Xiaomis Smarthome-Chefin: „Wir haben das Potenzial, das größte AIoT-Ökosystem weltweit zu werden“
In der Lifestyle-Metropole Paris hat Xiaomi das ganz große Besteck aufgefahren. Der eigentlich für Smartphones bekannte Technik-Gigant präsentierte neben seinem ersten Zwei-in-Eins-Notebook, einem elektrischen Oberklasse-Roller, neuen Smart-TVs und einem Fitnessband über 70 vernetzte Produkte für das smarte Zuhause. Die Botschaft: So ein großes Sortiment in diesem Bereich bietet in Westeuropa keine andere der großen Tech-Marken. Am Rande des Launch-Events sprachen wir mit Canny Zhou.
Sie verantwortet die Produkte, die unter „AIoT“ zusammengefasst sind – einem Kofferwort aus Artificial Intelligence (künstliche Intelligenz) und dem Internet of Things, das unter anderem das Smarthome per Sensoren und Cloud-Technik vernetzt. Von ihr wollten wir wissen, welche Chancen Xiaomi sieht, sich hierzulande als eine führende Größe im Bereich Smarthome zu etablieren. Sie gab uns Einblicke in die Ausbaupläne des Hardware-Portfolios sowie der Software-Plattform Xiaomi Home und in das künftige Wettbewerbsverhältnis zu den US-Giganten Amazon, Google und Apple.
t3n: Ökosysteme zu bauen, ist derzeit die dominante Wettbewerbsstrategie. Ihr Hardware-Sortiment wird immer dichter, aber eine gemeinsame Software-Plattform gibt es nicht, obwohl das den Zugang für Kund:innen womöglich erleichtern könnte. Gibt es Pläne, Apps wie Xiaomi Home oder Zepp Life (ehemals Mi Fit) zu kombinieren?
Canny Zhou: Wir verfügen über eines der größten Ökosysteme der Welt. In China haben wir gemessen an der verfügbaren Anzahl der Produkte schon das größte, und wir arbeiten daran, noch mehr Produkte auch nach Westeuropa zu bringen. Allein heute hier in Paris haben wir über 70 verschiedene Produkte aus verschiedenen Themenbereichen auf der Ausstellungsfläche, die in Europa verfügbar sind.
Xiaomi hat zudem die weltweit führende AIoT-Plattform für Verbraucher:innen geschaffen, mit mehr als 478 Millionen verbundenen intelligenten Geräten – ohne Smartphones, Tablets und Laptops! Denn nicht jedes einzelne Produkt muss tief in unsere gemeinsame Software-Plattform integriert sein, wenn es dafür keinen Anwendungsfall gibt. Etwa das Xiaomi Book S 12.4 in die Smarthome-App Xiaomi Home zu integrieren, würde Kund:innen keinen Mehrwert bieten – ganz im Gegensatz zum neuen Xiaomi Electric Scooter 4 Pro, dessen Akkustand sich zum Beispiel in der App ablesen lässt, und über die man auch die Stärke der Rekuperation einstellen kann.
Wir haben derzeit keine Pläne für die „Eine App für Alles“, die die Xiaomi-Home-App und die Mi-Fitness-App kombiniert. Die Xiaomi-Home-App ist dafür gedacht, die Steuerung des Zuhauses zu erleichtern. Und es gibt auf jeden Fall noch viele Produkte, mit denen wir das Smarthome der Menschen in Zukunft bereichern wollen.
Mit welcher neuen Hardware können wir rechnen?
Unser Ziel lautet, Kund:innen in allen Bereichen der Haushaltselektronik Mehrwert zu bieten. Derzeit liegt der Fokus auf kleinen Küchengeräten und Unterhaltungselektronik, nachdem wir erst kürzlich unser Portfolio im Bereich Sauberkeit mit den Luftreinigern der Xiaomi-Smart-Air-Purifier-4-Series und den neuen Saug- und Wischrobotern der Mi-Robot-Vacuum-Mop-Series erweitert haben.
Als nächsten großen Schritt wollen wir das System auch um große Haushaltsgeräte erweitern, etwa Kühlschränke, Klimaanlagen und Waschmaschinen. In China sind wir damit schon erfolgreich, aber innerhalb der nächsten zwei Jahre wollen wir Produkte aus diesen Kategorien zum gewohnt besten Verhältnis zwischen Preis und Leistung auch in Westeuropa anbieten.
Sie sagten, dass das Xiaomi-Home-Ökosystem gemessen an der Anzahl der verfügbaren Produkte schon jetzt eine der größten Smarthome-Plattformen sei. Hat Xiaomi Ambitionen, sich neben Amazon, Apple und Google als vierte Tech-Größe in diesem Bereich zu etablieren?
Ungeachtet unseres Marktpotenzials sehen wir uns weiterhin als Partner. Das verdeutlicht zum Beispiel die Integration von Alexa und Google Assistant in unsere jüngsten Smart-TVs wie die Xiaomi-TV-F2-Fire-TV-Series beziehungsweise die Xiaomi-TV-A2-Series. Daneben ist der Google Assistant beispielsweise in die Mi Smart Clock und den Mi Smart Speaker und in unsere Smartphones integriert, während sich Alexa auch auf zahlreichen Smartphones im Hands-free-Modus nutzen lässt.
Abgesehen davon handelt es sich um unterschiedliche Strategien. Der Fokus unseres Geschäftsmodells liegt noch etwas stärker auf Hardware-Angeboten als auf dem Ausbau einer Software-Plattform, wobei wir auch die künftig weiter kontinuierlich ausbauen werden.
Welche Pläne haben Sie für die Xiaomi-Home-Plattform?
Bisher haben wir uns darauf konzentriert, in Xiaomi Home das Angebot unserer Hardware sowie die einiger Partner zu bündeln.
Sie meinen hierzulande bekannte Marken wie Aqara, Yeelight oder Dreame?
Genau. Neben Hardware dieser Marken werden Kund:innen langfristig auch die Produkte weiterer Hersteller koppeln können. Wir werden die Plattform breiter aufstellen und für weitere Partner öffnen, um durch größere Auswahl ein noch besseres Smarthome-Erlebnis zu bieten.
Apropos, Partnerintegration: Der kommende Smarthome-Standard Matter hat ebenfalls zum Ziel, das Setup für Smarthome-Hardware plattformübergreifend sehr viel stärker zu vereinfachen, um Kund:innen eine bessere Interoperabilität zu ermöglichen. Aqara hat sich zu Matter bekannt. Wie steht Xiaomi zu Matter?
Unser Ziel ist es, unseren Nutzer:innen die Einrichtung, Steuerung und Automatisierung ihrer Smarthome-Geräte so einfach und komfortabel wie möglich zu gestalten. Das werden wir auch kontinuierlich durch neue Funktionen in der Xiaomi-Home-App sowie durch das Angebot von smarter Hardware in jeder Kategorie weiter vorantreiben. Mit unserem großen und sich ständig erweiternden Ökosystem aus Hard- und Software bieten wir bereits heute ein umfassendes und einzigartiges Gesamtpaket an. Selbstverständlich verlieren wir aber auch alle anderen technologischen Fortschritte im Smarthome-Bereich dabei nicht aus dem Blick.