Alien Dalwik: Softwarewrapper für Android APKs
Entwickler Myriad hat sich das iPad als Zielplattform ausgesucht, weil so das größte Öffentlichkeitsinteresse erzeugt werden dürfte. Android auf dem iPad, das klingt ja fast schon nach Sünde. iPad-User werden natürlich sofort einwenden, dass es kaum einen vernünftigen Grund geben kann, Android Apps auf dem iPad zu nutzen. Immerhin ist das vorhandene iOS-Ökosystem wesentlich größer als das korrespondierende Android-App-Universum, speziell wenn man Tablets in den Fokus nimmt. Das weiß natürlich auch Myriad und positioniert Alien Dalwik im Grunde ganz anders.
Bereits Anfang des Jahres stellte Myriad die folgende Präsentation auf YouTube bereit. Darin zeigen sie einige Android-Apps auf dem Nokia N9, das nativ unter Meego läuft. Im direkten Vergleich eines HTC-Smartphones mit einem unter Alien Dalwik Android verwendenden N9 wird die Leistungsfähigkeit der Wrappertechnologie verdeutlicht. So scheint die Performance auf beiden Geräten nahezu gleich zu sein.
Zunächst wundert sich der geneigte Betrachter vielleicht, dass eine App unter einer virtuellen Maschine, und so darf man Alien Dalwik etwas vereinfachend wohl bezeichnen, genauso schnell läuft, wie auf der Plattform, für die sie geschaffen wurde. Bedenkt man, dass auch unter Android jede App in ihrer eigenen virtuellen Maschine läuft, nämlich dem Dalwik-Softwarelayer, so verwundert der Effekt weit weniger.
So ist zu erwarten, dass auch die nun laut Slashgear angekündigte Implementation für das iPad keine nennenswerten Performance-Einbußen zeigen wird. Myriad hatte bereits vor längerer Zeit ein Replacement des Original-Dalwik-Layers durch eine Eigenentwicklung namens Dalwik Turbo vorgeschlagen. Auf eben diesem Dalwik Turbo basiert nun Alien Dalwik 2.0.
Alien Dalwik 2.0: Nicht für den Endkunden erhältlich
Myriad verkauft nicht direkt an Endkunden. Das würde auch keinen Sinn ergeben, denn Alien Dalwik muss quasi um jede einzelne Android App gelegt werden. Bei den meisten Apps reicht laut Myriad ein Repackaging der APK aus. So würde je nach Entwicklungsstand des Wrappers eine Android App quasi plattformunabhängig werden.
Die eine Zielgruppe, die Myriad im Auge hat, sind daher die Betreiber von alternativen Android AppStores. Diese könnten mit den Myriad Services den Großteil ihres Angebots für unterschiedliche Plattformen verfügbar machen. Fraglich, ob dem nicht rechtliche und tatsächliche Problemstellungen entgegenstehen.
Die andere Zielgruppe, an die sich Myriad richtet, sind die App-Entwickler selbst. Auch diese können Alien Dalwik über ein Plugin zur Android SDK direkt in ihre Apps integrieren. Das ist sicherlich die interessanteste Vorgehensweise. Unterstützt Alien Dalwik demnächst etwa das iOS komplett, so könnten Entwickler ihre Apps auf einfachste Weise für den iTunes App Store vorbereiten und potenziell zusätzliche Einnahmen auf diese Weise generieren.
Auch an dieser Stelle gibt es Einschränkungen, die sich vor allem aus Apples Bedingungen für die Distribution über den App Store erklären. Bekanntlich gibt es außerhalb eines Jailbreaks keine Möglichkeit, Apps zu laden und zu installieren. So ist man als Entwickler auf die Zulassung durch Apples App Store Redaktion angewiesen.
Was also keinesfalls passieren wird, ist, dass wir kostenlose Android Apps unter dem iOS sehen werden, die unter Android nur deshalb kostenlos sind, weil die Entwickler Werbeanzeigen einblenden können. Bekanntlich sind eine beachtliche Vielzahl von Apps, vor allem Spiele unter Android kostenlos, während die gleichen Apps unter iOS nur als Kaufversionen zur Verfügung stehen.
Laut Myriad ebenfalls zur Zielgruppe zu zählen, sind Unternehmen, die bestimmte Apps für den internen Gebrauch in Auftrag gegeben haben und diese zusätzlich auf andere Plattformen als der zunächst vorgesehenen portieren wollen. So könnte man die aus Gründen des niedrigeren Preises der Hardware großflächig in der Mitarbeiterschaft implementierte Business-App mit Alien Dalwik auch für die Ebene ab dem mittleren Management verfügbar machen. Auf der Managementebene gilt vielen das iPhone immer noch als Statussymbol.
Am Ende denkt Myriad noch weiter. Android Apps können mit Alien Dalwik in Fernseher, Autos und jedwede andere Art intelligenter Technik gebracht werden. Zunächst sollte Myriad auch der Lieferant für die Android-Implementation auf RIMs BlackBerry PlayBook sein. RIM entschied sich letztlich für seinen eigenen “App Player”. Die Technik ist ähnlich.
Was meint ihr? Ist es sinnvoll, Android Apps auf der Basis eines Wrappers plattformunabhängig zu machen? Falls ihr Entwickler seid, könnt ihr euch vorstellen, das Plugin zu installieren? Brauchen wir demnächst eine neue Kennzeichnungspflicht für Apps, um erkennen zu können, ob etwas nativ für die Plattform programmiert wurde? Oder ist das ohnehin egal?