Spielverbot und Zensur: Chinas Gaming-Gesetze kosten Tencent Milliarden
Tencent und Netease heißen die Marktführer auf dem größten Gaming-Markt der Welt. Doch die chinesischen Behörden verschärfen massiv den Griff auf die Industrie, seitdem das Land die Suchtgefahr von Spielen bei Kindern und Jugendlichen stärker in den Fokus gerückt hat. Staatliche Medienberichte sprechen von „geistigem Opium“. Im Ergebnis hat die Regierung Jugendlichen zwischen Montag und Donnerstag das Zocken komplett untersagt. Am Wochenende dürfen sie insgesamt drei Stunden Onlinespiele nutzen: eine Stunde am Freitag, eine am Samstag und eine am Sonntag.
Nach Spielzeit-Grenzen werden nun Inhalte geprüft
Nun sollen Regierungsvertreter noch einen draufgesetzt haben. Sie trafen sich mit den Marktführern zu Gesprächen und verlangten, den Spiele-Content stärker zu prüfen. Neben obszönen und gewalttätigen Inhalten stören auch solche, „die ungesunde Tendenzen wie Geldanbetung und Verweiblichung fördern“. Das schreibt die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Bloomberg weist darauf hin, dass die Aufsichtsbehörden ebenfalls angekündigt haben, die Lizenzerteilung für Onlinespiele zu verlangsamen.
Onlinespiele stark reguliert
Chinas Regierung hat eine neue Kampagne gegen Spielsucht unter Minderjährigen und deren wachsende Ausgaben für virtuelle Spielgegenstände gestartet. Das soll den Nachwuchs des Landes zu produktiveren Beschäftigungen bewegen. Zwischenrein meldeten Zeitungen, die Verantwortlichen wollten die Lizenzerteilung komplett einfrieren, um die Menge der Titel zu reduzieren. Das passierte schon einmal: 2018 vergab die Aufsicht neun Monate lang keine Lizenzen für die Monetarisierung von Spielen. Tencents Marktwert sank um 200 Milliarden US-Dollar, weil der Konzern zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Gewinnrückgang verzeichnete. Nun befürchteten Anleger das Gleiche und zogen sich vorsorglich aus dem Investment zurück. Schon die Ankündigung zeigte also eine massive Wirkung: Die Kurse von Tencent und Netease rauschten in den Keller. Eine komplette Lizenzpause ist allerdings vom Tisch, eine Verlangsamung soll bereits die gewünschten Effekte erzielen.
China hat die Internetkonzerne im Visier
Seitdem die chinesische Führung die gigantische Internetindustrie des Landes in den Fokus genommen hat, zittern auch die Schwergewichte der Branche. Dem Vernehmen nach sollen Regulierungswächter zunächst den angekündigten Rekord-Börsengang von Jack Ma’s Ant Group torpediert haben, anschließend leiteten sie Kartellermittlungen gegen Alibaba und weitere Konzerne ein. Auch die Datenschutzgesetze hat der Nationalkongress deutlich verschärft. Zuletzt gerieten Untersuchungen gegen die Online-Lieferdienste Meituan und Didi Global in die Schlagzeilen. Außerdem hat die Cyberregulierungsbehörde angekündigt, den Nutzern ein Ausschalten von Algorithmen zu ermöglichen.