8 kaum bekannte Fakten über Netflix und unser Streaming-Verhalten
1. 22,7 Millionen Deutsche nutzen Streaming-Abos
Die Gesellschaft für Konsumforschung (kurz: GfK) weiß nicht nur, dass Frauen zu Beginn des Jahres am liebsten die Serie „You – Du wirst mich lieben“ und Männer „The Big Bang Theory“ gestreamt haben. Sie weiß auch, über wie viele neue Abonnentinnen und Abonnenten sich die Dienste in Deutschland freuen können. Im ersten Quartal 2019 ist die Zahl der Bezahlabos nämlich um neun Prozent (im Vergleich zum Vorquartal) auf 22,7 Millionen gestiegen.
Dabei fallen 48 Prozent der Marktanteile auf Prime Video und 31,2 Prozent auf Netflix, wie Florian Kerkau vom Marktforschungsunternehmen Goldmedia auf der Republica 2019 berichtete. Bei der tatsächlichen, täglichen Nutzung dreht sich das Verhältnis aber – dann hat nämlich Netflix mit 52 Prozent klar die Nase vor Prime Video mit 36,7 Prozent. Diese Zahlen lassen sich auch durch das Teilen von Nutzeraccounts belegen (siehe Punkt 7).
2. 1,9 Millionen Deutsche streamen illegal
Obwohl die Zeiten von Torrent-Seiten und illegalem Streaming vorbei schienen, entsteht den Diensten und Verleihen nach wie vor ein riesiger Schaden von etwa 700 Millionen Euro im Jahr. Denn ganze 1,9 Millionen Deutsche machen sich noch immer die Mühe, hacken Pay-TV-Signale und quälen sich durch wackelige und verschwommene Aufzeichnungen aus dem Kino. Hauptsächlich trifft dies wohl auf junge Männer zwischen 18 und 23 Jahren zu.
Mit dem Siegeszug der Streaming-Abos ist das Thema etwas aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwunden. Denn erstmals seit Jahrzehnten gibt es genügend legale Alternativen. Die Vielzahl an neuen Diensten könnte das allerdings wieder ändern: Denn immer mehr Originale verschwinden hinter den Bezahlschranken, die man aktuell nicht durch ein Abo freigeschaltet hat.
3. 9 von 10 Inhalten schaffen es nicht über die Merkliste hinaus
Wann hast du eigentlich den letzten Film von deiner Merkliste geschaut? Genau, das passiert nämlich gar nicht so oft, wie man vielleicht annehmen könnte. Um genau zu sein: Lediglich fünf bis zehn Prozent der gemerkten Titel werden überhaupt mal gestreamt. Und je länger sich ein Inhalt auf der Watchlist befindet, desto unwahrscheinlicher wird es sogar.
Dabei dürfte es kaum verwundern, dass die Merkliste in Zeiten von On-Demand-Abrufen zu einem Sammelsurium an Skurrilitäten verkommt. Hier wurde einem mal eine Serie empfohlen und da hat der Algorithmus mal einen Neustart beworben. Alles wird gespeichert – nur was fehlt, sind die Dringlichkeit und der richtige Kontextbezug. Denn was man sich einmal gespeichert hat, wird womöglich nie wieder so relevant sein wie mit dem schnellen Klick auf „Merken“.
4. Empfehlungsalgorithmen sorgen für 70 Prozent aller Klicks
Und ein weiterer Aspekt spricht gegen die gute alte Watchlist: Heute sind unsere Feeds dank Walled Gardens und Bingewatching einfach so gut auf uns zugeschnitten, dass wir fast immer fündig werden. Youtubes Chief Product Officer Neal Mohan hat das 2018 sogar an einer Zahl festgemacht: 70 Prozent aller Klicks lassen sich auf den Empfehlungsalgorithmus der Plattform zurückführen.
