
Laut dem im März veröffentlichten Ads Safety Report hat Google allein 2020 rund 3,1 Milliarden Anzeigen blockiert oder entfernt und 1,3 Milliarden Publisher-Seiten von Anzeigenschaltungen ausgeschlossen, weil sie gegen die Richtlinien des Suchmaschinenkonzerns verstießen. Dabei geht es nicht immer, aber oft auch um Fake-News oder Verschwörungserzählungen. Das scheint aber nicht zu genügen. Einer Studie zufolge verdienen Fake-News-Seiten – und Werbeanbieter wie Google – trotz dieser Bemühungen immer noch viel Geld mit Werbeanzeigen.
Google liefert Ads auf Fake-News-Seiten aus
Die Forscherinnen Lia Bozarth und Ceren Budak von der University of Michigan School of Information haben sich in ihrer Studie „Market Forces: Quantifying the Role of Top Credible Ad Servers in the Fake News Ecosystem“ mit der Rolle von großen Werbeanbietern bei der Finanzierung von Fake-News-Schleudern auseinandergesetzt. Eines der Ergebnisse: Allein Google ist für 48 Prozent aller Ads verantwortlich die auf Webseiten, die Fake-News und Verschwörungserzählungen verbreiten, erschienen sind.
Insgesamt sorgen die Top-10 der angesehenen Werbeanbieter laut der Studie für zwei Drittel der Werbeanzeigen auf Fake-News-Seiten. Bei qualitativ weniger hochwertigen News-Webseiten sind es demnach knapp 56 Prozent. Neben Google zählen etwa MGID, Lockerdome, Yandex, Pubmatic und Outbrain zu den großen Playern auf dem Werbemacht. Die untersuchten Seiten stammen von der Liste „False, Misleading, Clickbait-y, and/or Satirical ,News‘ Sources“, die die Medienstudentin Melissa Zimdars vom Merrimack College 2018 erstellt hatte.
Wirkungsvoller Hebel gegen Fehlinformationen
Den Forscherinnen zufolge machen die Einnahmen mit diesen speziellen Anzeigen nur einen Bruchteil der Umsätze der Werbekonzerne aus – entsprechend sollte es für Google und die übrigen Firmen kein Problem sein, darauf zu verzichten, so die Idee. Der Studie zufolge soll es um rund eine Million US-Dollar für die Top-10-Werbefirmen pro Monat gehen. Für die Forscherinnen stellt das Abstellen der Werbung auf Fake-News-Seiten entsprechend einen günstigen, aber dafür wirkungsvollen Hebel dar, um die wirtschaftlichen Anreize für Fehl- und Desinformation zu verringern.