Am Montagabend war der Gründer der Kryptobörse FTX Sam Bankman-Fried auf den Bahamas festgenommen worden. Jetzt ist der einstige Milliardär von der US-Börsenaufsicht SEC wegen Betrugs angeklagt worden.
FTX-Pleite erschütterte Vertrauen in Kryptomarkt
Der Anfang November 2022 innerhalb weniger Tage erfolgte Zusammenbruch von FTX hatte die Kryptowelt schwer erschüttert – insbesondere das Vertrauen der Anleger:innen.
Letztere begannen, Bitcoin und Co von der FTX-Konkurrenz abzuziehen, was weitere Kryptobörsen ins Wanken bringen könnte. Wie groß der Abfluss der Kund:innengelder wirklich ist, zeigt das Beispiel Binance.
Zwei Milliarden Dollar in 24 Stunden abgezogen
Die mittlerweile mit Abstand größte Kryptobörse der Welt verbuchte innerhalb der vergangenen 24 Stunden einen Verlust an angelegten Werten in der Höhe von zwei Milliarden Dollar.
Zum Vergleich: Bei FTX waren es kurz vor dem Zusammenbruch in der Spitze bis zu 100 Millionen Dollar pro Stunde. Der Binance-Wert lag 18-mal höher als jener der Kryptobörse mit den zweitgrößten Abflüssen: Bitfinex.
Wie Bloomberg unter Berufung auf Daten der Analysefirma Nansen berichtet, seien damit in den vergangenen sieben Tagen digitale Währungen im Wert von rund 3,7 Milliarden Dollar von Wallets und Konten bei Binance abgezogen worden.
Gegen Binance spricht aktuell aber mehr als ein verloren gegangenes Vertrauen der Kund:innen wegen der FTX-Pleite und der Verhaftung von dessen Gründer Sam Bankman-Fried.
Kommt eine Klage? Binance im Visier der US-Justiz
Schon seit 2018 steht Binance im Visier des US-Justizministeriums, das die Kryptobörse wegen Vorwürfen der Geldwäsche und der möglichen Verletzung von Sanktionen beobachtet. Jetzt könnte es ernst werden.
Laut einem Reuters-Bericht sollen nämlich einige Staatsanwält:innen innerhalb des Justizministeriums der USA der Überzeugung sein, dass die Beweise für Anklage gegen Führungskräfte der Kryptobörse ausreichen würden – einschließlich Binance-CEO Changpeng Zhao (CZ).
Staatsanwaltschaft uneins über Beweise gegen Binance
Andere Stimmen aus der Staatsanwaltschaft würden aber noch auf weiteren Beweisen bestehen, bevor Anklage erhoben werden kann. Allerdings sollen mögliche Deals schon mit den Anwält:innen von Binance besprochen worden sein.
Diese sollen zudem darauf hingewiesen haben, dass eine offizielle Anklageerhebung den Kryptomarkt noch weiter in den Abgrund stürzen könnte.
Derweil versucht Binance-Chef CZ auf Twitter, die Lage zu beruhigen. Am Dienstag habe man Netto-Abflüsse in der Höhe von 1,4 Milliarden Dollar gehabt. An manchen Tagen gebe es dagegen Zuflüsse, also „Business as usual“.
Ebenfalls noch keinen akuten Grund zur Panik sieht der Nansen-Chef Alex Svanevik. Noch seien die Abflüsse vergleichsweise klein, wenn man sie mit den Reserven der Kryptobörse vergleicht.
Nervöse Anleger wollen Gelder sichern
Aber: Angesichts der Gesamtlage auf dem Kryptomarkt sei es kaum überraschend, dass Anleger:innen ihre Schäfchen lieber ins Trockene bringen wollten.
Der am Dienstagmorgen noch bis zu sieben Prozent abgestürzte Kurs des Binance-Tokens BNB hat sich im Laufe des Tages wieder erholt – und drehte zwischenzeitlich sogar kurz ins Plus.
Grund für die Stimmungsaufhellung waren die US-Inflationsdaten, die weniger schlimm als befürchtet waren. Daraufhin ging es am Kryptomarkt sowie an den Aktienmärkten mit den Kursen nach oben.
Auf Google News wird mir diese Headline angezeigt: „Droht Binance die Pleite? Nach FTX wackelt die nächste große Kryptobörse“ – das ist unter eurem Niveau.