11 Milliarden Euro Umsatz: Otto Group positioniert sich weiter erfolgreich gegen Amazon
Das aktuelle Geschäftsjahr, das Ende Februar zu Ende geht, wird die Otto Group nach ersten Prognosen mit einem Onlineumsatz von fast elf Milliarden Euro gegenüber 9,9 Milliarden Euro im Geschäftsjahr zuvor abschließen. Auf Deutschland entfallen dabei voraussichtlich fast 7,6 Milliarden Euro gegenüber sieben Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.
Zufrieden zeigt sich das Unternehmen mit dem Wachstum und der zunehmenden Positionierung als Omnichannel-Retailer. Eine entscheidende Größe, die das Geschäft bestimmt hat, war auch im ablaufenden Geschäftsjahr wiederum die Pandemie. Doch während im Vorjahr trotz längerer Geschäftsschließungen der Modebereich empfindliche Einschnitte hinnehmen musste, ist dieser Markt inzwischen wiederbelebt – die Kund:innen kaufen (auch) online. Ein beeindruckendes Wachstum, wie das Unternehmen es nennt, habe man auch bei Möbeln und Wohnaccessoires verbuchen können. Und eine weitere Entwicklung setzt sich fort: Das Marktplatzgeschäft wächst stärker als der direkte E-Commerce.
Insgesamt gehören rund dreißig wesentliche Konzerngesellschaften zur Unternehmensgruppe – und die wachsen global in ihrem E-Commerce-Umsatz um knapp zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, in Deutschland immerhin um fast neun Prozent.
„Als Konzern mit großen, im Multichannel aktiven Unternehmensgruppen sehen wir jedoch gleichzeitig die erwartete Normalisierung im Vergleich zum ersten Jahr unter Pandemie-Bedingungen“, erklärt Sebastian Klauke, Konzern-Vorstand E-Commerce, Technologie, Business Intelligence und Corporate Ventures. So haben sich die Wachstumsraten im Jahr 2021 nach den extrem hohen Zuwächsen im ersten Jahr der Pandemie erwartungsgemäß etwas abgeschwächt.
Online oder offline? Die Frage ist immer weniger relevant
Auffällig sei, dass das Zusammenspiel zwischen dem Onlinehandel und den Läden funktioniert: Einerseits wachsen Unternehmensteile wie die Witt-Gruppe oder Manufactum auch online, wenn auch etwas weniger als im Vorjahr, andererseits kommen die Leute auch wieder vermehrt in die Läden zurück, wie es ein Unternehmenssprecher formuliert.
Teils liegen die Umsätze hier sogar bereits wieder auf Vorkrisenniveau. Dennoch: Besonders im Zweijahresvergleich zeigt sich die zunehmende Bedeutung des Onlinehandels. So hat der E-Commerce-Umsatz der Otto Group im Vergleich des aktuellen Geschäftsjahres mit dem Vorvorjahreszeitraum 2019/20 weltweit um etwa ein Drittel zugenommen. Rechnet man die Corona-bedingten Sondereffekte heraus, gibt es also ein durchaus beachtliches Wachstum. Die Gründe dafür sieht die Otto Group beispielsweise darin, dass der E-Commerce spätestens durch die Krise auch bei älteren, nicht onlineaffinen Zielgruppen angekommen ist – und wahrscheinlich ist es auch genau diese Zielgruppe, die mit den über Jahrzehnte etablierten Marken der Gruppe etwas anfangen kann.
Logistik hat durchgehalten – auch im Weihnachtsgeschäft
Zudem habe man auch in den letzten Monaten die Lieferketten aufrechterhalten können und sei ohne größere Engpässe ans Ziel gekommen – trotz aller Herausforderungen und Widrigkeiten profitiere man von der starken zuverlässigen Logistik, die die Otto Group insbesondere in Form des Lieferdienstes Hermes betreibt. So wickelte Hermes Germany allein im Weihnachtsgeschäft von Oktober bis Ende Dezember 2021 insgesamt rund 136,4 Millionen Sendungen in seinem logistischen Netzwerk ab – ein Allzeithoch.
In Zukunft will das Unternehmen die Digitalisierung weiter vorantreiben (und setzt dabei vermehrt auf kleine, wendige Startups, die in Teilbereichen den Konzern unterstützen), auf die Plattform- und Marktplatzstrategie setzen und Themen wie Social Commerce und Live-Shopping weiter etablieren. Hier experimentiere man bereits mit verschiedenen Unternehmensmarken und sehe, dass die Themen zwar bislang langsam kommen, aber durchaus bei verschiedenen Zielgruppen gleichermaßen funktionieren. Sebastian Klauke rechnet damit, dass der Trend hin zum E-Commerce weiter an Relevanz zunimmt, über alle Altersgruppen hinweg. Gleichwohl dürfte das Wachstum im kommenden Jahr nicht mehr ganz so hoch ausfallen wie in den beiden vergangenen Jahren.