Da Ebay die Kleinanzeigen-Sparte an den norwegischen Marktplatz Adevinta verkauft hat, muss es ein Rebranding geben. Kleinanzeigen muss daher auch auf eine neue Domain umziehen: von ebay-kleinanzeigen.de auf kleinanzeigen.de. Der Umzug hat aber nicht gut funktioniert, wie SEO-Expert:innen beobachten. Die alte Domain verliert stetig an Sichtbarkeit, die neue wächst nicht. Das wirft Fragen auf: Sind die technischen Details Fehler oder Strategie? Und kann die neue Domain in entsprechender Zeit ausreichend wachsen?
Sichtbarkeit geht verloren
Manuel Gerlach, Head of SEO und Content von OMR Reviews, hat auf Linkedin zuerst darauf aufmerksam gemacht: Kleinanzeigen verliert an Sichtbarkeit. Kurz gesagt: Die neue Domain kleinanzeigen.de gewinnt kaum an Sichtbarkeit, wie es im SEO-Tool Sistrix sichtbar ist, während die alte Domain ebay-kleinanzeigen.de rapide an Sichtbarkeit verliert.
Am 11. Mai berichtete Gerlach von einem Sichtbarkeitsindex von 909, beide Domains zusammengerechnet. Er vermutet einen monatlichen Traffic-Verlust im dreistelligen Bereich. Am 12. Mai, einen Tag später, lag der addierte Index bei 902 – ein erneuter Verlust.
Weiterleitungs-Diskussion zum Domain-Umzug
Die SEO-Community wundert sich über einige technische Details beim Domain-Umzug. Zunächst fiel Gerlach ins Auge: Rufen Nutzer:innen ebay-kleinanzeigen.de auf, werden sie an kleinanzeigen.de weitergeleitet. Die Googlebots, die dafür verantwortlich sind, Inhalte zu crawlen, damit sie indexiert und am Ende bei Suchanfragen ausgespielt werden können, werden allerdings nicht weitergeleitet. Die Googlebots erhalten also das Signal einer Sackgasse, sie könnten nicht den Zusammenhang zwischen den Domains sehen.
Dagegen berichtet Johan von Hülsen, CEO und SEO der Onlinemarketing-Agentur Wingmen: Nutzt er eine Google-IP und den User-Agent Googlebot, tarnt er sich also quasi als Googlebot, wird er weitergeleitet. Diese Form von User-Agent-Spoofing ist ein Mittel, um zu prüfen, wie ein Googlebot eine Seite sieht und ob es eventuell technische Schwierigkeiten gibt, die den Crawler behindern. Das ist mit verschiedenen Mitteln möglich – über Tools wie den Screaming Frog, in den Google-Chrome-Einstellungen zu emulierten Geräten oder über Browser-Plugins.
Als von Hülsen allerdings nur den User-Agent änderte, wurde ihm eine 403-Fehlermeldung ausgespielt. 403 ist der Fehlercode „Forbidden“, beschreibt also, dass ein Client keine Berechtigung hat, eine gewisse Seite aufzurufen.
Es ist allerdings auch eine Taktik, Weiterleitungen bewusst zu blocken, um bei der neuen Domain zunächst die Bugs zu beseitigen und sicherzustellen, dass alles glatt läuft – und die Blockierung erst später zu entfernen. Diese These hat auch Eugen Bunen, CEO von Cimenio: Er denkt, der Googlebot solle erst dann weitergeleitet werden, „wenn mit den normalen Usern keine großen Server-Logfile-Auffälligkeiten zu sehen sind“. Von Hülsen dagegen vermutet, dass der 403-Block schon älter ist und User-Agent-Spoofing verhindern soll. Insgesamt will sich von Hülsen zunächst aber mit der Interpretation zurückhalten.
Zudem ist bei kleinanzeigen.de auch noch Luft nach oben im Bereich der Core Web Vitals, so Bunen: Laut den PageSpeed Insights von Google besteht die Seite nicht die Core-Web-Vitals-Bewertung, die Leistungsbewertung liegt bei einer schwachen 42. Der First Contentful Paint liegt bei fast 2 Sekunden, der Largest Contentful Paint bei 9,5 Sekunden.
Das Fazit von Christian Lipp, Onlinemarketer: „Die Frage, die sich alle stellen: ‚Was letzte Ranking?‘“
301-Weiterleitungen sind live
Mittlerweile sind 301-Weiterleitungen eingerichtet und werden in Tools wie Link Research Tools angezeigt, allerdings sind noch viele Seiten der alten Domain im Google-Index. Nun kann also beobachtet werden, wie sich Rankings und Sichtbarkeit entwickeln und ob sich die kurze Phase des Blockierens bemerkbar macht.