Abgezockt? Klarna-Angestellte verlieren Geld durch Beteiligungsprogramm
Startups sind meist nicht bekannt für ihre hohen Gehälter. High risk, high return, so die Devise. Teil von vielen Gehaltspaketen sind daher Beteiligungsprogramme wie ESOP (Employee Stock Option Plan).
Beim Fintech Klarna, das bis vor Kurzem noch als wertvollstes Startup Europasgalt, stellte sich das Beteiligungsprogramm für einige Mitarbeiter:innen als Enttäuschung heraus, wie Finance Forward berichtete und anhand von einem Mitarbeiter exemplarisch erläuterte.
Klarna gilt in Deutschland als einer der wichtigsten Startup-Arbeitgeber. Rund 800 Mitarbeiter:innen soll Klarna in der Boomzeit in ihrem Berliner Büro beschäftigt haben.
Nachdem es für Klarna über Jahre steil nach oben ging und ein Börsengang für 2022 vorausgesagt wurde (noch ist Klarna nicht an der Börse gelistet), musste das schwedische Unternehmen dieses Jahr einen herben Rückschlag hinnehmen.
Beteiligungsprogramm nach Abwertung unattraktiver
Im Juli gab Klarna bekannt, dass seine Bewertung von 45,6 Milliarden US-Dollar auf 6,7 Milliarden Dollar nach unten korrigiert wurde – ein Einbruch um rund 85 Prozent.
Zwar gab es zeitgleich eine neue Finanzierungsrunde über 800 Millionen Dollar (etwa 794 Millionen Euro), doch auf einmal erschien das 2020 eingeführte Mitarbeiterbeteiligungsprogramm, an dem die Mehrheit der Mitarbeitenden teilgenommen haben soll, nicht mehr so attraktiv.
Klarna setzt auf das international gängige „Restricted Stock Unit“-Programm (RSU), bei dem Mitarbeiter:innen nach einer bestimmten Frist echte Aktien erhalten. Das Problem: Lohnsteuer und Abgaben auf die Anteile wurden hierbei direkt nach der Zuteilung fällig.
Das deutsche Team sei dabei doppelt betroffen, wie Finance Forward berichtet. Teilnehmer:innen des Programms müssten teilweise Tausende Euro an Steuern und Abgaben zahlen – in vielen Fällen mehr, als ihr Anteil an Klarna mittlerweile wert ist.
Das sagt Klarna
Klarna äußert sich zu der Berichterstattung wie folgt: „Der Fall des von Finance Forward zitierten Mitarbeiters ist unbestrittenermaßen bedauerlich. Da haben die Steuern auf die RSUs das Nettogehalt geschmälert. Heute ließe sich das vermeiden, da die Steuern mittlerweile über RSUs abgegolten werden können.“
Seit Januar 2022 hätten deutsche Teilnehmer:innen des RSU-Programms die Möglichkeit, die Steuer durch Verzicht auf einen kleinen Teil der freigegebenen RSU zu decken. So würde die Steuer nicht vom Gehalt abgezogen. Allerdings müssten die Angestellten dabei eben auf einen Teil ihres Aktienpakets verzichten, um keine finanziellen Nachteile zu haben.
Klarna argumentiert, dass der von Finance Forward zitierte Mitarbeiter ja nach wie vor Anteile an Klarna besitzt, die er in Zukunft verkaufen kann. „Sollte der Mitarbeiter seine Anteile mit Gewinn verkaufen, könnte der Gewinn die Summe der gezahlten Steuern übersteigen. Und selbst wenn der Mitarbeiter seine Anteile mit Verlust verkauft, kann er den Verlust steuerlich geltend machen – und somit zumindest die Last der bereits gezahlten Steuern mindern.“
Klarna stehe mit den Mitarbeitenden in Kontakt, um die Auswirkungen der jüngsten Bewertung und Finanzierungsrunde auf ihr Beteiligungsprogramm zu erläutern.
Alternative: ESOP und VSOP
Besser als RSU-Programme seien für deutsche Angestellte beispielsweise ESOP- oder VSOP-Programme. Ein ESOP ist ein Programm, mit dem Mitarbeitende Anteile zum Beispiel in Form von Aktien am eigenen Unternehmen erwerben können.
Arbeitnehmende erhalten dabei nicht die eigentlichen Aktien, sondern die Option auf den Kauf der Anteile zu einem bestimmten Preis. In der Regel kann man sich die Optionen durch längere Betriebszugehörigkeit oder durch Erreichung bestimmter Meilensteine verdienen. Eine Sonderform ist VSOP. Dabei werden Optionen auf virtuelle Unternehmensanteile vergeben.
Interessant werden die Beteiligungsprogramme bei einem späteren Börsengang oder Verkauf des Unternehmens. Sie sind also eine Wette auf die Zukunft und somit eine Motivation für Mitarbeitende. Die Steuerlast fällt erst an, wenn das Geld wirklich fließt.
Für Startups haben Beteiligungsprogramme den Vorteil, dass sie einerseits ihre unmittelbaren Personalkosten senken und somit ihre Liquidität erhalten beziehungsweise sogar noch erweitern, wenn Mitarbeitende weitere Anteile kaufen. Zudem können durch sie Mitarbeiter:innen langfristig gebunden werden.