Faszinierendes Video zeigt Roboter, der ein Cello spielt
Ungewöhnlicher Solist in der Malmö Live Konzerthalle: Bei einem Auftritt des Malmö Sinfonieorchester spielte ein Roboter das Cello. Der künstliche Musiker besteht aus zwei Armen von Industrierobotern. Dazu kommen laut der Nachrichtenagentur Reuters noch Teile aus einem 3D-Drucker.
Ein Roboterarm bewegt den Bogen über die vier Seiten. Der andere Arm mündet in eine reifenähnliche Konstruktion, die auf dem Griffbrett die Tonhöhe verändert.
Musik extra für das Robo-Cello komponiert
Die Musik hat der schwedische Komponist Jacob Mühlrad dem Roboter auf den künstlichen Leib geschrieben. Während selbstspielende oder von Maschinen bediente Klaviere oder Schlagzeuge natürlich keine Seltenheit mehr sind, handelt es sich bei dem Auftritt des Robo-Cellisten laut Mühlrad um eine historische Pioniertat.
„Für mich als Komponist ist es irgendwie befreiend, über die menschliche Anatomie hinauszugehen, wenn man darüber nachdenkt, was man für ein Cello schreiben könnte“, sagte der 33-Jährige zu Reuters.
Musikalische Grenzüberschreitungen
Jacob Mühlrad interessiert sich in seiner Kunst schon immer für die Überschreitung von Grenzen. So hat er neben klassischen Kompositionen schon mit dem Electro-Projekt Swedish House Mafia und dem schwedischen Rapper Silvana Imam zusammengearbeitet. Das Schreiben von Musik für einen Roboter habe geholfen, seine Kreativität noch weiter zu erforschen.
Gebaut hat den Roboter Mühlrads Landsmann Frederik Gran. Der Schwede ist ebenfalls als Musiker aktiv. Laut seiner Homepage interessiert er sich für das „musikalische Potenzial mechanischer Prozesse und für das Experimentieren mit neuen performativen Strategien“ . Der Robo-Cellist ist Teil von Grans Doktorarbeit, die er in Zusammenarbeit mit dem Center for Interdisciplinary Research in Music Media and Technology in Montreal fertigte.
2019 schrieb Frederik Gran für seine Erfindung bereits das Stück Cello Concerto No. 1. Nun hat sein Roboter erstmals eine Fremdkomposition gemeinsam mit einem (menschlichen) Orchester gespielt.
Kritik an „seelenloser“ Musik
Die Kommentare auf Youtube, wo diverse Nachrichtenkanäle Bewegtbilder des Konzertes posteten, waren eher ablehnend. So wird das Spiel der Roboterarme als „seelenlos“ bezeichnet, es fehle an Vibrato. Überhaupt können Roboter in der Musik nie Menschen ersetzen, lautet der Tenor.
Angst davor, dass Komponisten wie Mühlrad und Gran langfristig menschliche Musiker abschaffen wollen, müssen die Kritiker:innen aber nicht haben. Obwohl er plane, auch einmal Künstliche Intelligenz einzusetzen, denkt Mühlrad nicht, dass Bots Menschen in der Musik ersetzen könnten. „Das ist unmöglich, denke ich“, sagte er zu Reuters.