
Das Münchner Flugtaxi-Startup Lilium startet heute an der US-Technologiebörse Nasdaq seinen Börsengang über den Umweg eines Spacs (special purpose acquisition company). Dabei wählt das Unternehmen aus der Nähe von München einen leeren Börsenmantel, um schneller börsennotiert zu sein. Die Vision des Flugtaxi-Unternehmens ist allerdings umstritten – die einen betrachten es als unrealistischen Unfug, für die anderen ist es ein weiteres Puzzleteil für die Verkehrskonzepte der Zukunft.
Denn gerade in den Metropolenregionen könnten Flugtaxis mittelfristig den Autoverkehr entlasten, glauben zumindest Forscher der Fraunhofer-Gesellschaft. Der Vorteil besteht im nahezu senkrechten Starten und Landen, in Kombination mit der konventionellen Tragflächentechnik, wie wir sie von Flugzeugen kennen. Unterm Strich soll das Fluggerät, das in drei Jahren kommerziell eingesetzt werden und beispielsweise die Verbindung zwischen nahe gelegenen Flughäfen und Bahnhöfen schaffen könnte, umweltfreundlicher als viele Alternativen sein.
Interessenten gibt’s bereits einige. Im Gespräch ist etwa, die beiden Flughäfen München und Nürnberg miteinander zu verbinden – und auch die brasilianische Fluggesellschaft Azul plant 220 Lufttaxis und will dafür eine Milliarde US-Dollar locker machen. Azul will jedoch nicht die ursprünglich geplanten Fünfsitzer, sondern Siebensitzer zum Stückpreis von rund 4,5 Millionen Dollar bestellen.
Lilium erzielt weniger Investorengeld als erwartet
Also eine rosige Zukunft für das börsennotierte Unternehmen? Das muss sich erst noch zeigen, denn ob der Hersteller die hochfliegenden Umsatzpläne in rund fünf Jahren erreichen kann, ist nicht klar. Im Vorfeld waren die Anleger offenbar deutlich zurückhaltender, als man es sich erhofft hatte: Der Börsengang erzielte laut Medienberichten 580 Millionen Dollar statt der anvisierten rund 830 Millionen Dollar, die angesichts des Spacs möglich gewesen wären – offenbar ein Trend bei Spacs generell, zu denen es ja bisher eher wenig Erfahrungswerte gibt.
Dennoch ist Lilium damit einen Schritt weiter und hat unter Beweis gestellt, dass das Verkehrs-Startup zumindest vorerst nicht an den Entwicklungskosten und am Geld scheitert. Jetzt müssen die Entwickler, die das Unternehmen bereits 2015 als Spinoff der TU München gründeten, noch unter Beweis stellen, dass die Idee technisch wie wirtschaftlich funktioniert und die Rechnung aufgeht. Denn laut Medienberichten ist so ein Lilium-Fluggerät nicht nur extrem laut, auch die geplanten Reichweiten konnten zumindest bei den bisherigen Testflügen wohl noch nicht erreicht werden. Reichlich Gegenwind versprechen zudem einige Mitbewerber, die ebenfalls an vergleichbaren Technologien arbeiten.