250 Jahre Spültoilette: Welche entscheidende Verbesserung Alexander Cumming ins Wasserklosett einbaute

Spülen, bitte. (Foto: Shutterstock / Zhuravlev Andrey)
„Sie waren der Bill Gates und der Steve Jobs ihrer Zeit. Sie waren diejenigen, die vor sich hin tüftelten und Visionen hatten, die ihre Zeitgenossen nicht fassen konnten.“ Mit diesen wuchtigen Worten feiert die Webseite theplumber.com eine Reihe von Erfindern, ohne die unsere Welt heute anders aussähe – und röche.
Die erste bezeugte Spültoilette
Die Reihe beginnt mit dem Dichter Sir John Harington (1560 – 1612), Höfling von Queen Elizabeth I. Wegen aufmüpfiger Texte fiel er bei ihr regelmäßig in Ungnade. Auch sonst hatte er es wohl nicht so mit den Konventionen: Statt sich wie alle anderen in einen Topf zu erleichtern, installierte er 1596 ein Wasserklosett in seinem Haus – die erste bezeugte Spültoilette der Geschichte. Sie bestand aus einem Wassertank, der die Exkremente über ein Ventil aus einer Schüssel spülen konnte. Das Ganze beschrieb Harington in einer detaillierten Bauanleitung. (Spätestens hier enden die Parallelen zu Gates und Jobs: Harington war offenbar ein Freund von Open Source.)
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Auf die Idee, menschliche Hinterlassenschaften mit Wasser wegzuspülen, waren schon die alten Römer gekommen. Allerdings benutzten sie für ihre (Gemeinschafts-)Latrinen einen kontinuierlichen Wasserstrom. Da aber die nötigen Kanäle nach dem Ende des römischen Reiches verfielen, mussten die Menschen ihr Geschäft wieder auf anrüchigere Art verrichten – in Plumpsklos oder Abtritten, auf Klostühlen oder Nachttöpfen. Oder in freier Wildbahn: Selbst vom Schloss Versailles ist dokumentiert, dass die Gäste und Gästinnen barocker Feste regelmäßig in den Garten oder gar ins Treppenhaus kackten.
Bis es Alexander Cumming stank
Haringtons Zeitgenossen und Zeitgenossinnen fanden es vor diesem Hintergrund offenbar ziemlich lächerlich, wegen der eigenen Ausscheidungen solch einen Aufwand zu betreiben. Und so wurde die nächsten zwei Jahrhunderte weitergeschissen wie gehabt, bis einem gewissen Alexander Cumming (circa 1732 – 1814) die ganze Sache stank. Er war ein wahres Multitalent als Mathematiker, Uhrmacher und Orgelbauer. Zu seinen Erfindungen zählen der erste zuverlässige Barograph sowie eine Maschine, die Gewebeproben in extrem dünne Scheiben schneiden konnte.
Was genau ihn dazu bewog, seine feinmechanische Begabung den menschlichen Verdauungsprodukten zu widmen, ist nicht überliefert. Gesichert ist jedoch, dass er 1775 mit dem englischen Patent Nr. 814 die Spültoilette in ihrer heutigen Form definiert hat. Sie wies eine entscheidende Verbesserung gegenüber Haringtons Version auf: Ein s-förmiges Abflussrohr („Siphon“) verhinderte, dass Gerüche aus dem Abfluss ins Haus drangen.

Alexander Cummings Spültoilette hatte erstmals ein Siphon, das Gerüche aus dem Abfluss fernhielt. (Bild: The National Archives (UK))
Auch arbeiten Forschende noch weiter an der Toilette
Wie Harington war auch Cumming seiner Zeit voraus, denn erst Jahrzehnte später begannen Wasserklosetts, sich zu verbreiten. Das erste deutsche WC wurde wahrscheinlich 1820 im Schloss von Bad Homburg eingebaut.
Auch im 21. Jahrhundert geht die Entwicklung weiter. So arbeiten Forschende beispielsweise an Konzepten, Urin und Kot schon in der Toilette zu trennen, damit sie sich besser weiterverwerten lassen. Und in Entwicklungsländern sind fehlende Toiletten noch immer ein Problem. Dadurch verseuchen Fäkalien das Trinkwasser, was Jahr für Jahr Millionen Kinder umbringt. Klassische Spültoiletten sind meist keine Lösung, weil sie zu viel Wasser und einen Anschluss an eine Kanalisation brauchen. Deshalb rief ein prominenter IT-Unternehmer 2011 die mit Millionenbeträgen geförderte „Reinvent the Toilet Challenge“ ins Leben. Sein Name: Bill Gates.