Im neuen Jahr wird – wie üblich – alles besser. Und auch, wenn wir alle zu alt und zu schlau sind, um an Neujahrsvorsätze zu glauben, können wir ihnen nicht wirklich widerstehen. Einer Befragung zufolge wollen sich fast 50 Prozent der Menschen, die Vorsätze haben, besser ernähren und mehr Sport treiben. Schaue ich mir die selbstoptimierte Gesellschaft so an, dann hat die andere Hälfte das vermutlich schon ganz gut im Griff.
Viel spannender: Ebenfalls knapp die Hälfte will mehr Geld sparen – euch wünsche ich in Zeiten der Inflation von Herzen viel Glück dabei. Und etwas mehr als 40 Prozent wollen mehr Zeit mit der Familie verbringen.
Die letzten beiden Themen sind spannend, weil sie viel mit unserer Arbeit zu tun haben. Die Arbeitszeit ist ein Teil unserer Lebenszeit. Und für sehr viele Menschen ist das Arbeitseinkommen das einzige Geld, das ihnen zur Verfügung steht. Wollen wir Zeit und Geld beeinflussen, dann müssen wir das Heiligtum betreten: Wir müssen unsere Arbeit neu verhandeln. Deshalb habe ich hier fünf konkrete Vorschläge, mit denen du deine Arbeit erst neu betrachten und dann verändern kannst.
1. Finde heraus, wie viel Wertschätzung du brauchst
In fast jeder Befragung zählt Wertschätzung zu den häufigsten Kündigungsgründen. Schuld sind dann die Vorgesetzten. Aber hast du schon einmal selbst konkret – und konstruktiv – über sie nachgedacht? Fehlt die Wertschätzung, schleicht sich das Gefühl als leichtes Unwohlsein an und eskaliert über Niedergeschlagenheit in Wut – und schließlich in die Kündigung. Was haben wir in diesem Moment erreicht? Genau: nichts.
Wer sich dagegen die Frage stellt, was Wertschätzung bedeutet und wie sie aussehen soll, der kann sie einfordern. Do that. Ein klares Bild schaffen und einfordern, was dafür nötig ist, ist die einfachste Methode, um zu bekommen, was man haben will.
2. Lass endlich deine Stellenbeschreibung anpassen
Arbeit verändert sich. Das ist normal und richtig und gut so. Aber für irgendwas bist du einmal eingestellt worden und danach richten sich dein Gehalt und deine Arbeitszeit. Und ich bin mir fast sicher, dass sich diese Tätigkeiten inzwischen verändert haben. Tätigkeiten ist ein sperriges Wort, es passt aber. Denn eine Stellenbeschreibung ist ein kleines Monsterchen der Bürokratie und natürlich wollen wir es nicht. Wir wollen was reißen! Sprich trotzdem mal über das, was du tust. Halt es gemeinsam mit deiner Führungskraft fest. Und beobachtet die Veränderungen.
Wenn du das machst, dann seid ihr beide gut über deine Leistungen und Fähigkeiten informiert – und über die Entwicklung. Vielleicht ist mehr Geld drin, mehr Verantwortung oder gegebenenfalls: Entlastung. Auch nicht schlecht.
3. Besteh auf deinem Namen
Mir platzt der Kragen, wenn ich lese, wie oft von „einer Kollegin“ oder „einem Mitarbeiter“ gesprochen und geschrieben wird. Die Menschen haben Namen. Du hast einen Namen. Wer etwas leistet, der sollte gefragt werden, ob der Name genannt werden soll. Selbst meine Dreijährige wehrt sich gegen den Spitznamen, der sich versehentlich eingebürgert hat. Das sollten Erwachsene auch hinkriegen. Dein Name ist das wichtigste Merkmal deines Arbeits-Ichs. Er sollte mit Informationen verknüpft sein.
4. Ermittle deine reale Arbeitszeit
Wie viel Zeit verbringst du im Dienste deiner Arbeit? Finde das einmal sehr ehrlich heraus. Zu deiner Arbeit gehört Lernen, vielleicht Styling, Pendeln, kurze Anrufe, ein paar Mails am Abend. Du musst mit dieser Information gar nichts machen. Niemand kritisiert dich dafür und es geht hier auch nicht darum, deinen Stundenlohn herunterzurechnen.
Aber wenn du nicht weißt, wie viel Zeit du mit Arbeit verbringst, dann weißt du auch nicht, wie viel frei gestaltbare Freizeit du hast. Wenn du bewusst leben willst, dann solltest du das aber wissen. Finde es heraus.
5. Ist Zeit für mehr Geld? Dann ist jetzt Zeit für mehr Geld
Wenn du mehr Geld willst, dann musst du da ran. Neulich sprach ich im Sportstudio über Gehälter und natürlich flog mir ein fröhliches „Über Geld spricht man nicht!“ entgegen. Doch. Über Geld spricht man. Denn tun wir es nicht, dann überlassen wir die Macht des Wissens jenen, die über Geld entscheiden. Und damit geben wir auch den letzten Einfluss ab.
Also sprich über Geld. Sag einer Handvoll Leuten, wie viel du für Aufträge nimmst oder wie hoch dein Einkommen ist, wie hoch dein letzter Gehaltssprung war, wie viel du auf welchem Level verdient hast. Teile Informationen und bitte andere, das Gleiche für dich zu tun. Und wenn du mehr möchtest: Leg dir eine Strategie zurecht und sprich es an.
Informationen sind die Grundlage jeder Veränderung. Das bedeutet, dass wir ehrlich mit uns selbst sein müssen und das will kein vernünftiger Mensch. Tut viel zu weh. Aber es hilft. Trau dich, ein paar Dinge über deine Arbeit und deine Bedürfnisse herauszufinden. Was du damit machst, kannst du immer noch selbst entscheiden.