Leberkrebs galt bislang als eine relativ seltene Tumorerkrankung in Deutschland. In den letzten 35 Jahren hat sich die Zahl der Fälle laut deutscher Krebsgesellschaft allerdings mehr als verdoppelt. Dabei werden sieben von zehn Erkrankungen erst im fortgeschrittenen Stadium festgestellt. Die Aussicht auf Heilung ist in diesen Fällen schlecht.
Ein Team von Wissenschaftlern der University of Michigan schreibt jetzt in einer Erklärung, dass es ihnen gelungen sei, mit nicht-invasiven Ultraschallwellen Lebertumore bei Ratten unschädlich zu machen. Durch die Zerstörung von bis zu 75 Prozent des Lebertumors sei das Immunsystem der Tiere in der Lage gewesen, die Überreste von ganz alleine zu bekämpfen. Bei weniger als 20 Prozent der Ratten sei es danach zu Metastasen oder einem erneuten Auftreten der Krebszellen gekommen. „Auch wenn wir nicht auf den gesamten Tumor abzielen, können wir dennoch eine Rückbildung des Tumors bewirken und auch das Risiko zukünftiger Metastasen verringern“, sagte Zhen Xu, Professor für Biomedizintechnik an der University of Michigan und korrespondierender Autor der Studie.
Weniger Nebenwirkungen als Chemotherapie oder Bestrahlung
Die Art der Behandlung mit nicht-invasiven Ultraschallwellen ist noch relativ neu und wird als Histotripsie bezeichnet. Der Schallkopf, der die gezielten Ultraschallwellen aussendet, erzeugt Mikrobläschen in den störenden Geweben, wodurch diese sich schnell ausdehnen, zusammenfallen und sich schließlich auflösen. Der Ansatz hat viele Vorteile: Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Technik nicht die gleichen nachteiligen Nebenwirkungen hat wie andere Ansätze zur Behandlung von Krebstumoren, wie Bestrahlung und Chemotherapie.
Aktuell wird die Behandlung als Teil einer Leberkrebsstudie in den Vereinigten Staaten und Europa eingesetzt. „Wir hoffen, dass unsere Erkenntnisse aus dieser Studie zukünftige präklinische und klinische Histotripsie-Untersuchungen in Richtung des ultimativen Ziels der klinischen Einführung der Histotripsie-Behandlung für Leberkrebspatienten motivieren werden“, sagte Tejaswi Worlikar, Doktorand in Biomedizintechnik.