Adobe Max: Neue Top-Funktionen in Photoshop, Lightroom und anderen Produkten
Die Adobe Max ist die jährliche Hausmesse des Software-Herstellers. Sie dient dazu, aktuelle und künftige Neuerungen der eigenen Creative Cloud vorzustellen. Sie fand bislang als Präsenzveranstaltung in den USA statt und sollte in diesem Jahr zusätzlich in Portugal zu Gast sein. Die Coronakrise hat beiden Events den Boden entzogen.
Adobe hat das Beste aus der Situation gemacht und ein virtuelles Event-Konzept entwickelt. Weil es die Virtualität nun einmal hergibt, hat sich Adobe entschlossen, die Adobe Max 2020 für jedermann kostenlos zugänglich zu machen. Erforderlich ist lediglich eine Registrierung.
Wie zu erwarten war, hat Adobe auf der Max wichtige Entwicklungsschritte seiner Produkt-Reihe rund um die Creative Cloud zu verkünden. Wir haben sie für euch zusammengestellt.
Das sind die Update-Knüller der Adobe Max 2020
Schon seit einigen Jahren zeigt Adobe die stetig steigenden Fähigkeiten der unter dem Namen Sensei bekannten Haus-KI des Unternehmens. Sicherlich werden wir auch in diesem Jahr wieder einige der beliebten „Sneaks“ zu sehen bekommen.
So bezeichnet Adobe experimentelle Features, die einzelne Fähigkeiten zeigen, ohne dass es sie bereits in fertigen Produkten zu nutzen gäbe. Abseits der Sneaks hat Adobe einige deutliche Verbesserungen in seine Grafik-Software verbaut.
So erhält etwa die Desktop-Version von Photoshop die neuen „Neural Filter“. Dabei handelt es sich um einen vollständig neuen Arbeitsbereich, der Effekte anbietet, die mit Algorithmen der künstlichen Intelligenz arbeiten und auf diese Weise umfangreiche Farbeffekte, sowie die deutliche Überarbeitung von Porträts erlauben. Hier könnt ihr per KI sogar die Blickrichtung und die Ausrichtung des porträtierten Kopfs nachträglich im Foto ändern.
Zusätzlich erlauben die „Neural Filter“ eine umfangreiche Überarbeitung der Farbgebung des Fotos. Das geht so weit, dass die Funktion Bilder in digitale Gemälde umarbeiten kann, wobei euch die Wahl des gewünschten Malstils obliegt. Insgesamt acht verschiedene neurale Filter hat Adobe aufgelegt.
Weiter verbessert hat Adobe die Freistellungsfunktion, die schon so manchen Profi bei der Freistellung von Haaren an den Rand des Wahnsinns getrieben haben soll. Die neue Funktion „Refine Hair“ arbeitet mit künstlicher Intelligenz und soll Haare einfacher und besser vom Bildhintergund lösen können als das bislang der Fall war.
Habt ihr noch alte Schwarzweiß-Bilder könntet ihr das AI-Tool dazu nutzen, sie automatisch kolorieren zu lassen. Bilder, die bei schlechtem Wetter aufgenommen wurden, lassen sich jetzt mit einem blauen – eigentlich einem beliebigen – Himmel versehen. Dabei sorgt die KI dafür, dass die komplette Belichtung des Fotos ansonsten angepasst wird. Kein Vergleich also mit den Filtern diverser Smartphone-Apps, die euch gnadenlos einen blauen Himmel über eure Regenlandschaft legen. Über diese Funktion hatten wir schon vor einiger Zeit berichtet.
Neben dem Photoshop sieht auch der Fotografen-Begleiter Lightroom, eine Kombination aus einem Bildverwalter und einem Bearbeitungsprogramm, der auch Bilder im Raw-Format verarbeitet, deutliche Veränderungen. Dabei stellt die wichtigste Neuerung ein Farbkorrekturwerkzeug dar, das seine Funktionalität aus Videobearbeitungsprogrammen entlehnt. Laut Adobe hatten viele Bildbearbeiter sich eine ähnliche Funktion auch für Lightroom gewünscht.
Die Funktion „Color Grading“ klingt simpel, ist aber voll KI-gesteuert und erlaubt es, Bildstimmungen zu erzeugen, auf die der geneigte Fotograf mit der Kamera lange hätte warten können. Die neue Funktion erlaubt die voneinander unabhängige Korrektur der Farb- und Helligkeitswerte für Lichter, Schatten und Mitteltöne mithilfe dreier Farbkreise. So kann Farbbalance, Helligkeit und Sättigung für ihren jeweiligen Bereich separat verändert werden. Die Ergebnisse sind bei sachverständiger Bedienung außerordentlich beeindruckend.
