500-Millionen-Euro-Projekt scheitert: Lidl bläst SAP-Software ab

Lidl bläst neue SAP-Software ab. (Foto: Shutterstock-oleschwander)
Nach sieben Jahren und Kosten von voraussichtlich mehr als einer halben Milliarde Euro hat Lidl die Einführung des neuen Warenwirtschaftssystems „Elwis“ jetzt gestoppt. Das berichtet die Heilbronner Stimme. Das geplante SAP-System sollte auf die Bedürfnisse des Lebensmitteldiscounters angepasst werden. Lidl befindet sich seit Jahren auf einem Expansionskurs. In fast allen europäischen Ländern hat der Discounter mittlerweile Filialen und wächst auch in den USA. Das neue Datensystem hatte die Aufgabe, die immer komplexeren Geschäftsgänge zu überwachen und die Filialen, den Einkauf und die Logistik zu steuern. Jetzt hat der Discounter jedoch die Reißleine gezogen.
Probleme mit neuem Datensystem: Lidl bläst neue SAP-Software ab
Bislang wurde das neue System nur in kleinen Filialen in Österreich, Nordirland und den USA eingeführt. Während der Implementierung zeigte sich jedoch, dass die von über hundert IT-Spezialisten entwickelte SAP-Version für umsatzstarke Länder nicht taugt. In einem der Heilbronner Stimme vorliegenden Schreiben an die Mitarbeiter heißt es, die eigentlichen Ziele seien „nicht mit vertretbarem Aufwand“ erreichbar. Experten zufolge habe das Projekt jedoch jetzt schon mehr als 500 Millionen Euro verschlungen – etwa für kostspielige IT-Berater und SAP-Lizenzen. Lidl hat sich demnach ein Milliardengrab geschaufelt.
„Keine Entscheidung gegen SAP, sondern für ein eigenes System.“
Derzeit will Lidl nach eigenen Angaben sein altes Warenwirtschaftssystem „Wawi“ weiterentwickeln, das eigentlich von „Elwis“ abgelöst werden sollte. „In der Kosten-Nutzen-Abwägung spricht alles für die Weiterentwicklung der Wawi“, gaben der Lidl-Vorstandsvorsitzender Jesper Hojer und Verwaltungsvorstand Martin Golücke den Mitarbeitern zu verstehen. Gegenüber der Heilbronner Stimme erklärte Lidl, der Entschluss sei „keine Entscheidung gegen SAP, sondern für ein eigenes System“ gewesen. In anderen Bereichen wolle man weiter mit dem Software-Konzern zusammenarbeiten.
Weil die Einführung eines neuen Datensystems nicht geklappt hat, musste auch die Deutsche Post vor drei Jahren hohe Verluste verbuchen. Ein IT-System mit dem Namen „New Forwarding Environment“ sollte 2015 ebenfalls helfen, die Geschäftsabläufe zu optimieren. Damals waren SAP sowie IBM angetreten, das Programm einzurichten. Sowohl im In- als auch im Ausland. Doch das System war extrem anfällig. Ein Jahr später, im Sommer 2016, galt NFE dann als gescheitert. Die Implementierung der individualisierten SAP-Module wurde abgeblasen. Experten sprachen ebenfalls von 500 Millionen verbrannter Euro.
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