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Chinesische Produktion kann auch fair laufen – sagen Unternehmen

Liest du diesen Artikel gerade auf deinem Smartphone? Dann hältst du viele kleine Teile in der Hand, die quer um die Welt gereist sind – und von denen meist nicht öffentlich bekannt ist, unter welchen Bedingungen sie produziert wurden.

4 Min. Lesezeit
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Das Innenleben eines Smartphones: Viele kleine Teile ergeben das große Ganze. (Foto: sasirin pamai Shutterstock)

Die Xinjiang Police Files: Sie waren eine der Schlagzeilen der vergangenen Wochen; Dokumente und Bilder aus den staatlichen Umerziehungslagern in China wurden der Welt zugänglich gemacht. Dabei besteht der Verdacht, dass China gegenüber Uiguren Menschenrechtsverletzungen begeht, schon länger – und die Volksrepublik ist für die westliche Welt nach wie vor ein wichtiger Handelspartner.

Unternehmen pochen auf Lieferstandards

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Unsere technischen Gadgets stammen zum Großteil aus chinesischen Produktionsstätten. Vielleicht auch aus solchen, in denen Zwangsarbeiter:innen arbeiten? Ausschließen lässt sich das nicht so einfach – auch wenn Unternehmen wie Apple auf ihre Lieferstandards pochen.

Die Lieferketten sind komplex. Es fängt an bei Seltenen Erden, die teilweise mit Kinderarbeit abgebaut werden, dann folgt eine Reihe von Zulieferern, die jeweils einen Puzzlestück für das große Ganze liefern. Die Namen dieser Zulieferer sind der Öffentlichkeit meist nicht bekannt. Auch Apple verriet erst 2021 in einer Liste seine Zulieferer im Jahr 2020. Die Vollständigkeit wird allerdings angezweifelt.

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Die Kette der Zulieferer ist lang

Eine neue Aufstellung gab es seitdem nicht. Auf besagter Liste finden sich keine Zulieferer, die mit Xinjiang direkt in Verbindung gebracht werden können. Allerdings finden sich auf der Liste viele chinesische Produktionsstellen. Auch Intel ist dabei: Der Konzern stand in der Kritik, da er mit Zulieferern gearbeitet hat, die in Verbindung mit Zwangsarbeiter:innen aus Xinjiang stehen. Der Fall zeigte schon: Auch wenn die direkten Zulieferer auf den ersten Blick keine Verbindung zur Zwangsarbeit zeigen, kann sie sich dennoch dahinter verbergen.

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Das zeigen zum Beispiel auch Vorwürfe gegen Samsung. Das Unternehmen hat sich, wie Sony, 2019 aus der Produktion in China zurückgezogen. Seine Zulieferer stammen teilweise weiterhin aus der Volksrepublik, wie eine veröffentlichte Liste zeigt. Auf ihr findet sich keine direkte Verbindung nach Xinjiang – allerdings gab es schon 2020 Vorwürfe gegen das südkoreanische Unternehmen, dass auch seine Zulieferer mit Zwangsarbeit in Verbindung stehen sollen. Kompliziert wird es noch dadurch, dass der Verdacht besteht, dass Uiguren auch an anderen Orten in China, außerhalb von Xinjiang, unter Zwang arbeiten müssen.

Auch für die Produktion in Deutschland kommen Teile aus Asien – oder?

Das im Einzelfall aufzudecken, ist schwer, schließlich sind die Produktionsketten verzweigt. Gleichzeitig ist die Produktion in China natürlich auch nicht zwangsläufig von Zwangsarbeit betroffen – das zeigen gerade die Beispiele kleinerer Unternehmen. Carbon Mobile gibt beispielsweise an die Fertigung nach Deutschland geholt zu haben. 2020 schrieb das Handelsblatt noch von der Produktion in China. Mit dem Produktions-Standort Deutschland will das Unternehmen laut eigener Aussage die „bestmöglichen Arbeitsbedingungen leisten“. Das Berliner Unternehmen fertigt die Handys aus Karbonfaser. Karbon ist dabei bezüglich seiner Wiederverwertbarkeit umstritten. Das Stoff ist in der Smartphone-Hülle, aber was steckt im Inneren? Woher die einzelnen Komponenten kommen, wird auf der Internetseite nicht verraten.

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Auch Gigaset legt laut eigenen Angaben Wert auf die Produktion in Deutschland. Der Telefon-Hersteller, der früher zum Siemens-Konzern gehörte, wirbt mit „Made in Germany“. Teilweise stimmt das auch: Zusammengeschraubt werden die Telefone – Gigaset ist besonders für Festnetzgeräte bekannt – in Bocholt. Die verbauten Teilen kommen jedoch nicht aus dem Ort in Nordrhein-Westfalen, sondern aus Asien. Von der Hauptplatine bis zum Gehäuse sind die Einzelteile nicht „Made in Germany“. Wer genau die Zulieferer sind, ist nicht bekannt, da Gigaset keine Liste veröffentlicht. Somit ist es für Außenstehende nicht zu erkennen, unter welchen Bedingungen die Einzelteile produziert worden sind.

Fairphone produziert in China

Auf mehr Transparenz setzt Fairphone. Das Unternehmen hinter den gleichnamigen Smartphones steht für eine nachhaltige Produktion – auch wenn die Zulieferer aus der ganzen Welt stammen. Das Unternehmen hat für Fairphone 2 und 3 je eine Liste mit Zulieferern veröffentlicht. Bei beiden Modellen sitzt der Großteil der Zulieferer in China – Unternehmen mit Sitz in Xinjiping sind nicht dabei. Die Listen sind laut Angaben auf dem Stand von 2019. Dazu veröffentlich das Unternehmen jährlich Berichte zu seinem Engagement bezüglich der Zulieferer – der jüngste ist vom November 2021. Fairphone produziert in China und setzt sich nach eigenen Angaben für faire Arbeitsbedingungen ein.

Produktion in China kann auch nachhaltig sein

Das ist auch einer weiteren deutschen Firma wichtig: Shift. Das laut eigenen Angaben familiengeführte Unternehmen produziert deshalb allerdings in China. Laut dem „Wirkungsbericht“ von Shift sei das nachhaltiger. Warum? Die empfindlichen Teile für das Shiftphone müssten aufwendig verpackt transportiert werden – das sorge unter anderem für Müll. „Nahezu alle wichtigen Teile kommen aus dem asiatischen Raum“, schreibt Shift.

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So oder so haben also die Handyhersteller, auch wenn sie nicht in China produzieren, eine Verbindung über die verbauten Einzelteile in das Land. Daher ist eine Überprüfung der Arbeitsbedingungen der dortigen Mitarbeiter:innen sehr wichtig – schließlich gibt es Vermutungen, dass in den Umerziehungslagern Festgehaltene teilweise landesweit bei Firmen eingesetzt werden. Zudem ist auch ein Rückzug aus der Produktion in China keine Garantie für faire Arbeitsbedingungen: Unternehmen verlagern ihre Produktion in andere asiatische Länder, wo teilweise Menschen unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen für Hungerlöhne arbeiten müssen.

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