Im November 2007 brachte Amazon in den USA die erste Generation seiner Kindle genannten E-Book-Reader auf den Markt. Zwei Jahre später war das Lesegerät dann auch in Deutschland zu haben. Ein Kritikpunkt, an dem sich in den vergangenen Jahren nicht viel geändert hat, ist das geschlossene Ökosystem, was die Inhalte angeht. Denn das populäre und offene E-Book-Format E-Pub wird von Amazon nach wie vor nicht unterstützt. Das ändert sich bald – zumindest etwas.
Kindle: Amazon unterstützt E-Pub
Wie das Branchenblog Good-E-Reader zuerst entdeckt hat, will Amazon bei seinem Dienst „Send to Kindle“ ab Ende 2022 auch das E-Pub-Format unterstützen. Heißt: Über den Dienst können Kindle-Nutzer:innen bald E-Pub-E-Books direkt an ihre E-Book-Reader schicken. Das funktioniert, indem man das E-Book an die E-Mail-Adresse des Kindle-Geräts sendet oder für den Transfer eine der Apps für PC, Mac oder Android nutzt. Für Googles Chrome-Browser gibt es zudem ein eigenes Plugin.
Der Haken an der eigentlich guten Nachricht: Amazon dürfte das E-Pub-Format nicht nativ unterstützen. Good-E-Reader zufolge dürften die E-Books vom E-Pub- ins KF8-Format (AZW3) umgewandelt werden. Wer also etwa Anwendungen wie das kostenlose Calibre verwendet, das ebenfalls das Umwandeln vorn Formaten beherrscht und über eine Send-to-Kindle-Integration verfügt, dürfte von der Neuerung kaum Vorteile haben. Zudem lassen sich nur E-Pub-E-Books ohne harten Kopierschutz (DRM) an den Kindle-E-Book-Reader schicken.
Kommt Amazon nicht mehr an E-Pub vorbei?
Das Ganze liest sich damit eher so, als sei Amazon nach 15 Jahren zu der Einsicht gelangt, dass man im E-Book-Format nicht am E-Pub-Format vorbeikommt, das etwa von der Konkurrenz des deutschen Buchhandels, der Tolino-Allianz, verwendet wird. Spannend ist, ob Amazon es künftig Verlagen und Autor:innen erlauben wird, ihre E-Books parallel zum Kindle- auch im E-Pub-Format auf die Plattform zu bringen. Mal sehen, ob die Unterstützung für E-Pub-E-Books bei Amazon weiter reicht als nur bis in den Send-to-Kindle-Dienst.