
Lange angekündigt, kommt der Termin jetzt doch für manchen so überraschend wie die alljährlichen Feiertage. Am morgigen Dienstag endet der erweiterte Support des beliebten Betriebssystems Windows 7. Über diesen Zeitpunkt hinaus wird Microsoft auch keine sicherheitsrelevanten Updates mehr liefern und für den Normalnutzer bereitstellen. Funktionale Updates gibt es ja bereits seit längerer Zeit nicht mehr.
Das ist auch kein Wunder – denn das beliebte Betriebssystem hat mehr als zehn Jahre auf dem Buckel. Und wahrscheinlich ist es vor allem den zeitweise recht offensiven Veränderungen bei Windows 8 und 8.1 zu verdanken, dass sich Windows 7 so lange bei vielen Nutzern gehalten hat. Im Einsatz ist Windows 7 vor allem noch bei größeren Unternehmen, die aufgrund spezieller Anwendungen auf das Betriebssystem angewiesen sind (oder zu sein meinen). Noch heute sind laut Statistiken von Netmarketshare immer noch rund 25 Prozent der Rechner Windows-7-PCs, während das aktuelle Windows 10 von gut zwei Dritteln genutzt wird.
Unterdessen wurde bekannt, dass trotz längerer Vorlaufzeit in der Berliner Verwaltung immer noch mehr als 20.000 Rechner unter Windows 7 arbeiten (wir hatten vergangenes Jahr bereits darüber berichtet – damals war die Zahl noch deutlich höher) – und die Berliner dürften bundesweit nicht die einzigen sein. Auch inzwischen sind von den 82.000 Rechnern in Senats- und Bezirksverwaltungen, bei Polizei, Feuerwehr, Justiz und Bürgerämtern erst 70 bis 75 Prozent auf Windows 10 umgestellt. Schon 2015 scheiterte in Berlin die fristgerechte Umstellung von Windows XP auf Windows 7. Das ist umso alarmierender, weil es in der Vergangenheit in der Berliner Landesverwaltung bereits mehrfach zu Hackerangriffen kam.
Andererseits muss man Unternehmen, die jetzt Probleme mit dem Windows-10-Update haben, auch entgegenhalten, dass sie es mit der Pflege der eigenentwickelten Software nicht allzu genau genommen haben dürften, wenn in all den Jahren seit dem Erscheinen von Windows 8 und 10 keine Anpassung vorgenommen wurde.
Windows 10 oder doch macOS oder Linux?
Viele Nutzer machen sich Gedanken, was jetzt zu tun ist. An Windows 7 festzuhalten, dafür gibt es abgesehen von ganz speziellen Anwendungen, die nicht unter Windows 10 laufen, nur wenige Gründe. Hier bietet sich an, eine entsprechende virtuelle Lösung, etwa auf VMware-Basis, zu installieren und die spezielle Anwendung dort laufen zu lassen. Alle anderen sollten sich getrost mit Windows 10 anfreunden, denn es gibt nur wenige Argumente dagegen, die meist mit Umgewöhnung zu tun haben – und viele Argumente dafür, die in vielen Fällen etwas mit Sicherheit zu tun haben. Die dritte Lösung, das nur am Rande, wäre der Umstieg auf eine Linux- oder Apple-Umgebung – auch der Gedanke hat viel für sich, wenn er auch eher (insbesondere im Fall von Linux) mehr Vorarbeit erfordert als der Wechsel von Windows 7 nach Windows 10.
Das Gute an Windows 10 ist, dass in fast allen Fällen deine Windows-7-Lizenz problemlos per Upgrade zur jeweiligen Version (Home oder Professional) von Windows 10 wird. Wie die sich unterscheiden, erfährst du hier.