Das erklärt dann auch, warum die Merkliste so schlecht performt – sie ist schlicht unnötig geworden. Denn wenn die neuen Vorschläge immer besser, spannender und relevanter sind, dann muss man einfach nie wieder an seiner eiserne Reserve ran und kann sich das für die wirklich harten Stunden aufsparen.
5. Kids-Content ist ein Treiber für Streaming-Abos
Zu den Milliarden-Ausgaben von Netflix und Co. ist bereits einiges geschrieben worden. Eine gar nicht so kleine Minderheit wird dabei aber oft außen vor gelassen: Kinder. Allein 2019 sollen für Animationsserien und anderen kindgerechten Content auf Netflix ganze 1,1 Milliarden US-Dollar investiert werden – das entspricht elf Prozent der Gesamtausgaben für Originals.
Wer in einem Haushalt mit Kindern lebt, wird wissen, dass insbesondere Qualität und Umfang von Kids-Content eine große Rolle bei der Wahl des festen Streaming-Abos spielen. Und Netflix hat sich vorgenommen, für jedes Familienmitglied zum One-Stop-Shop zu werden – jeder soll den für ihn passenden Inhalt finden.
6. Amazon wollte Netflix für 16 Millionen Dollar kaufen
Jüngst hat Netflix-Mitgründer Marc Randolph (hielt zum Start 30 Prozent der Anteile, Reed Hastings 70 Prozent) seine Memoiren „That Will Never Work“ veröffentlicht. Und darin erzählt er, dass Amazon-Gründer Jeff Bezos höchstpersönlich 1998 den jungen DVD-Versandhändler Netflix für einen Schnäppchenpreis irgendwo zwischen 14 und 16 Millionen Dollar kaufen wollte.
Damals war Netflix gerade mal zwei Monate alt und sollte Amazon den Weg ins Video-Segment ebnen. Doch Randolph und Hastings hatten Größeres vor. Denn mit dem Pivot zum Streaming und dem Fokus auf selbstproduzierten Inhalten konnten sie den Firmenwert auf heute 119 Milliarden erhöhen. Schließlich schlug Amazon ja dann 2011 beim Anbieter Lovefilm zu, den sie schrittweise zu Prime Video umbauen konnten.
7. Jeder 7. US-Nutzer teilt seinen Netflix-Zugang
In ihren AGB widersprechen alle Streamingdienste zwar ausdrücklich dem Teilen von persönlichen Nutzerdaten wie Passwörtern – aber aktiv etwas dagegen unternehmen tun sie auch nicht. Entsprechend hoch ist die Dunkelziffer an Freunden und Familienmitgliedern, die bei einem Bezahlaccount mitstreamen. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich Gruppen tendenziell eher für das teuerste Abo entscheiden, da nur so mehrere Geräte gleichzeitig auf den Katalog zugreifen können.
Die Analysten von Moffett Nathanson haben in einer Befragung unter US-Netflix-Nutzern erhoben, dass dort bereits jeder Siebte seine Zugänge teilt. Die Angaben zur Nutzung von Goldmedia aus Punkt 1 deuten jedoch darauf hin, dass die Anzahl geteilter Accounts (zumindest hierzulande) noch viel größer ausfallen müsste.
8. Streaming passiert meistens allein
Oft ist auf der Couch noch reichlich Platz, wenn wir abends den Fernseher anschmeißen. Nur 39 Prozent der Deutschen streamen mit dem Partner und sogar nur elf Prozent mit der Familie. Mit 48 Prozent sitzen die meisten Menschen laut einer Befragung von Next Media Hamburg allein vor dem Empfangsgerät ihrer Wahl.
Während das lineare Fernsehen also immer noch (und im Falle von GNTM, Dschungel und Fußball-Länderspielen wahrscheinlich zu Recht) das Bild vom gemeinsamen Lagerfeuer heranzieht, machen Streamer ganz bewusst vom „Wann ich will“-Fernsehen Gebrauch und schauen, wann sie wollen, was sie wollen.