10 Tipps, wie Unternehmen familienfreundlicher werden können

Durch das Homeoffice müssen immer mehr Arbeitgeber Familie und Beruf unter einen Hut bringen. (Foto: goodluz / shutterstock)
Unsere Arbeitswelt wandelt sich rasant und immer mehr Frauen und Männer fordern eine echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf von ihren Arbeitgebern. Die Dringlichkeit hat sich durch die Folgen der Corona-Pandemie verstärkt. Das führt dazu, dass eine familienfreundliche Kultur nicht mehr nur „nice to have“ ist, sondern darüber entscheidet, ob ein Unternehmen erfolgreich ist oder nicht. Vielen Unternehmen fällt es noch immer schwer, sich für konkrete Ideen zu entscheiden. Alle, die unentschlossen sind, finden hier zehn Maßnahmen.
1. Werte sind das A und O
Was bringen die tollsten Benefits für Eltern und Familien, wenn sich niemand traut, sie zu nutzen und sie von den Führungskräften nicht vorgelebt werden? Viel wichtiger als das reine Vorhandensein von Möglichkeiten ist die gelebte Kultur. Sie bestimmt, ob Unternehmen auch wirklich meinen, was sie sagen. Doch wie können familienfreundliche Einstellungen gefördert werden? Ein wichtiger erster Schritt ist die Einführung eines Playbooks.
Darin können Organisationen aufschreiben, wer sie sind und was sie tun. Ein wesentlicher Teil sollte sich der Mitarbeiterfürsorge widmen und konkrete Werkzeuge an die Hand geben, um erfolgreich eine positive Kultur im Unternehmen zu leben und zu fördern. Natürlich ist es damit nicht getan. Führungskräfte sollten das Wertegerüst fest in das Onboarding integrieren und es ständig hinterfragen und weiterentwickeln.
2. Ein zusätzlicher Elternurlaub fördert das Wohlbefinden von Eltern und Kindern
Die ersten Lebensjahre sind von großer Bedeutung, wenn es um das Wohlbefinden im späteren Leben geht. Inzwischen weiß man, dass Väter in dieser frühen Entwicklungsphase eine genauso wichtige Rolle spielen wie Mütter. Ebenso ist bekannt, dass die Mehrzahl der Männer gerne mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen würde.
Doch was hält sie davon ab, in Elternzeit zu gehen? Die kurze Antwort: Geld und Angst um die eigene Karriere. Um sowohl Mütter als auch Väter zu motivieren, sollten Unternehmen eine bezahlte Elternzeit von mindestens einem Monat einführen. Diese zusätzliche Zeit macht Eltern nachhaltig glücklicher.
3. Eine Eltern-Community für den Austausch untereinander
Wie komme ich am schnellsten an einen Kitaplatz oder eine Babysitterin für mein Kind? Wie gehen andere mit der Covid-Pandemie um? (Werdende) Eltern haben etliche Fragen rund um das Elternsein und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eine eigene Community im Unternehmen fördert den Austausch und kann eine große Hilfe im beruflichen Alltag sein. Auch externe Expertinnen und Experten können zu virtuellen Sessions eingeladen werden, um Orientierung zu wichtigen Themen rund um die Erziehung zu geben. Am einfachsten lässt sich eine Gemeinschaft über einen Kanal in einem Messenger wie Slack ins Leben rufen. Hier können unkompliziert Informationen, Tipps, Bilder und Videos geteilt werden. Oder einfach ein Post, der anderen Eltern zwischendurch Kraft gibt.
4. Have Fun Working and Parenting
Vor allem Eltern, die ihre Kinder aufgrund von Lockdowns und Quarantäne zu Hause betreuen oder unterrichten, fehlt die Interaktion mit den Kolleginnen und Kollegen. Um den Zusammenhalt der Eltern im Unternehmen und den Spaß zu fördern, sind Eltern-Kind-Veranstaltungen eine willkommene Abwechslung. Beliebte Formate sind monatliche Kaffeerunden, eine Versammlung mehrmals im Jahr oder ein „Spiel und Spaß“-Tag, an dem Eltern ihre Kinder mitbringen. Letzteres sollte im Unternehmen stattfinden und ist eine tolle Möglichkeit, seine Kinder für das, was man tut, zu begeistern.
