Die Free Software Foundation (FSF) hat eine Petition an Microsoft veröffentlicht, nach der das Unternehmen Windows 7 zu Open-Source-Software erklären sollte und ihr damit neues Leben einhauchen könnte.
In der Petition mit dem Titel Upcycle Windows 7 heißt es: „Das Ende des Lebenszyklus von Windows 7 gibt Microsoft die perfekte Gelegenheit, vergangene Fehler rückgängig zu machen und stattdessen ein Upcycling durchzuführen. Wir rufen sie auf, es als freie Software zu veröffentlichen und der Community zur Untersuchung und Verbesserung zu überlassen. Da es bereits einen Präzedenzfall für die Freigabe einiger zentraler Windows-Dienstprogramme als freie Software gibt, hat Microsoft nichts zu verlieren, wenn es eine Version seines Betriebssystems freigibt, von der es selbst sagt, dass sie ihr Ende erreicht hat.“
Windows 7 freigeben, die „Freiheit der Nutzer respektieren“
Die Initiative fordert Microsoft daher auf, Windows 7 freizugeben und Freiheit und Privatsphäre der Benutzer zu respektieren (das spielt auf die Politik bei Windows 10 an, für die Windows-Nutzer zahlreiche Daten preisgeben müssen – auf jeden Fall mehr als unter Windows 7). „Wir wollen mehr Beweise dafür, dass Sie die Freiheit der Benutzer wirklich respektieren und diese Konzepte nicht nur als Marketing nutzen, wenn es Ihnen passt.“
Die Hürde, die man sich selbst auferlegt hat, ist dabei gar nicht mal so hoch: Man wolle Microsoft eine Botschaft mit 7.777 Unterschriften schicken – von „Unterstützern, die sich mit uns für die Freiheit einsetzen – nicht nur für uns selbst, sondern auch für künftige Generationen von Computernutzern“, heißt es reichlich pathetisch in der Petition. Seit der Veröffentlichung der Petition am letzten Donnerstag haben sich bereits mehr als 6.000 Unterstützer gefunden, was auch nicht allzu schwer sein dürfte, weil es ja erst einmal nur um eine Forderung geht.
FSF: Auch Kritik an älteren Windows-Versionen
In der Vergangenheit hatte die Free Software Foundation eher mit Kritik an Windows-Versionen, beispielsweise bereits an Windows Vista und 7, von sich reden gemacht. Microsoft dringe in die Privatsphäre der Nutzer ein und zwinge sie zu Updates, hieß es etwa 2009.
Microsoft äußerte sich zu der Petition bisher nicht, dürfte aber auch kaum eine Grundlage haben, um Windows 7 für alle freizugeben. Denn zum einen enthält das Betriebssystem zahlreiche Elemente, die Microsoft selbst nur lizenziert, zum anderen ist vieles auch Bestandteil in Windows 10. Davon abgesehen betreibt Microsoft zumindest für die nächsten drei Jahre noch das „Extended Security Update“-Programm, mit dem Unternehmen oder Regierungsorganisationen weiterhin auf Windows 7 setzen können, wenn sie noch nicht so weit sind, auf eine zeitgemäße Betriebssystemlösung zu setzen. Kürzlich wurde bekannt, dass etwa die Bundesregierung noch 800.000 Euro investiert, weil rund 33.000 Behördenrechner nicht auf dem neuesten Stand sind und dennoch gut geschützt sein sollen.
Auch wenn einzelne Anwendungen (etwa der Windows Calculator oder alte MS-DOS-Versionen) unter Open-Source-Lizenzen gestellt werden, und auch wenn Microsoft der Idee freier Software inzwischen mehr abgewinnen kann als in früheren Jahren, sollte man nicht davon ausgehen, dass Microsoft auch nur erwägen könnte, Windows 7 freizugeben. Andererseits ist es ja nicht verboten, Forderungen in die Welt zu bringen, auch wenn man davon ausgeht, dass sie illusorisch sind – wenn sie einen selbst nur ein müdes Schulterzucken kosten.
Tobias Weidemann
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