
Zeitungen hatten es bereits befürchtet: Chinas Regulierungsbehörde NPPA (National Press and Publication Administration) friert das Erteilen von Lizenzen für Computerspiele ein. Normalerweise verkündet die Behörde alle vier Wochen die neuesten 80 bis 100 Spiele, die sie freigegeben hat. Seit Juli 2021 ruht das Verfahren, teilte die NPPA der Zeitung South China Morningpost mit. Das führte dazu, dass viele kleine und mittlere Unternehmen des Sektors schließen mussten. Die staatliche Zeitung Securities Daily meldet, seitdem hätten sich rund 14.000 Studios abgemeldet. Große Player wie Tiktok-Mutterkonzern Bytedance und der Suchdienst Baidu reagierten mit Entlassungen. Marktführer Tencent setzt stärker auf Dependancen in Übersee und will eine weitere in Singapur eröffnen. Auch Netease weitet die Aktivitäten im Ausland aus.
Chinas Regierung und Regulierer verunsichern die Industrie
Die Führung des Landes hat eine Kampagne gegen Spielsucht bei Minderjährigen gestartet. Staatliche Medien sprachen von „geistigem Opium“ und „elektronischer Droge“, nachdem Präsident Xi Jinping das Problem bei einer Konferenz angesprochen hatte. Später verbot die Regierung Minderjährigen das Videospielen von montags bis donnerstags. Freitag, Samstag und Sonntag dürfen sie von 20 bis 21 Uhr zocken. Jugendliche müssen Accounts über ihre Personalausweise freischalten. Daneben gibt es Sicherheitsmechanismen, um zu verhindern, dass sie die Zugänge von Erwachsenen verwenden.
Keine Gewalt, kein Sex, keine „Geldanbetung“ und „Verweiblichung“
Nach den Begrenzungen der Spielzeit gab es geheime Treffen zwischen Regierungsvertretern und Publisher-Konzernen. Die Beamten sollen gefordert haben, die Inhalte der Spiele stärker zu kontrollieren. Neben obszönen und gewalttätigen Inhalten stören auch solche, „die ungesunde Tendenzen wie Geldanbetung und Verweiblichung fördern“. Die Aktien von Tencent und Netease gaben anschließend massiv nach. Nun haben sich anscheinend die Unkenrufe bewahrheitet: Die NPPA pausiert die Lizenzierung, um die Gaming-Unternehmen zum Einlenken zu bewegen. Zuletzt passierte das 2018, da setzte die Zulassungsstelle den Prozess neun Monate lang aus.