So pendeln 3,4 Millionen Berufstätige in Deutschland
In den vergangenen Jahren gab es bei den Pendlerzahlen einen deutlichen Anstieg: 1999 hatten erst rund 2,1 Millionen Menschen ihren Arbeitsort nicht in dem Land, in dem sie wohnten. 2019 waren es genau 3,396 Millionen. 2020 sank die Zahl leicht auf 3,381 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigte Bundesland-Pendler. Das geht aus der Pendler-Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt und die die Linke im Bundestag ausgewertet hat.
Wie viele Menschen wegen der coronabedingten Arbeit zu Hause vorübergehend nicht pendeln mussten, zeigen die BA-Zahlen nicht. Bei der Statistik werde ein Abgleich von Wohn- und Arbeitsort vorgenommen, erläuterte eine BA-Sprecherin. „Ob der Arbeitsort tatsächlich aufgesucht wird, kann nicht abgebildet werden.“
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Die meisten Pendlerinnen und Pendler zwischen den Bundesländern gab es im Jahr 2020 der Statistik zufolge mit 225.000 von Brandenburg nach Berlin, die wenigsten mit 41 von Bremen ins Saarland.
Am Beispiel des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen lässt sich sehen, wie ausgeprägt auch jenseits der Ballungsräume gependelt wird: 93.000 Beschäftigte wohnten in NRW, arbeiteten aber im benachbarten Niedersachsen, 64.000 im angrenzenden Hessen, aber auch 47.000 in Bayern und 38.000 in Baden-Württemberg.
2020 pendelten nach den Zahlen der Bundesagentur rund 408.000 ostdeutsche Beschäftigte in den Westen (2019: 415.000). Umgekehrt kamen aus Westdeutschland gleichbleibend rund 178.000 Beschäftigte zum Arbeiten in den Osten.
Linke fordert: Weg zur Arbeit muss bezahlbar bleiben
Vor dem Hintergrund der aktuellen Benzinpreisdebatte forderte die Linke-Sozialexpertin Sabine Zimmermann, Rücksicht auf Pendler zu nehmen. Es wäre „zynisch, wenn der Preis, um überhaupt zur Arbeit zu kommen, immer höhergeschraubt wird“, sagte sie der dpa.
Grünen-Chefin Annalena Baerbock war – gemäß dem Programmentwurf ihrer Partei – für eine Benzinpreis-Erhöhung von insgesamt 16 Cent eingetreten. Für den Vorstoß erntete sie viel Kritik. Der Grünen-Verkehrsexperte Stefan Gelbhaar forderte: Alle Menschen müssten klimaschonend zu ihrem Arbeitsplatz gelangen oder von zu Hause aus arbeiten können. Ausgebaut werden müssten dafür öffentlicher Nah- und Schienenfernverkehr. „Für kurze und mittlere Strecken brauchen wir ein Radwegenetz, mit dem Radfahren sicher zwischen allen Dörfern und Städten möglich ist“, sagte Gelbhaar der dpa. „Fahrrad und Bahn müssen einfach kombinierbar werden, etwa durch Leihfahrradsysteme und sichere Fahrradparkhäuser an Bahnhöfen.“
Für Menschen, die ein Auto für ihren Arbeitsweg oder ihre Arbeit bräuchten, müsse das Ladesystem flächendeckend ausgebaut werden. „Nicht zuletzt braucht es ein Recht auf Homeoffice und stabiles Breitbandinternet im ganzen Land, für alle Menschen, die ganz oder teilweise von Zuhause aus arbeiten.“
Auch Zimmermann plädierte zwar im Grundsatz für ein Ende des Verbrennungsmotors. Die Bundesregierung müsse aber den Weg zur Arbeit bezahlbar halten. Dazu gehörten der Ausbau der Bahn bei günstigen Tickets und bezahlbare Elektromobilität. Zimmermann sagte: „Den Beschäftigten werden Mobilität und teils lange Wege zum Arbeitsplatz abverlangt. Keine Bundesregierung, auch nicht die Grünen, haben daran bislang etwas ändern wollen.“ Gelbhaar warf Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) vor, in seiner Zeit als Verkehrsminister für keine der wichtigen Entwicklungen die Weichen richtig gestellt zu haben.
Zum Einfluss von pandemiebedingtem Homeoffice auf das Pendlerverhalten hatte das Statistische Bundesamt eine Erhebung angestellt. Demnach gab es ab März 2020 ein Rückgang beim Pendeln. Im April wurde der Rückgang stärker. Im Mai 2020 pendelten demnach schon wieder mehr Menschen. dpa
Ich würde mich für einen Mechanismus einsetzen, der die Zahl der zurückgelegten Kilometer reduziert. Egal wie, der Ansatz kann und sollte nicht sein, sie Bewegung bezahlbaren zu machen, sondern die Bewegung zu reduzieren. Das basiert auf einem einfachen physikalischen Grundprinzip, denn nur so lassen sich Ressourcen schonen.
Es pendeln ja nicht nur Menschen vom Land in die Stadt, sondern auch umgekehrt und viele fliegen dafür umher. Viele argumentieren mit dem Gehalt, aber nur, weil Bewegung so billig ist und die Folgen in dem Preis nicht reingerechnet wurden. So zahlen am Ende die Radfahrer indirekt die Sauerei mit.
Btw ich bin weder politisch grün noch jemand der nicht mit Begeisterung Auto fährt. Aber man darf auch ehrlich selbstkritisch bleiben/sein/werden.
Witzig dass grundlegende Vernunft immer als „grün“ verstanden wird. Was sagt das über die anderen aus?