Steve Angel (Linde) und Niklas Östberg (Delivery Hero) sind die beiden mit Abstand bestbezahlten Chefs eines Dax-Konzerns – jedenfalls, wenn man sich die Vorstandsvergütung anschaut. Demnach hat der US-Manager Angel an der Spitze des Industriekonzerns im Jahr 2020 umgerechnet gut 47 Millionen Euro eingenommen (Zuflüsse). Zum Vergleich: Der SAP-Chef Christian Klein strich „nur“ 2,2 Millionen Euro ein. Und das, obwohl SAP einen rund dreimal so hohen Nettogewinn verzeichnete wie Linde.
Delivery-Hero-Chef verdient 45,7 Millionen
Noch interessanter ist es, wenn man sich die Einnahmen des Delivery-Hero-Chefs Niklas Östberg anschaut. Dessen Lieferdienst konnte im von der Coronakrise geprägten Vorjahr zwar seine Umsätze verdoppeln, schrieb aber weiter Verluste. Östberg verbuchte derweil für 2020 ein Einkommen von 45,7 Millionen Euro. Allerdings ist das vor allem darauf zurückzuführen, dass der Delivery-Hero-CEO sich über eine halbe Million Aktienoptionen versilberte. 2019 hatte Östberg gerade einmal 350.000 Euro verdient.
Insgesamt stieg das Einkommen der Dax-CEO von 194 auf knapp 242 Millionen Euro an, wie eine Auswertung der Vergütungsberichte durch die Nachrichtenagentur dpa ergab. Das ist allerdings auf die beiden Ausreißer Angel und Östberg zurückzuführen, wie N-TV schreibt. Denn 15 Dax-Chefs verbuchten für 2020 mehr oder weniger hohe Verluste. Adidas-CEO Kasper Rorsted etwa musste mit 3,5 Millionen Euro weniger Einnahmen zurechtkommen. Munich-Re-Chef Joachim Wenning verdiente 2,3 Millionen Euro weniger als 2019.
Bei Zuwendungen Plus für alle Dax-Chefs
Bei den Zuwendungen, das sind Langfristboni, die über die kommenden Jahre ausbezahlt werden, legten aber alle Dax-CEO zu. SAP-Chef Klein etwa darf sich über insgesamt 9,2 Millionen Euro freuen. Insgesamt erhalten die Vorstandschefs der Dax-Konzerne Zuwendungen in der Höhe von 182 Millionen Euro. Das sind rund 15 Millionen Euro mehr als im Jahr davor. Nicht mit einberechnet sind dabei die Zuwendungen für Topverdiener Angel, da Lindes Konzernbilanz nach irischem Recht abgefasst ist. Auch Siemens Energy ist bei den Zuwendungen laut dpa außen vor, weil das Unternehmen nach der Abspaltung vom Mutterkonzern Siemens für 2020 noch keinen Geschäftsbericht vorgelegt hat.
Der Hauptgeschäftsführer der Aktionärsvereinigung DSW Marc Tüngler kritisierte derweil die Zusammensetzung der Vergütung der Spitzenmanager aus bis zu fünf Bestandteilen: Fixgehalt, Kurzfristbonus, Langfristbonus, Altersvorsorge und Nebenleistungen. Es gebe kaum etwas Intransparenteres als die Vorstandsvergütung, so Tüngler. Ein weiteres Problem dabei sei, dass zwar die Idee gelte, für gute Performance auch gut zu zahlen, die Vergütung aber auf drei bis vier Jahre gestreckt werde.