In der Nacht zu Samstag konnte die Konkurrenzkapsel zur SpaceX Crew Dragon um kurz vor halb Drei an die internationale Raumstation ISS andocken. Immerhin mehr als 300 Kilogramm Fracht, darunter Vorräte für die Besatzung der ISS, hatte der Starliner geladen.
Starliner muss auf Backup-Triebwerke ausweichen
Spätere Starts des Transportmoduls sollen mit bis zu vier Mann Besatzung erfolgen. Dass diese Zulassung alsbald erteilt wird, scheint nach der Historie der Rückschläge und Misserfolge, die den Starliner begleiten, weiterhin unwahrscheinlich.
Denn auch beim jüngsten „erfolgreichen“ Start hatte es wieder Probleme gegeben. Während des Einschwenkens des Raumschiffs in die Erdumlaufbahn, rund 30 Minuten nach dem Start, waren zwei der Starliner-Triebwerke nicht wie erwartet gezündet.
Das erste Triebwerk war innerhalb einer Sekunde ausgefallen. Zwar hatte sich das Ersatztriebwerk sofort eingeschaltet, konnte aber den Triebdruck nur 25 Sekunden lang aufrechterhalten, bevor es ebenfalls ausgefallen war. Erst das dritte Backup-System konnte den Starliner auf Kurs bringen. Ein viertes Backup wäre ebenfalls noch verfügbar gewesen. Das berichtet Space.com.
Für den Boeing-Manager Mark Nappi ist das kein Grund zur Sorge: „Das System ist redundant ausgelegt, und es hat so funktioniert, wie es sollte.“ Allerdings werde das Team natürlich daran arbeiten, herauszufinden, warum „diese Anomalien“ aufgetreten sind.
Boeing Starliner: Teuer und fehleranfällig
Der Boeing Starliner wurde 2014 ebenso wie die Crew-Dragon-Kapsel von SpaceX von der Nasa ausgewählt, um Güter, vor allem aber Menschen ins All zu befördern. Boeing hatte dafür 4,2 Milliarden US-Dollar von der US-Weltraumbehörde erhalten, SpaceX 2,6 Milliarden. Während die Raumkapsel von SpaceX bereits 2020 erstmals Menschen zur ISS befördert hat, ist das dem wesentlich teureren Boeing-Projekt bislang noch gar nicht gelungen.
Bei einem ersten unbemannten Testflug im Dezember 2019 hatte die Starliner-Kapsel Probleme mit ihren Triebwerken. Dadurch hatte sie letztlich nicht genug Treibstoff, um die ISS zu erreichen, und musste vorzeitig zur Erde zurückkehren.
Ein zweiter Versuch im August 2021 musste wenige Stunden vor dem Start wegen Problemen mit Ventilen des Antriebssystems abgebrochen werden. Boeing war gezwungen, das Raumfahrzeug zur Fehlersuche in einen Hangar im Kennedy Space Center zu transportieren. Dort erwies sich die Suche nach dem Grund für das Festsitzen der Ventile als überaus aufwendig.
War zunächst gehofft worden, der Test müsse nur um Tage verschoben werden, zeigte sich bald, dass die Probleme tiefgreifenderer Natur waren. Erst zehn Monate später war die Kapsel für einen dritten Versuch bereit.