Boeing will seine Raumkapsel CST-100 Starliner in der ersten Hälfte des nächsten Jahres ins All bringen. Ein erster bemannter Flug wäre dann für Ende 2022 vorgesehen. Das teilte das Unternehmen in einem Briefing, das phys.org vorliegt, am Dienstag mit.
Boeing scheitert ein ums andere Mal fulminant
Der geplante Start 2022 wäre der dritte Versuch, das Projekt endlich auf die Erfolgsbahn zu schieben. Bei einem ersten unbemannten Testflug im Dezember 2019 hatte die Starliner-Kapsel Probleme mit ihren Triebwerken. Dadurch hatte sie letztlich nicht genug Treibstoff, um die ISS zu erreichen, und musste vorzeitig zur Erde zurückkehren.
Dann sollte CST-100 am 3. August 2021 von der Nasa-Basis Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida zur Internationalen Raumstation (ISS) fliegen. Dieser Versuch musste indes wenige Stunden vor dem Start wegen Problemen mit Ventilen des Antriebssystems abgebrochen werden. Boeing war gezwungen, das Raumfahrzeug von der Atlas-V-Rakete der United Launch Alliance zu entfernen und es zur Fehlersuche in einen Hangar im Kennedy Space Center zu transportieren. Dort erwies sich die Suche nach dem Grund für das Festsitzen der Ventile als überaus aufwendig. War zunächst gehofft worden, der Test müsse nur um Tage verschoben werden, zeigte sich bald, dass die Probleme tiefgreifenderer Natur waren.
Ventile durch normale Umgebungsfeuchtigkeit außer Gefecht gesetzt
Noch immer ist danach nicht klar, was mit den Ventilen der Starliner nicht in Ordnung ist. Wie Boeing am Dienstag erklärte, würden weiterhin Tests durchgeführt. Es könne aber sein, dass sie aufgrund von Feuchtigkeit oder Kondensation festsäßen. Laut Boeing-Chefingenieurin Michelle Parker sei es „wahrscheinlich“, dass „die normale Umgebungsfeuchtigkeit“ die Ursache für die Feuchtigkeit in den Ventilen war.
Wie Boeing das Problem lösen will, hat das Unternehmen nicht gesagt. Jedenfalls wird der Testflug erneut signifikant verschoben. Boeing-Manager John Vollmer nennt kein Datum, sondern gibt lediglich vage das erste Halbjahr 2022 als neuen Horizont an. Erweist sich der neuerliche Testflug als erfolgreich, legt Boeing Wert darauf, dass ein bemannter Test frühestens sechs Monate nach dem unbemannten erfolgen kann. Damit sprechen wir eventuell sogar über einen ersten bemannten Test im Jahr 2023 – je nachdem, wie schnell Boeing es aufs Start-Pad schafft.
SpaceX fliegt, Boeing steht
Boeing hat den Starliner im Auftrag der Nasa gebaut, um Astronauten zu befördern. Neben Boeing erhielt auch SpaceX einen ähnlichen Vertrag. Die Nasa wollte mit Milliardeninvestitionen die Abhängigkeit von russischen Raumschiffen reduzieren.
Während aber SpaceX seit 2020 für bemannte Flüge zertifiziert ist und bereits vier solche Missionen für die Nasa durchgeführt hat, hakt es bei Boeing schon vor dem Startversuch. Solange Boeing keine erfolgreiche unbemannte Mission durchgeführt hat, darf es keine Astronauten befördern. Die Geduld der Nasa in diesem Fall erscheint schon fast stoisch.