Alphabet, Amazon, Apple: Große Gewinne, große Probleme

Einer der wenigen Wege, einen kleinen Einblick in die Innenwelt eines Konzerns zu erhalten, führt über den Geschäftsabschluss. Umsatz, Gewinn, Werbeausgaben, Cashflow – die Kennzahlen verraten oft mehr als ein Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden. In dieser Woche haben gleich mehrere Techkonzerne ihre Quartalszahlen und Jahresberichte vorgelegt. Aber während Amazon und Apple überzeugen können, enttäuschen Alphabet und Facebook. t3n.de analysiert, was dahinter steckt.
Alphabet: Abhängig von einer Suchmaschine
Ausgangslage: Die Google-Mutter verdient einen Großteil ihres Geldes immer noch mit der Suchmaschine. Trotzdem ist Alphabet heute breit aufgestellt: Mit der Schwesterfirma Waymo probiert sich der Konzern am autonomen Fahren, mit Google Home an der Spracherkennung, mit Nest am Internet der Dinge. Mit dem Cloudgeschäft will sich das Unternehmen ein weiteres wichtiges Standbein aufbauen.
Zahlen: Auf den ersten Blick ist Alphabet mit dieser Strategie erfolgreich. Erstmals hat der Konzern 2017 die Jahresumsatzmarke von 100 Milliarden US-Dollar knacken können, im vierten Quartal lagen die Erlöse bei 32 Milliarden Dollar. Auch über den Verlust von drei Milliarden Dollar im vierten Quartal könnte man hinwegsehen, er ergibt sich aus einer kräftigen Steuernachzahlung. Die lässt sich als Einmaleffekt verbuchen. Allerdings täuscht die Zahl darüber hinweg, dass der bereinigte Nettogewinn im vierten Quartal lediglich bei knapp sieben Milliarden Dollar lag.
Analyse: Die große Gefahr für Alphabet liegt in der Abhängigkeit von Google. Oder anders gesagt: Wenn Google schwächelt, schwächelt Alphabet. Allein im vierten Quartal kamen 27 der 32 Milliarden Dollar Umsatz über die Suchmaschine. Und die steht vor einer Herausforderung: Zwar steigen die Werbeerlöse weiter, aber mit ihnen auch die Kosten. Wenn Google als Standardsuche in einem Betriebssystem außer Android implementiert wird, muss der Konzern dafür zahlen. Analysten schätzen, dass rund drei Milliarden Dollar allein an Apple für die Integrierung auf iPhone und iPad gehen. Insgesamt überwies die Suchmaschine rund sechs Milliarden Dollar an Partner, 24 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Kostenentwicklung scheint auch den Anlegern Sorge zu bereiten, die Aktie fiel nachbörslich um fünf Prozent. Da konnte auch ein Einblick in den Cloudumsatz (etwa eine Milliarde Dollar) nicht helfen.
Amazon: Auf der Suche nach dem nächsten großen Geschäft
Ausgangslage: Konsumenten kennen Amazon aus dem E-Commerce. Dabei ist es vor allem das Geschäft mit Händlern und anderen Unternehmen, das die Seattler so erfolgreich macht. Mit ihrem Marketplace verdienen sie nicht nur an jeder Transaktion, sie können auch zusätzliche Dienstleistungen wie Werbung auf der eigenen Seite anbieten. Und natürlich mischt Amazon auch beim Cloud- und Logistikgeschäft mit.
Zahlen: Im naturgemäß starken vierten Quartal hat Amazon einen neuen Rekord erzielen können: Erstmals verzeichnete der Konzern einen Gewinn von mehr als einer Milliarde Dollar in einem Zeitraum von drei Monaten, genau genommen waren es 1,9 Milliarden Dollar. Damit machten die Wochen um die Weihnachtszeit fast zwei Drittel des Überschusses aus – für das Gesamtjahr lag er bei drei Milliarden Dollar. Auch der Umsatz lässt sich sehen, er stieg um fast ein Drittel auf 178 Milliarden Dollar. Dass so wenig Gewinn hängen bleibt, liegt wie immer an der Investitionsstrategie von Amazon: schon jetzt Geld auf das Geschäft von morgen werfen.
„Wir haben unsere Prognosen für 2017 weit übertroffen.“
Analyse: Zu diesem Geschäft von morgen zählt Amazon Echo, der Lautsprecher, mit dem sich Amazon in den Wohnungen einnisten will. Zwar gibt Jeff Bezos keine Zahlen zu den Verkäufen heraus, aber er sagt so viel: „Unsere Prognosen für 2017 waren sehr optimistisch und wir haben sie weit übertroffen.“ Auch die Cloud beschert dem Amazon-Chef wieder einen Geldsegen, die Umsätze beliefen sich allein im vierten Quartal auf fünf Milliarden Dollar – ein Anstieg von 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Wie immer interessiert sich Amazon aber nicht für das Jetzt, sondern für das Morgen. Mit der Übernahme von Whole Foods 2017 und dem Fokus auf Amazon Fresh deutet sich an, dass Essen einen großen Platz in den Plänen von Bezos einnehmen wird.

Apple-Chef Tim Cook. (Foto: dpa)
Apple: Im Zeichen des X
Ausgangslage: Bei Apple stand 2017 alles im Zeichen des X: Beim neuen iPhone verzichtete der Konzern auf sein markiges Kennzeichen, den Homebutton. Gleichzeitig hob das Unternehmen aus Cupertino den Preis im Vergleich zu bisherigen iPhone-Neuveröffentlichungen deutlich an – mindestens 1.149 Euro kostet das Gerät. Mit dem neuen Modell wollte es an alte iPhone-Erfolge anknüpfen.