5. Unterstützung bei Krankheit und in Sondersituationen
Ob ein krankes Kind oder ein erfreuliches Ereignis wie die Geburt des Kindes: Häufig reichen die gesetzlichen Tage nicht aus, um alles unter einen Hut zu bekommen. Arbeitgeber können jedoch noch mehr tun, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlasten. Zusätzliche und voll bezahlte Ausgleichstage geben Müttern und Vätern die benötigte Zeit, um besondere Situationen zu meistern.
Sogenannte Emergency- und Family-Days von mehr als einem Monat pro Jahr sind inzwischen keine Seltenheit mehr. Um Eltern in besonderen Situationen wie einer Kitaschließung zu helfen, können Arbeitgeber auch mit konkreten Angeboten unterstützen: zum Beispiel mit digitalen Musikstunden oder Online-Sportkursen für deren Kinder.
6. „No Meeting Hours“ und Familienzeiten für mehr Quality-Time
Viele Eltern kennen die Situation: Es gibt einen positiven Corona-Befund in der Schule und die Kinder müssen kurzerhand zu Hause betreut werden. In diesem Fall können Zeiten, in denen keine Meetings stattfinden, eine große Entlastung sein. Immer mehr Unternehmen führen für die gesamte Belegschaft „Work Alone“-Zeiten zum Beispiel an zwei oder mehr Tagen in der Woche ein.
Während dieser Phasen steht es Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern frei, an Videokonferenzen teilzunehmen oder sich stattdessen auf die Familie oder „Deep Work“ zu konzentrieren. Auch Tage, an denen sich Eltern eine Familienzeit zwischen 16 und 20 Uhr nehmen, werden immer beliebter.
7. Vollzeit, Teilzeit und Jobsharing?
Um Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr Flexibilität zu bieten, können Unternehmen neben den klassischen Arbeitsmodellen das Jobsharing fördern. Dabei teilen sich zwei oder mehr Angestellte eine Vollzeitstelle und legen Aufgaben, Verantwortungsbereiche sowie Arbeitszeiten flexibel untereinander fest. Das Jobsharing kann auf unterschiedliche Arten wie zum Beispiel durch Topsharing bei Führungspositionen umgesetzt werden und eröffnet zahlreiche Vorteile wie eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit, Produktivität sowie eine gesteigerte Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern.
8. Homeoffice-, Distributed- und Flex-Work
Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung und neue Arbeitsformen wie zeitlich und räumlich flexible Arbeit vielerorts möglich gemacht oder beschleunigt. Doch welche Lösung ist am besten für Mütter und Väter geeignet? Die richtige Mischung ist entscheidend!
Laut einer Analyse sind vor allem Mütter im Homeoffice mit dem Familienleben zufriedener als Mütter, die weiterhin vor Ort beim Arbeitgeber sind. Auch Väter nutzen die gewonnene Zeit bei eingesparten Pendelwegen für die Familie. Was die Höhe der wöchentlichen Arbeitszeit betrifft, ist besonders ein Modell beliebt: das Jahres- oder Lebensarbeitszeitkonto. Dabei sparen die Arbeitgeber Gehalt oder Arbeitszeit an, um sich später eine bezahlte Freistellung von der Arbeit zu finanzieren.
9. Mehr Diversität im Unternehmen erhöht die Akzeptanz für Familien
Ein ausgeglichener Mix aus Frauen und Männern, Eltern sowie LGBTIQ-Gruppen im Unternehmen führt zu mehr Akzeptanz und einer höheren Zufriedenheit in der Belegschaft. Doch warum ist das so? Was Eltern betrifft, existieren viele Synergieeffekte der gelebten Führungskompetenz in der Familie und jener im Unternehmen. Eine gute Mutter oder ein guter Vater traut seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etwas zu, fördert, lobt und kritisiert sie. Generell profitieren Teams, die Diversität leben, von den unterschiedlichen Charakterzügen, interkulturellen Kompetenzen und Erfahrungen der einzelnen Mitglieder.
10. Ansprechpartner für Familien im Unternehmen
Die Themen der Eltern, zum Beispiel beim Elterngeld, sind komplex und ab einer bestimmten Unternehmensgröße bietet eine Vertrauensperson einen großen Mehrwert. An sie oder ihn können sich Mütter und Väter bei Fragen und Problemen rund um das Elternsein wenden. In vielen Betrieben übernimmt diese Aufgabe das Personalteam. Ein wichtiger Pluspunkt für eine eigene Ansprechpartnerin ist jedoch die Vertraulichkeit und die Unabhängigkeit.