenken, so der Hersteller. Microsoft Edge wird unter SE im Standard Chrome-Erweiterungen akzeptieren. Das muss unter Windows 11 eigens eingeschaltet werden. Mit diesem offensiven Zugehen auf Chrome-Erweiterungen zielt Microsoft eindeutig auf die Chromebook-Nutzenden. Denn wer schon einmal ein Chromebook benutzt hat, weiß, dass ohne Erweiterungen doch recht wenig möglich ist. Mit Windows 11 SE würden bisherige Chromebook-Verwendende quasi nahtlos umsteigen können. Dateien werden indes nicht im Google Drive, sondern im Onedrive gespeichert.
SE-Konzept vorerst US-only
Das gesamte Design hat der Hersteller verschlankt, die Auswahl der vorinstallierten Apps ist straff. Windows 11 SE wird es nur als Vorinstallation auf preisgünstigen Laptops geben, die an Schulen verkauft werden sollen. Namhafte Marken wie Acer, Asus, Dell, Fujitsu, HP und Lenovo haben angekündigt, in den kommenden Monaten Laptops mit Windows 11 SE anzubieten. Auch Microsoft selbst will das Surface Laptop SE für 249 US-Dollar ins Angebot nehmen. Vier Gigabyte Arbeitsspeicher und 64 Gigabyte Festspeicher scheinen die angestrebte Idealkonfiguration für Windows 11 SE zu sein.
Übrigens soll Windows 11 SE laut Microsoft keine Abkürzung sein. Denkbar wäre immerhin etwas wie „Student Edition“ oder „School Edition“ gewesen. Für Administratoren hat Microsoft die Verbindung zu Intune geschaffen. So können die Geräte mit einer vereinfachten Backend-Verwaltungskonsole administriert werden.
Microsoft bündelt außerdem Apps wie Teams, Office, Onenote, Minecraft for Education und Flipgrid mit Windows 11 SE. Auf diese Weise soll für Schüler einfacher seine, einen Windows-11-SE-Laptop in Betrieb zu nehmen. Das Programm nebst Laptops ist zunächst auf das US-Bildungssystem beschränkt. Ob und wann es das schlanke Betriebssystem nach Deutschland schafft, ist unklar.