Blizzard: Geplatzter Deal stoppt „World of Warcraft“, „Starcraft“ und Co. in China
Die Lizenzvereinbarung zwischen Blizzard Entertainment und dem chinesischen Anbieter Netease läuft am 23. Januar 2023 aus. Ab da an sind die Spiele des Publishers nicht mehr auf dem chinesischen Festland verfügbar, berichtet The Verge. Damit endet eine Zusammenarbeit, die seit 2008 besteht. Zwischen den Zeilen liest man, dass die beiden langjährigen Partner nicht gütlich auseinandergegangen sind. Ein Netease-Manager deutete an, dass „ein Idiot“ die Verhandlungen an die Wand gefahren hat und der Schaden immens sei. Als einziges Blizzard-Spiel bleibt „Diablo Immortal“ davon ausgeschlossen. Bei diesem Titel greift eine separate und weiterhin gültige Vereinbarung.
„Wesentliche Differenzen“ bei Daten und Werten
Beide Unternehmen verraten nicht konkret, an welchen Punkten die Gespräche scheiterten. Blizzard formuliert es so: „Die beiden Parteien haben sich nicht auf eine Verlängerung der Vereinbarungen geeinigt, die mit Blizzards Geschäftsprinzipien und den Verpflichtungen gegenüber Spielern und Mitarbeitern vereinbar ist.“ Beide Unternehmen bedanken sich bei den Spielern und der Community.
Netease will Spieler:innen schützen
Netease schreibt: „Wir legen großen Wert auf unser Produkt und unsere operativen Standards und halten uns an unsere Verpflichtungen gegenüber den chinesischen Spielern.“ Später konkretisiert das Unternehmen: „Wir werden unser Versprechen, unsere Spieler gut zu bedienen, bis zur letzten Minute einhalten. Wir werden dafür sorgen, dass die Daten und Werte unserer Spieler in all unseren Spielen gut geschützt sind.“ Das Unternehmen betont, man habe sich sehr um eine Verlängerung des Vertrages bemüht.
Es gab im August schon Konflikte bei Daten und Kosten
Netease ist nicht nur der zweitgrößte Spielekonzern in dem Land, sondern besitzt auch eine Franchise-Lizenz für Blizzards „Overwatch League“ sowie ein eigenes Team in dieser E-Sport-Liga. Bereits im August konnten sich die beiden Unternehmen nicht auf Bedingungen für ein „Word of Warcraft“-Mobilspiel einigen, schreibt Bloomberg. Sie ließen das Projekt fallen. Anonyme Quellen sagten dem Wirtschaftsmagazin, dass sowohl die finanziellen Konditionen als auch die Rechte am geistigen Eigentum und den Spielerdaten strittig waren.
Spielekonzerne brauchen chinesische Lizenznehmer
Hintergrund der Zusammenarbeit sind die strengen Richtlinien der chinesischen Behörden in Sachen Computerspiele und Inhalte. Die Partnerschaft stellte sicher, dass die Spiele den Vorgaben entsprachen. Ausländische Publisher brauchen die Unternehmen außerdem, um staatliche Lizenzen für die Veröffentlichung zu erhalten.
Blizzard auf der Suche nach neuem Partner
Die „World of Warcraft“-Schmiede sucht nun nach einem neuen Publishing-Unternehmen, um das eigene Portfolio wieder zugänglich zu machen. Techcrunch gibt dabei zu bedenken, dass alleine das Beantragen neuer behördlicher Genehmigungen „eine Tortur“ werden könnte. China verlangsamte zuletzt die Genehmigungen für Computerspiele durch eine Reihe weiterer strenger Vorschriften. Im Januar gab die Behörde kurzzeitig gar keine Lizenzen mehr aus.
Beide Aktien auf Talfahrt
Die Aktie von Activision Blizzard sackte nachbörslich ab. Wie die Wall Street im Endeffekt reagiert, kann man erst sagen, wenn die Börse wieder geöffnet hat. Die Nachricht wurde nach Börsenschluss in New York bekannt gegeben. Netease wird hingegen an der Börse von Hongkong geführt und musste dort elf Prozent Einbußen hinnehmen. Das Unternehmen versicherte in der Pressemitteilung, der Anteil von Blizzard am Gesamtgeschäft betrage nur einen niedrigen einstelligen Prozentsatz.
Ein „Idiot“ hat den Schaden angerichtet
Den interessantesten Hinweis auf den Grund für den geplatzten Deal gibt Simon Zhu. Der Präsident für globale Investitionen und Partnerschaften bei Netease Games schrieb auf Linkedin: „Als Gamer, der Zehntausend Stunden in der Welt von Azeroth, Starcraft und Overwatch verbracht hat, bin ich untröstlich, da ich nächstes Jahr keinen Zugang mehr zu meinem Account und meinen Erinnerungen haben werde. Eines Tages, wenn man weiß, was hinter den Kulissen passiert ist, werden Entwickler und Spieler ein ganz neues Verständnis dafür haben, wie viel Schaden ein Idiot anrichten kann. Ich fühle mich schrecklich für die Spieler, die in diesen Welten gelebt haben.“