Wider dem Funktions-Overkill: 5 simple Programme zum ablenkungsfreien Schreiben
Es waren andere Zeiten damals. Als Ernest Hemingway vom spanischen Bürgerkrieg berichtete, bestand nie die Gefahr, dass seine mechanische Schreibmaschine ihn mit unzähligen Buttons und Formatierungsmöglichkeiten vom Schreiben ablenken könnte. Damals gab es nur den Text und den Autor – und in dem Fall natürlich besagten Bürgerkrieg – aber darum soll es hier nicht gehen.
Und um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen: Wer im Jahr 2013 ernsthaft längere Texte auf einer Schreibmaschine verfassen will, muss gewisse masochistische Züge aufweisen. Spätestens beim Überarbeiten dürfte man bemerken, dass sich Textverarbeitungsprogramme aus gutem Grund durchgesetzt haben. Für das eigentlichen Schreiben, den vergleichsweise simplen Vorgang, die eigenen Gedanken möglichst strukturiert aufzuzeichnen, muss Microsoft Word allerdings nicht für jeden die beste Wahl sein, denn Textverarbeitungsprogramme haben über die Jahre immer mehr Funktionen bekommen.
Funktions-Overkill lenkt vom Schreiben ab
Die Unzahl von Optionen, Buttons und Editierwerkzeugen erfüllt ihren Zweck, kann aber von der eigentlichen Aufgabe, dem Schreiben eines Texts, ablenken. Gottseidank gibt es mittlerweile für jede Plattform Alternativen. Ablenkungsfreie Schreibprogramme bieten Nutzern nur genau das, was sie in diesem Moment benötigen – einen einfarbigen Hintergrund, der – wenn möglich – den gesamten Bildschirm ausfüllt und nur von den eigenen Worten verdeckt wird. Hier und da gibt es noch zusätzliche Features, die sich bei Bedarf allerdings abschalten lassen.
Egal, ob man auf dem Desktop Windows, OS X, Linux oder ChromeOS nutzt, es finden sich praktikable Werkzeuge zum ablenkungsfreien Schreiben für alle Systeme. Und auch, wer unterwegs mit Android- oder iOS-Tablet und Blutetooth-Tastatur arbeitet, kann auf sogenannte Distraction-Free-Writing-Tools zurückgreifen. Wir haben uns daher bemüht, für jede Plattform ein passendes Werkzeug für euch herauszusuchen.
Focuswriter: Open-Source-Programm für alle Desktop-Systeme
Focuswriter ist für Windows, OS X und Linux verfügbar. Das Programm macht, was es soll, und bietet neben der Unterstützung für TXT-Dateien auch rudimentären Support für ODT- und RTF-Dateien. Die Anpassungsmöglichkeiten sind beinahe endlos: Mann kann nicht nur die Farbe des Hintergrundes und der Schrift frei wählen, sondern auch gleich ein Hintergrundbild einfügen. Wer will, findet einige fertige Themes für Focuswriter im Netz.
Des Weiteren lassen sich globale oder auch tägliche Ziele für einen Text definieren. Auch eine automatische Funktion zum Speichern existiert, ist allerdings standardmäßig deaktiviert. Das quelloffene Programm wurde in 20 Sprachen übersetzt, eine davon ist natürlich auch Deutsch.
Wer kein Geld ausgeben möchte, sollte zumindest einen Blick riskieren.
Name: Focuswriter
Preis: kostenlos
Plattform: Windows, OS X, Linux
WriteMonkey: Hervorragendes Schreibwerkzeug für Windows
Für viele Windows-Nutzer dürfte WriteMonkey die beste Wahl sein. Das Programm ist kostenlos, wenngleich der Quellcode nicht wie bei Focuswriter offen gelegt wurde. WriteMonkey lässt leicht an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Außerdem ist es nicht nötig, das Tool zu installieren. So kann man WriteMonekey bequem von einem USB-Stick aus auf jedem Windows-Rechner starten.
WriteMonkey unterstützt mehrere Markup-Formate wie Markdown, Markdown Extra, Textile und WikiCreole. Außerdem stehen CSS-Templates zum einfachen Exportieren der Dokumente bereit.