Zahlen: Ob dieses Ziel geglückt ist, lässt sich nicht vollends verifizieren. Genaue Zahlen verriet Tim Cook am Donnerstag nicht, das iPhone X sei aber seit dem Verkaufsstart „in jeder Woche unser meistverkauftes iPhone“ gewesen. Der Umsatz im vierten Quartal spricht dafür, dass man das Smartphone durchaus als Erfolg zählen darf. Mit 88 Milliarden Dollar konnte Apple das Vorjahresergebnis deutlich schlagen, unter dem Strich stand ein Plus von 13 Prozent. Ein Rekord. Der Gewinn stieg ebenfalls – um zwölf Prozent auf 20 Milliarden Dollar.
Analyse: Obwohl Apple die Prognosen der Analysten übertraf, bleibt ein Wermutstropfen: Die Zahl der verkauften iPhones ging im vierten Quartal um eine Million auf 77 Millionen Geräte zurück. Schnell hieß es, dass das neue Modell ja auch erst im November statt wie üblich im September erschien, dass es zudem teurer sei und dass sich die Umsätze im Smartphonesegment trotzdem erhöht hätten. Das mag stimmen. Ohne konkrete Zahlen zum iPhone X klingen die Argumente aber eher nach Rechtfertigung.
Facebook: Stagnation trotz Umsatzplus
Ausgangslage: Hasskommentare, Fake News, Filterblase – 2017 stand das soziale Netzwerk in der Dauerkritik. Mark Zuckerberg reagierte Anfang 2018 mit dem Versprechen eines Newsfeed-Umbaus, der mehr Posts von Freunden anzeigt und weniger Nachrichten. Außerdem sollen die Nutzer künftig über die Seriosität von Quellen bestimmen können, das soll die Verbreitung von falschen Nachrichten eindämmen.
Zahlen: Dem Geschäft haben die Diskussionen um die gesellschaftliche Verantwortung von Facebook nicht geschadet. Das Netzwerk konnte für 2017 einen Umsatz von fast 41 Milliarden Dollar verbuchen, das ist die Hälfte mehr als im Vorjahr. Auch der Gewinn legte um mehr als 50 Prozent zu, netto kam Facebook auf 16 Milliarden Dollar. Es wäre sogar noch mehr gewesen, wenn die Steuerreform nicht auch das soziale Netzwerk zwei Milliarden Dollar für Auslandsgewinne gekostet hätte.
Analyse: Die Diskussionen um Facebook mögen sich (noch) nicht in den Zahlen niederschlagen, sie zeigen sich aber in der Nutzung des Netzwerks. Zwar verwendeten 32 Millionen mehr Menschen die Plattform als noch vor drei Monaten, aber das ist das langsamste Wachstum seit 2015. In den USA ist die Zahl der aktiven User erstmals rückläufig. Und obwohl es mehr Nutzer gibt, verbrachten diese täglich 50 Millionen Stunden weniger im Facebook-Kosmos. Auch wenn die Geschäftszahlen keinen Anlass zur Sorge geben – die Zahlen zur Nutzung tun das schon.
Microsoft: Wolkige Aussichten
Ausgangslage: Noch vor ein paar Jahren schien Apple Microsoft weit hinter sich zu lassen. Der von Bill Gates gegründete Konzern hing mit seinem Geschäftsmodell gefühlt in den 1990er Jahren fest, die großen Innovationen fehlten, Versuche auf dem mobilen Markt mit dem Windows Phone scheiterten. Mittlerweile hat sich Microsoft von dem Wettkampf erholt und mit dem Cloudgeschäft einen Wachstumsmarkt identifiziert.
Zahlen: Im Geschäftsabschluss lässt sich diese Entwicklung nachzeichnen. Der Umsatz legte im vierten Quartal um zwölf Prozent auf knapp 29 Milliarden Dollar zu, Analysten hatten lediglich einen Umsatz von 28,4 Milliarden Dollar erwartet. Beim operativen Gewinn verzeichnete Microsoft ein Plus von zehn Prozent auf fast neun Milliarden Dollar. Unterm Strich steht zwar ein Minus von sechs Milliarden Dollar, das liegt aber wie bei anderen Techkonzernen auch an der US-Abgabe auf Auslandsvermögen. Langfristig dürfte Microsoft von der Steuerreform Donald Trumps profitieren, genau wie die anderen Unternehmen.
Analyse: Interessant ist daher eher ein Blick darauf, welche Sparte das Wachstum bei Microsoft treibt: die Cloud. Der Umsatz stieg in dem Bereich auf fünf Milliarden Dollar, ein deutliches Plus von 50 Prozent. Damit liegt der Konzern beim Cloud-Umsatz fast gleichauf mit Amazon und deutlich vor Google. Azure wuchs um 98 Prozent und wird damit zu einer immer größeren Konkurrenz für Amazons Web Services. Auch Linkedin und das online erhältliche Office-365-Programm konnten die Erlöse steigern. Allerdings: Noch erzielt Microsoft mit der klassischen PC-Sparte den meisten Umsatz. Und der erhöhte sich nur um zwei Prozent. Von einer erfolgreichen Wende zu sprechen, wäre daher zwar zu früh. Dass Microsoft aber den richtigen Weg eingeschlagen hat, das verdeutlichen die Zahlen doch.