Das bayrische Flugtaxi-Unternehmen Lilium macht einen Rückzieher. Mehr versteckt als offensiv kommuniziert es eine bedeutende Änderung des bisherigen Zeitplans in einem Blogbeitrag ihres Chefs Daniel Wiegand.
Verschiebung war bisher ein Thema
Das überrascht, denn bislang hatte Lilium die Möglichkeit einer Verschiebung des für 2024 geplanten Marktstarts nicht erkennen lassen. So war laut Welt am Sonntag weder in dem Ende Februar veröffentlichten Aktionärsbrief noch bei einem Pressegespräch davon die Rede. Allerdings hatte das Management eine Überprüfung ihrer Prognosen für das Frühjahr angekündigt.
Nun also rechnet Lilium erst im Jahr 2025 mit der Zulassung seines Flugtaxis, womit dann auch der früheste Start des kommerziellen Flugbetriebs verschoben ist. Lilium-Chef Wiegand will vor allem Sicherheitsanforderungen als Grund für die Verzögerungen verstanden wissen.
„Es ist ein hochkomplexes Programm, und wir können und wollen keine Abstriche bei der Sicherheit machen“, betont er gegenüber der Welt am Sonntag und ergänzt: „Wenn sich die Zulassung verschiebt, verschiebt sich auch der Umsatz“. Zudem habe sich die Covid-Pandemie negativ ausgewirkt. Ebenso seien leichte Änderungen in der Auslegung des Flugtaxis erforderlich geworden.
Lilium muss ein weiteres Jahr überbrücken
In der mit über 100 Startups nach Einschätzung vieler Experten überbesetzten Flugtaxi-Branche ist eine Verschiebung um ein ganzes Jahr gravierend. Lilium muss nun hoffen, weitere 12 Monate vorfinanziert zu bekommen, was für ein Unternehmen mit rund 900 Beschäftigten alles andere als leicht sein dürfte.
Ungünstig dürfte sich dabei zudem auswirken, dass beim Börsengang über die Fusion mit dem Spac (Special Purpose Acquisition Company) Qell Acquisition Corp. im September 2021 statt der erhofften 830 Millionen nur 584 Millionen US-Dollar an frischem Kapital eingesammelt werden konnten. Davon sollen Ende 2021 noch rund 400 Millionen Dollar in der Kasse gewesen sein. Investoren betrachten das Startup zunehmend kritisch. So hat sich der Aktienkurs von anfangs zehn Dollar je Anteil auf zuletzt rund 3,90 Dollar mehr als halbiert.
Völlig überraschend kommt die Verschiebung nicht. Denn als Lilium im August 2021 seinen ersten Großauftrag über 220 Lufttaxis für die brasilianische Fluggesellschaft Azul verkündet hatte, zeigte sich, dass ein Modell mit sieben Sitzen verkauft worden war. Das aber gab es bis dato maximal auf dem Reißbrett. Lilium hatte stets mit fünf Sitzen geplant. Dennoch war der Beginn des kommerziellen Flugbetriebs auch für das völlig neue Modell schon für 2025 angekündigt worden. Experten hatten das für wenig realistisch gehalten.