Zalando überholt als Gewinner in der Coronakrise sogar Amazon
Der Fashion-Marktplatz Zalando profitiert von veränderten Einkaufsverhalten der Kunden während der Coronakrise. Gegen den gesamten Markttrend wächst der Modespezialist, selbst Amazon scheint schlechter abzuschneiden als Zalando.
Zalando steigert Umsatz trotz Krise
Im ersten Quartal 2020 steigerte sich der Umsatz von Zalando um knapp elf Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Wegen der Folgen der Coronakrise, wie der geringeren Nachfrage im März sowie Sonderabschreibungen auf den Warenbestand in Höhe von 40 Millionen Euro, fiel jedoch in den ersten drei Monaten des Jahres ein Verlust vor Zinsen und Steuern von 98 Millionen Euro an. Im ersten Quartal 2019 hatte Zalando operativ noch rund sechs Millionen Euro verdient.
Eigentlich erwarteten Analysten und Zalando selbst deutlich schlechtere Ergebnisse, die im Februar gesteckten Ziele wurden aufgrund der Krise widerrufen. Die Aktie von Zalando zog in den ersten Handelsminuten um fast 12 Prozent auf 54,18 Euro an – damit ist das Unternehmen an der Börse mit knapp 14 Milliarden Euro bewertet.
Auch die Gesamtjahresprognose weckt positive Erwartungen: Die Erlöse sollen 2020 um 10 bis 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert von 6,5 Milliarden Euro zulegen, teilte das Unternehmen am Mittwochabend in Berlin mit.
Zalando gewinnt im Vergleich zu Amazon und der Fashion-Branche
Die Unternehmensberatung Mckinsey diagnostiziert der Fashion-Branche düstere Aussichten. Das Beratungsunternehmen führt aus, das die Marktkapitalisierung der Branche um nahezu 40 Prozent gesunken sei, ein deutlich tieferer Fall im Vergleich zum Gesamtmarkt. Die Analysten rechnen mit einem Umsatzrückgang zwischen 27 und 30 Prozent.
Die Aussichten der Onlinehändler in der Fashion-Branche sind hingegen positiver: Der aktuelle Shopping Index von Salesforce, der auf dem Echtzeitkaufverhalten von über einer Milliarde Käufer weltweit basiert, sieht im Vergleich zum Vorjahr einen Bestellanstieg von 19 Prozent bei deutschen Onlinehändlern. Sportbekleidung soll laut Salesforce ein Umsatzwachstum von 31 Prozent aufweisen. Auch das Institut für Handelsforschung Köln (IFH) stellt in Konsumentenbefragungen fest, dass der Anteil der Kunden, die bevorzugt online Mode einkaufen, von 25 Prozent im März auf 40 Prozent im April angestiegen ist.
Auch Amazon soll laut Daten der Amazon-Agentur Remazing mit Umsatzrückgang im Fashion-Bereich zu kämpfen haben. Die Agentur wertet Effekte der Coronakrise auf den Werbemarkt auf der Amazon-Plattform aus, darunter auch die Umsätze, die von Werbetreibenden über Amazon generiert werden. Als klaren Kategorie-Verlierer macht Remazing dabei den Fashion-Bereich aus. Seit der Bekanntgabe der ersten Einschränkungen in der Coronakrise sei der Umsatz in der Kategorie signifikant gefallen, so das Unternehmen.
Marktplatz-Erfolgsmodell: Einzelhandel verkauft auch über Zalando
Während der Coronakrise hat Zalando seinen Marktplatz verstärkt mit dem Einzelhandel verbunden und Sonderkonditionen eingeräumt. Laut Unternehmensangaben sollen alleine am Osterwochenende über 35.000 Artikel vom stationären Einzelhandel an Zalando-Kunden ausgeliefert worden sein. Im Moment bindet Zalando rund 1.500 stationäre Geschäfte ein, die während der Krise zum Marktplatz-Programm dazugestoßen sind.
Der Einfluss der Einzelhändler auf den Umsatz dürfte zwar noch nicht groß ins Gewicht fallen, aber der Marktplatz wird langfristig von dieser Entwicklung profitieren. Es wird mehr und mehr Umsatz vom stationären Handel in den Onlinehandel umgeschichtet. Und Zalando setzt sich im Gegensatz zu Amazon als Partner des Handels besser in Szene.
Die Tatsache, dass Kunden auf dem Zalando-Marktplatz mittlerweile mit der Filteroption „Lieferung“ und „Direkt aus einem Geschäft“ gezielt beim stationären Handel bestellen können, deutet darauf hin, dass ein gestiegener Bedarf beim Endkunden für diese Option da ist. Das wird das Umsatzwachstum bei Zalando zumindest unterstützen.
Mit Material von dpa.