Schön sind auch die verschiedenen Statistiken zum eigenen Text und die integrierte Backup-Funktion. Sofern man will, bleibt bei WriteMonkey übrigens immer die aktuelle Zeit in der Mitte des Bildschirms. Wer noch mehr auf Schreibmaschinen steht, kann sogar die entsprechenden Geräusche dazu aktivieren. Ob das noch als ablenkungsfrei zu bezeichnen ist, muss allerdings jeder Nutzer für sich selbst entscheiden.
Name: WriteMonkey
Preis: kostenlos
Plattform: Windows
WriteRoom: Ablenkungsfreies Schreiben für Apple-Nutzer
WriteRoom ist die perfekte Lösung für iOS- und OS-X-Nutzer, die eine simple, ablenkungsfreie Oberfläche zum Verfassen ihrer Texte suchen. Die iOS-App bietet eine integrierte Dropbox-Unterstützung, während Nutzer der OS-X-Version den Dropbox-Cient nutzen können. So lassen sich Texte auf dem Mac und dem iPad ohne viel Aufwand synchronisieren.
Wie auch WriteMonkey für Windows bietet die OS-X-App ein von der Schreibmaschine entlehntes Scrolling bei den eigenen Texten, damit die aktuelle Zeile immer in der Mitte des Bildschirms bleibt. Auch stehen Themes zur Anpassung des Aussehens zur Verfügung.
WriteRoom bietet zumindest in der OS-X-Variante die Möglichkeit, die TXT-Dateien als PDF- oder RTF-Files zu exportieren.
Name: WriteRoom
Preis: OS X: 9,99 US-Dollar / iOS: 4,99 US-Dollar
Plattform: OS X, iOS
Write: Schreiben auf Android-Tablets
Natürlich müssen auch Android-Nutzer nicht zurückstecken. Mit Write gibt es eine formidable App zum ablenkungsfreien Schreiben. Allerdings wurde die App auf Tablets ausgelegt, was allerdings auch verständlich ist. Darüber hinaus würden wir natürlich eine Bluetooth-Tastatur empfehlen. Sonst dürfte man nicht viel Spaß beim Schreiben haben.
Dank der integrierten Sharing-Möglichkeiten von Android lassen sich Dokumente leicht auf einem Cloudspeicher wie Google Drive oder Dropbox ablegen. Nett für Web-Autoren ist auch der Umstand, dass sich Texte auch im HTML-Format exportieren lassen. So kann man Artikel auch direkt mit der WordPress-App teilen.
Alles in allem bietet Write vielleicht nicht den Komfort entsprechender Desktop-Systeme, wer aber unbedingt sein Tablet zur Schreibmaschine machen will, sollte sich die App mal anschauen.
Name: Write
Preis: 2,99 Euro
Plattform: Android
WriteBox: Chrome-App zum ablenkungsfreien Schreiben
WriteBox ist eine Web-App, die dankenswerterweise auch offline arbeitet. So kann man auch ohne bestehende Internet-Verbindung an eigenen Texten feilen, die sich zudem per Google Drive oder Dropbox synchronisieren lassen. Die App bietet alles, was man braucht, um ohne viele Ablenkungen Texte zu verfassen. Am oberen Bildschirmrand befinden sich die wenigen Menüpunkte, die allerdings verschwinden, wenn man anfängt zu schreiben. Erst wenn man die Maus wieder in die obere Ecke der App bewegt, erscheinen das Menü erneut.
Vor allem Chrome-OS-Nutzer, die letztlich deutlich weniger Alternativen zur Auswahl haben als Nutzer anderer Betriebssysteme, sollten einen Blick riskieren. Aber auch für alle, die nicht großartig irgendwelche Programme installieren möchte, könnte die Web-App eine Alternative zu den anderen vorgestellten Werkzeugen sein.
Name: WriteBox
Preis: kostenlos
Plattform: Chrome (Web-App)
Der Screenshot bei WriteBox ist der von WriteMonkey
Man kann auch einfach ein kleines HTML-Snippet im Browser nutzen. Das einfach als Lesezeichen schreiben und gut ist.
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Nette Ideen, aber ich habe die Erfahrung gemacht, das mich diese leeren Editoren noch unruhiger machen. In Zeiten von WORD fehlt dann einfach irgendwas…