
Kursgewinne dank Aktienrückkäufe: Solche Manöver haben auch Schattenseiten. (Bild: Zakharchuk/Shutterstock)
Munich RE, Allianz, Siemens, Linde und viele andere Dax-Konzerne tun es: Aktien von ihren Anleger:innen zurückkaufen. Die Unternehmen geben Milliardensummen für ihre eigenen Anteilsscheine aus. Das hat mehrere Effekte und Gründe.
Bei einem Aktienrückkauf, kauft das Unternehmen die eigenen Papiere von den Anleger:innen zurück. Es zieht damit einen Teil der Unternehmensanteile vom Markt zurück. Das kann entweder über den normalen Handel an der Börse geschehen oder das Unternehmen veröffentlicht ein Angebot für den Rückkauf, auf das Aktionär:innen eingehen können.
Höchstens zehn Prozent des Grundkapitals können zurückgekauft werden. Solche Vorhaben müssen bei der Hauptversammlung beschlossen werden. Diese Ermächtigung kann an einen bestimmten Zweck oder eine Summe gekoppelt sein. Der Vorstand hat dann fünf Jahre Zeit, den Kauf abzuwickeln. Er verpflichtet sich auf der Hauptversammlung aber auch nicht dazu, ihn tatsächlich umzusetzen.
Die Nachfrage nach den Aktien steigt und damit auch ihr Kurs. Deswegen sind Rückkaufaktionen beliebt bei Anleger:innen. Bleibt der Gewinn des Unternehmens gleich, erhöht sich der künftige Gewinn je Aktie. Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis wird das Papier preiswerter.
Wer seine Aktien behält, profitiert nicht nur vom steigenden Kurs, sondern erhält gegebenenfalls auch mehr Dividende, da weniger Aktien im Umlauf sind. Viele Analyst:innen sehen einen Aktieneinzug als eine der besten Möglichkeiten, die Anleger:innen am Gewinn zu beteiligen. Denn anders als bei Dividenden ist der Gewinn aus Altbeständen steuerfrei.
Hinter einem Aktienrückkauf können verschiedene Intentionen stecken. Zum einen ist es eine Art der Kursbereinigung für Unternehmen. Das knappere Angebot treibt den Kurs an und der künftige Gewinn je Aktie fällt höher aus. Aktiengesellschaften können zurückgekaufte Anteilsscheine aber auch als Belegschaftsaktien ausgeben – ein Bonus für Mitarbeiter:innen.
Oft sammeln Unternehmen eigene Aktien aber auch ein, um sie bei Übernahmen einzusetzen. Damit wollen die Firmen neue Märkte erschließen, konkurrenzfähiger werden oder Synergien nutzen. Für die Anleger:innen ist das nicht immer ein Vorteil, denn Übernahmen stellen immer ein Risiko dar. Anders herum können Firmen durch Rückkäufe aber auch eine Übernahme durch die Konkurrenz erschweren. Es sind dann weniger Aktien frei verkäuflich und die, die es noch sind, haben einen höheren Preis.
Grund für Kritik an Aktienrückkäufen gibt es vor allem aus langfristiger Perspektive. Wirtschaftlich liefern sie keinen Mehrwert. Unternehmen können in viele Dinge investieren, um weiter zu wachsen. Warum Kapital für bereits ausgegebene Aktien statt für Innovationen einsetzen?
Besonders kritisiert werden Rückkäufe, bei denen es nur darum geht, Aktienoptionen für Führungskräfte bereitzustellen. Auch kassieren manche Vorstände Boni für steigende Kurse, was ein Anreiz für einen kurstreibenden Rückkauf sein kann.
Vorbild sind hier die USA. In manchen Jahren fließt hier über die Hälfte der Erträge in Aktieneinzüge. Auch Dax-Konzerne wie Munich RE, Adidas, Siemens und jüngst die BASF kaufen Aktien in Milliardenhöhe zurück. Der Chemiekonzern aus Ludwigshafen will Anteilsscheine im Wert von bis zu drei Milliarden Euro zurückkaufen. Das soll bis Ende 2023 geschehen.
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