Alles gratis: So geht das Upgrade auf Windows 10
Sicherheitsexperten raten berechtigterweise davon ab, in Zukunft Windows 7 weiter einzusetzen. Dass Microsoft darauf pocht, dass Windows 10 das „sicherste Windows aller Zeiten“ sei, verwundert nicht und ist angesichts des Software-Dinos Windows 7 wohl auch korrekt. Doch zumindest für Admins oder Nutzer, die nur einzelne PCs erneuern wollen, ist das Update gar kein großes Problem. Denn trotz des (zumindest offiziellen) Endes der Großzügigkeit, als Microsoft über viele Jahre Nutzern von Windows 7 das Update auf neuere Versionen ermöglichte, ohne dafür Geld zu verlangen, bleibt immer noch die Lösung, mit dem Windows Media Creation Tool ein ISO-Abbild der Installationsdaten herunterzuladen und den Rechner neu aufzusetzen – definitiv die beste Lösung, wenn man seit Jahren dasselbe System verwendet.
Hintergrund von Microsofts Großzügigkeit war, dass Microsoft möglichst bald nach dem Start von Windows 8 beziehungsweise 10 eine hohe Installationsdichte vermelden wollte, was dank dieser Updatepolitik auch einigermaßen gut gelang. Schon wenige Wochen nach dem Verkaufsstart war das System laut Microsoft bereits über 100 Millionen Mal heruntergeladen worden – bis heute soll Windows 10 auf rund 800 Millionen Geräten laufen, sagt Microsoft.
Die alternative Update-Lösung über den Update-Assistenten von Microsoft funktioniert derzeit übrigens ebenfalls noch, zumindest bei einem bereits bestehenden Windows mit korrekter Lizenz. Und das Tool zu nutzen, muss der Kunde lediglich bestätigen, dass er auf „Hilfstechnologien angewiesen“ ist. Mit diesem „Accessibility Upgrade“ wollte Microsoft dafür sorgen, dass körperlich eingeschränkte PC-Nutzer auch weiterhin von den verbesserten barrierefreien Funktionen in Windows 10 profitieren.
Wichtig dabei: Empfehlenswert ist, insbesondere wenn der Rechner schon einige Jahre auf dem Buckel hat, die Installation neu zu erledigen und nicht auf das auch mögliche Update unter Beibehaltung sämtlicher Daten zu setzen. Sichere davor deine sämtlichen relevanten Daten und stelle sicher, dass du zu den relevanten Softwareprodukten, die du gekauft hast, die Lizenznummern griffbereit hat.
Außerdem solltest du zur Neuinstallation deinen Windows-Schlüssel bereithalten – den findest du bei vielen gekauften Systemen auf einem Aufkleber am Gerät oder kannst ihn mit einem Tool wie Magical Jelly Bean Keyfinder auslesen. Bei Problemen mit der Aktivierung hilft dir dieser Ratgeber weiter.
Vertrauenssache: Gebrauchte Lizenzen billiger
Ärger geben kann es – das hat das vergangene Jahr gezeigt – dagegen eher mit Lizenzen, die über Dritte verkauft werden. Selbst wenn diese wie im konkreten Fall über eine große Handelkette (Edeka) vertrieben wurden, ist es als Kunde Vertrauenssache, ob die jeweilige Seriennummer korrekt ist. Meist handelt es sich dabei um entbündelte Lizenzen aus einem größeren Lizenzpaket oder um gebrauchte Lizenzen, was beides laut entsprechender Gerichtsurteile nicht zu beanstanden ist und weiter veräußert werden darf. Doch im Fall der Software beim Lebensmittelhändler soll es Unregelmäßigkeiten gegeben haben, weswegen Microsoft im Herbst rechtliche Schritte gegen den Anbieter Lizengo einleitete.
Hat man bei einem großen Anbieter noch einigermaßen die Sicherheit, dass die Lizenz korrekt erworben und weitervertrieben wurde, ist das bei entsprechenden Händlern via Ebay oder Amazon Marketplace, die teilweise für weniger als zehn Euro Lizenzen anbieten, schon eher ein Glücksspiel. Selbst wenn dann keine rechtlichen Schritte seitens Microsoft eingeleitet werden – dem Unternehmen ging es in der Vergangenheit eher darum, die Händler zur Rechenschaft zu ziehen als Nutzer zu verprellen –, bedeutet das im schlimmsten Fall, dass man sein Windows von einem auf den anderen Tag nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt nutzen kann.
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