Diese kleinen, aber feinen Neuerungen hat Adobe sonst so im Köcher
Auch kleinere Updates verbessern die Usability eines Produkts und können im Alltag sogar den Unterschied zwischen einer guten und einer hervorragenden Produktivität bedeuten. Klar, dass Adobe auch in dieser Hinsicht einiges anbietet.
Photoshop für das iPad
Photoshop für das iPad wird ohnehin monatlich erweitert und mit neuen Funktionen versehen. Dennoch hat Adobe auch zur Max das ein oder andere Feature im Köcher. Konkret zeigt Adobe die Möglichkeit, einen Livestream vom iPad zu senden, während ihr an einer Datei arbeitet, die neue Option, die Bilddimensionen zu ändern, sowie die Integration der Entdecken-Funktion aus Behance.
Das Ändern der Bildgrößen im iPad-Photoshop funktioniert per Resampling in beide Richtungen. Ihr könnt die Bilder sowohl größer wie kleiner machen. Der Qualitätsverlust beim Vergrößern wird durch sauberes Resampling recht klein gehalten.
Auf der Startseite des Photoshop für das iPad findet sich jetzt ein Entdecken-Tab, der Inhalte aus Behance anzeigt. Ihr könnt diese Inhalte direkt aus der App heraus kommentieren.
Das interessanteste neue Feature dürfte indes die Möglichkeit, Livestreams von eurer Arbeit direkt auf Behance zu senden. Das geht mit Photoshop für den Desktop und jetzt auch mit der iPad-Variante. Gestartet wird ein Stream über den Export-Button. Der erhält eine weitere Auswahlmöglichkeit namens „Livestream“. Ihr könnt danach noch wählen, ob ihr nur den Screen streamen wollt oder ob ihr auch per Kamera zu sehen sein sollt. Zudem könnt ihr optional einen Livechat anbieten. Das entstehende Video wird dann live gestreamt, aber auch in eurem Behance-Profil für spätere Abrufe gespeichert.
Lightroom und Classic
Das meistgewünschte Lightroom-Feature laut Adobe war die Möglichkeit, grafische Wasserzeichen einfach in die Bilder zu integrieren. Das steht nun zur Verfügung. Damit können Fotografen ganz unkompliziert ihre grafischen Signaturen beim Export in das Foto schreiben lassen. Größe und Position lässt sich dabei noch anpassen.
Das kommende Update von Lightroom speichert automatische Versionen eurer Bearbeitungen. Das ging bislang nur manuell. Mit den Auto-Versionen speichert Lightroom Meilensteine von selbst. Das erleichtert das Reset auf bestimmte Bearbeitungszustände.
In der mobilen Version könnt ihr nun Fotografen folgen, deren Arbeit euch interessiert. Das sieht stark nach Instagram aus.
Apropos Instagram. Ebenfalls neu ist eine Funktion, die euch erlaubt, automatisch die besten Fotos eines Albums auswählen zu lassen. Dazu nutzt Instagram für das Smartphone künstliche Intelligenz. Das Qualitätslevel, das erreicht sein muss, um ein Bild als „bestes“ zu bezeichnen, lässt sich per Schieberegler einstellen.
Verschiedenen Werkzeugen in Lightroom Classic verpasst Adobe eine Renovierung. So sollen Zoom-Prozesse ebenso weicher ablaufen wie Auswahlen mit den diversen Auswahlwerkzeugen. Damit passt Adobe Lightroom Classic ein Stück weiter an Lightroom an.
KI wird auch in Adobe Premiere und After Effects verbessert
Auch viele weitere Programme erhalten pünktlich zur Adobe Max ein Update. Adobe Premiere etwa kann jetzt gesprochene Texte im Video automatisch in schriftliche Textelemente umwandeln und als Untertitel im Video einblenden. Aktuell hat diese Funktion noch Betastatus. Das schon bisher in After Effects vorhandene Werkzeug zur automatischen Freistellung von Elementen wurde deutlich erweitert, heißt jetzt „Roto Brush 2“ und wird von der Sensei-KI unterstützt. Zudem hat Adobe sowohl die 2D-, wie die 3D-Bearbeitung weiter vereinfacht.
Die neuen Versionen der Adobe-Programme stehen den zahlenden Nutzern der Creative Cloud schon während der Adobe Max automatisch über ein Update zur Verfügung.
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