Geld gegen Glück: Warum 73 Prozent der Deutschen Gehalt für mehr Zufriedenheit im Job opfern würden
Arbeit dient nur zur Sicherung des Lebensunterhalts? Diese Zeiten sind längst vorbei, wie die zahlreichen Diskussionen zum Thema Purpose zeigen und es Länder wie Schweden, Finnland und Norwegen bereits vormachen. Wie es um das Glück bei der Arbeit unter deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aussieht, ermittelt seit 2022 jährlich der Work-Happiness-Report von Awork und Appinio.
Auch dieses Jahr sollten die 1.000 Befragten auf einer Skala von 1 (sehr unglücklich) bis 10 (sehr glücklich) angeben, wie glücklich sie mit ihrem Job sind. Der Durchschnitt beträgt diesmal 6,9 und ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte gestiegen.
Insgesamt zeigten sich 76 Prozent Befragten mit einem Wert alles in allem glücklich in ihrem Job, auch wenn nur 9 Prozent den Wert 10 angaben. Knapp 24 Prozent ordneten sich auf der Skala auf dem Wert 5 oder weniger ein und gehören damit zu den Unglücklichen, davon lagen 3 Prozent beim Wert 1.
4-Tage-Woche und Flexibilität machen glücklich
Die Studie hat außerdem untersucht, welche Faktoren dafür verantwortlich sind, dass Beschäftigte mit ihrem Job glücklich sind. Geld allein scheint es nicht zu sein: 73 Prozent der Befragten würden einen Teil ihres Gehalts für mehr Glück abgeben. Die Altersgruppe der 35- bis 44-jährigen wäre am ehesten dazu bereit. Was macht aber stattdessen glücklich?
Laut der Studie ist das unter anderem die Vier-Tage-Woche. Diejenigen, die diese aktiv nutzen, haben mit 7,6 den höchsten Glücks-Score. Die Befragten, die gewollt keine Vier-Tage-Woche haben, kommen nur auf einen Durchschnittswert von 7, und diejenigen, die sie gerne hätten, aber nicht bekommen, erreichen einen Score von 6,9.
Auch Flexibilität ist ein wichtiger Faktor. Von den Personen, die in einem hybriden Arbeitsmodell zwischen Homeoffice und Büro wechseln können, gehören 78 Prozent zu den Glücklichen, also denjenigen mit einem Glücks-Score von 6 bis 10. Von den Befragten, die nur im Homeoffice arbeiten, sind 77 Prozent glücklich im Job, bei den Beschäftigten mit Präsenzpflicht sind es mit 73 Prozent deutlich weniger. Ganze 58 Prozent der Menschen, die sehr oft über eine Kündigung nachdenken, haben eine volle Office-Präsenzpflicht.
Zudem hat sich gezeigt, dass von den Menschen, bei denen Beruf und Privatleben strikt voneinander getrennt sind, 82 Prozent glücklich mit ihrem Job sind. Auch Ownership, also die Verantwortung und Entscheidungsfreiheit mit klaren Zielen, macht glücklich. Besonders schlecht für das Arbeitsglück sind laut der Studie schlechte Führung, schlechte Teamkultur und fehlende Kommunikation.
Tech-Branche als Spitzenreiter
Manche Faktoren sind wiedererkennbar, wenn man sich die Glücks-Scores der verschiedenen Branchen ansieht. In der Tech-Branche ist der Wert mit 7,4 am höchsten, gefolgt von der Beratung mit 7,2 Prozent. Am unglücklichsten sind die Menschen, die im Bereich Gesundheit (6,6), Finanzen (6,7) oder in der Kreativbranche (6,7) arbeiten.
Bei den Schlusslichtern handelt es sich um Branchen, die wenig Flexibilität ermöglichen oder mit starren Strukturen hadern, während vor allem im Tech-Bereich New Work und mobiles Arbeiten bereits zum Alltag gehören.
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Arbeitsglück verhindert Kündigung
Auch Arbeitgeber profitieren von Arbeitsglück, denn glückliche Mitarbeitende denken deutlich seltener über eine Kündigung nach. Während 68 Prozent der Befragten mit einem Score zwischen 1 und 5 regelmäßig darüber nachdenken, zu kündigen, sind es bei den Glücklichen nur 27 Prozent.
Der Work-Happiness-Report grenzt übrigens Glück klar von Zufriedenheit ab. Für Letztere reichen meist angenehme Arbeitsbedingungen und ein hohes Gehalt, während Glück ein Gefühl der Erfüllung und des Sinns bezeichnet. Dafür braucht es laut der Studie vor allem Sinnempfinden, Selbstverwirklichung und Gemeinschaftsgefühl – Dinge, die durch Selbstverantwortung und Flexibilität steigen und durch schlechte Führung und fehlende Kommunikation verhindert werden.