Nachhaltigkeit ist in aller Munde und viele Industriezweige – selbst Autobauer – sehen allmählich zu, ihre Produkte möglichst klimafreundlich und umweltschonend zu entwickeln und zu produzieren. Auch in die Gadgetwelt ist dieser notwendige Trend geschwappt, allerdings mutet er bei den meisten Unternehmen eher zaghaft an. So verzichten einige Smartphone-Hersteller wie Apple und Samsung auf das Netzteil im Lieferumfang und wollen damit Tonnen Elektroschrott verhindern und CO2-Emissionen reduzieren. Manche setzen zudem bei ihren Schutzhüllen auf recyceltes Plastik.
Manche Smartphones sind nahezu unreparierbar
Bei den Smartphones selbst sieht es in den meisten Fällen komplett anders aus: Die meisten Hersteller verkleben ihre Geräte so, dass sie nicht von Besitzer:innen repariert werden können. Der Ausfall bestimmter Hardware-Komponenten führt dadurch oftmals zu einem Totalausfall, sodass Geräte direkt dem Sondermüll zugeführt oder nur teuer in zertifizierten Reparaturzentren gerettet werden können. Ein aktuelles Beispiel ist das iPhone 13, bei dem ein Displaytausch von dritten Reparaturdienstleistern die Face-ID-Gesichtserkennung deaktiviert.
Abgesehen davon gilt Apple als eines der wenigen Unternehmen, die einem Greenpeace-Bericht von 2017 (es gibt keinen aktuelleren) am ehesten auf Nachhaltigkeit setzen: vor allem in den Bereichen Transparenz und Engagement zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks. Apple habe sich auch zum Ziel gesetzt, auf 100 Prozent erneuerbare Energie zu setzen – bis 2030 sollen zudem die Lieferkette und Produkte CO2-neutral sein, so der Plan. Weniger rosig sieht es dem Greenpeace-Report bei den großen Playern wie Samsung, Xiaomi oder Oppo aus, die allesamt schlechte Noten erhalten.
Lichtblick hinsichtlich Lieferkettentransparenz und nachhaltiger Produktion ist dem Bericht nach das Social Business Fairphone. Das 2010 gegründete Unternehmen hat sich zum Auftrag gemacht, den großen Techriesen zu zeigen, dass es möglich ist, Smartphones nachhaltig und fairer zu produzieren. Der Hersteller konstruiert seine Geräte zudem modular, sodass Besitzer:innen sie zum Großteil selbst auseinandernehmen und reparieren können. Die Geräte sahen bislang jedoch nicht sonderlich attraktiv und modern aus. Mit dem neuen Modell, dem Fairphone 4, hat das Unternehmen allerdings einen großen Schritt geschafft, sein Produkt nicht nach einem modularen Gerät aussehen zu lassen. Sicher: So schlank und kompakt wie ein iPhone oder Galaxy-Smartphone ist es noch nicht und wird es womöglich auch nie sein. Dafür lässt es sich aber über einen längeren Zeitraum als zwei Jahre – die durchschnittliche Lebensdauer eines Smartphones – hinweg nutzen.
Lange Software-Garantie ist genau so wichtig wie reparierbare Smartphones
Auch aufseiten der Software, die genauso wichtig wie intakte Hardware ist, will Fairphone Akzente setzen: Bis zu sechs Jahre Softwareupdates soll das neue Modell bekommen, sodass es laut Hersteller bis 2027 sicher genutzt werden kann. Viele Hersteller bieten nur Updates für zwei Jahre an und lassen die Geräte danach im Stich. Mittlerweile bewegt sich zwar etwas in diesem Bereich und einige folgen dem Vorbild Apple, das seine iPhones für bis zu sechs Jahre mit Updates versieht. Einige Android-Smartphonebauer ziehen zwar ein wenig mit, nach vier Jahren ist aber bislang Schluss.
Der Grund für die kürzere Updatezeit in der Android-Welt liegt auf der Hand: Hersteller wollen neue Geräte verkaufen, da sie im Unterschied zu Apple oder Google kaum andere Einnahmemöglichkeiten haben. Sie machen nahezu ausschließlich Umsatz mit dem Verkauf neue Hardware, nicht mit Diensten. Nichtsdestotrotz müsste aus Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsaspekten ein Strategiewechsel stattfinden, um weniger Elektroschrott zu erzeugen und Smartphones eines längere Lebensdauer zu geben.
Wie das funktionieren soll, ist die große Frage. Unter anderem müssten Hersteller womöglich die Preise für ihre Geräte erhöhen, um etwa die Softwareentwicklung so zu finanzieren. Damit würden womöglich Einsteigersmartphones, die bisher für unter unter 200 Euro zu haben sind, etwas teurer. Auf der anderen Seite könnten Unternehmen letztlich die Softwareentwicklung von Budget- durch ihre hochpreisigen Geräte querfinanzieren. Wie auch immer die Lösung sein wird, sollte das Ziel sein, Smartphones und andere Technik länger nutzbar zu machen als bisher.