4,7 Prozent Gehaltssteigerung in 2024 erwartet – so wollen Unternehmen das kompensieren
Die Gehälter in Deutschland haben sich lange Zeit nur gering entwickelt. Seit knapp zwei Jahren ist jedoch eine deutliche Dynamik zu beobachten. Die Einkommen steigen wieder – und das nicht zu knapp. Die sogenannten Nominallöhne sind bereits im ersten Quartal 2023 um satte 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal in 2022 gestiegen. Es handelt sich dabei sogar um den höchsten gemessenen Nominallohnanstieg für ein Berichtsquartal seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2008. Dafür gibt es zwei Gründe.
Inflation größter Treiber für höhere Gehälter
Erstens korreliert das Gehaltswachstum immer mehr mit dem drängenden Fach- und Arbeitskräftemangel. Zweitens treiben die durch die hohe Inflation steigenden Lebenshaltungskosten die Forderungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach mehr Geld in die Höhe. Wie sich die Gehälter im kommenden Jahr entwickeln dürften, hat das Beratungsunternehmen Kienbaum in seiner Gehaltsentwicklungsprognose 2024 für 46 Länder untersucht. Der Fokus liegt dabei besonders auf europäischen Unternehmen.
Mit knapp 92 Prozent gehen neun von zehn Unternehmen davon aus, dass der Druck auf die Gehaltsentwicklung auch 2024 weiter bestehen bleibt. Die befragten Unternehmenslenkerinnen und Unternehmenslenker erwarten Gehaltssteigerungen von 4,5 Prozent für das Top-Management und bis zu 5,4 Prozent für Spezialistinnen und Spezialisten sowie Fachkräfte. Im Durchschnitt beziffert Kienbaum die Gehaltserhöhung in Deutschland im Jahr 2024 auf 4,7 Prozent. Die Inflation bleibe dabei der wesentliche Treiber, heißt es.
Maßnahmen: Von Wachstum bis Personalabbau
Die Strategien der Unternehmen, um die hohen Gehaltskosten zu kompensieren, unterscheiden sich je nach Land, Branche und Unternehmensgröße tatsächlich kaum. Mit 68 Prozent planen rund zwei Drittel der Befragten, das Wirtschaftswachstum als Finanzierungsquelle zu nutzen – und das trotz der mehrheitlich pessimistischen Stimmung wirtschaftswissenschaftlicher Institute für den Gesamtmarkt. Mit 66 Prozent planen weitere zwei Drittel, die höheren Lohnkosten durch steigende Produktivität auszugleichen.
Der Maßnahmenkatalog der Arbeitgebenden sieht für Arbeitnehmende jedoch auch weniger erfreuliche Schritte vor. So ist die Verlagerung von Personal an günstigere Standorte für einige der befragten Unternehmen eine Option, um höhere Lohnkosten zu sparen. Immerhin jedes sechste größere Unternehmen plant derartige Maßnahmen, unter den kleineren ist es nur jedes zwanzigste. Auch kurzfristige Entlassungen stehen im Raum. Über den Abbau von Personal denkt derzeit immerhin jedes vierte befragte Unternehmen nach.