Altsysteme modernisieren? So gelingt die Migration von Legacy-Systemen zu Low Code
Warum Unternehmen Legacy-Systeme einsetzen
Legacy-Systeme deuten in der Regel darauf hin, dass eine bestimmte Software veraltet ist oder ersetzt werden muss.
Der Begriff Altsystem (englisch: Legacy-System) bezeichnet in der Informatik eine etablierte, historisch gewachsene Anwendung im Bereich Unternehmenssoftware. Legacy ist hierbei das englische Wort für Vermächtnis, Hinterlassenschaft, Erbschaft, auch Altlast.
– Wikipedia
Ein Legacy-System ist eine alte Methode, eine alte Technologie, ein altes Computersystem oder ein altes Anwendungsprogramm, das mit einem früheren oder veralteten Computersystem in Verbindung steht oder ein solches ist, aber immer noch verwendet wird.
Auch wenn Legacy-Systeme Herausforderungen und Probleme mit sich bringen, gibt es bestimmte Gründe, warum veraltete Software weiterhin in Unternehmen verwendet wird. Dazu zählen zum Beispiel:
- Die Software-Anwendung „erfüllt noch ihren Zweck“. Aus diesem Grund sieht das Unternehmen keinen direkten Vorteil in einer Migration.
- Die Migration eines alten monolithischen Systems ist mit hohen Kosten verbunden.
- Wettbewerbsvorteil: Obwohl die eingesetzte Lösung veraltet ist, bietet sie einen Wettbewerbsvorteil am Markt. Eine Migration könnte dem eigenen Unternehmen betriebswirtschaftlich betrachtet schaden.
- Menschen mögen keine Veränderung: Anwender der Software haben sich an das in Verwendung befindliche System gewöhnt. Eine Migration könnte zu möglichen User-Beschwerden führen.
Die Herausforderungen von Legacy-Systemen
Auch wenn die oben aufgeführten Gründe verständlich sind, bringt der Betrieb von Legacy-Systemen auch Herausforderungen mit sich.
Wartungsfähigkeit
Auch wenn ein System grundlegend wartungsfähig ist, missachten Unternehmen die Tatsache, dass ihre Entwicklerteams mit der Betreuung von alten Systemen oftmals ausgelastet sind. Es besteht ein Unterschied zwischen der bloßen Wartungsfähigkeit und einer effizienten Wartungsfähigkeit mit zufriedenen Entwicklern.
Oftmals führen selbst kleinste Änderungen zu großen Wartungsaufwänden.
Sicherheitsrisiken
Obwohl Legacy-Systeme aus Sicht der Benutzer einwandfrei funktionieren, sind diese in der Regel mit Sicherheitsrisiken behaftet. Legacy-Systeme werden oft vom Hersteller nicht weiter unterstützt. Daher kann eine einzelne Schwachstelle ein großes Risiko darstellen.
Eine IBM-Studie hat so ergeben, dass die durchschnittlichen globalen Kosten durch Datenschutzverletzungen im Vergleich zum Vorjahr auf 3,86 Millionen US-Dollar angestiegen sind.
Compliance als Herausforderung
Auch wenn Sicherheitsrisiken für Unternehmen ein wichtiger Faktor sind, stellen Legacy-Systeme auch aus Compliance-Sicht eine Herausforderung dar. Heutzutage gibt es verschiedene Compliance-Standards, die sicherstellen, dass Anwendungen ordnungsgemäß laufen.
Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) etwa räumt Nutzergruppen das Recht auf Lösung ihrer Daten ein. Während neue Applikationen dies recht einfach unterstützen, sind derartige Änderungen für Legacy-System aufwändiger.
Auswirkung aufs Recruiting
Falls dein Unternehmen eine Legacy-Technologie einsetzt, wird dies nicht nur zu einer Bedrohung für dein Unternehmen. Auch die Personalbeschaffung und das Employer-Branding kann darunter leiden. Da immer weniger Programmierer die notwendigen Kenntnisse über diese Systeme haben, steht ein schwindender Pool an Talenten zur Verfügung.
Vereinfacht ausgedrückt, wird es zu einer Herausforderung, qualifizierte Entwickler zu finden, die bereit sind, das Legacy-System zu warten.
Eine Lösung: Migration des Legacy-Systems zu Low Code
Bei all diesen Herausforderungen besteht ein klarer Bedarf der Migration dieser Systeme in zukunftssichere, moderne Umgebungen. Ein möglicher Lösungsansatz? Migriere das Legacy-System zu einer Low-Code-Entwicklungsplattform.
Der Einsatz von Low-Code macht Entwicklerteams schneller. Applikationen werden rascher umgesetzt und Kosten können gespart werden. Das ist ein Auszug möglicher Vorteile.
Zusätzlich ermöglichen Low-Code-Plattformen auch Fachbereiche in die agile Softwareentwicklung miteinzubinden. So können Geschäftsbereiche unmittelbar an Prototypen zusammenarbeiten, um kundengerechte Lösungen zu entwickeln.
Es gilt jedoch auch: Eine Migration zu Low Code mag gut vorbereitet und mit allen Interessensgruppen geplant sein. Denn es zeigt sich: Eine Migration einer Softwareanwendung ist nie lediglich nur ein technisches Projekt.
Schrittweise Migration zu Low Code
Die schrittweise Migration deines Systems auf eine Low-Code-Plattform ist der ideale Weg, um den Monolithen aufzubrechen. Ein nützliches Framework, das du bei der Migration deines Legacy-Systems berücksichtigen solltest, ist das Konzept der bimodalen IT.
Bimodal ist die Praxis der Verwaltung von zwei getrennten, aber zusammenhängenden Arbeitsstilen: der eine konzentriert sich auf die Vorhersehbarkeit, der andere auf die Erforschung.
– Gartner
Die Idee der bimodalen IT ist einfach. Du stellst deine Softwareentwicklung in zwei separaten Teams auf. Ein Team ist für die Wartung der bestehenden Anwendungsumgebung (= des Legacy-Systems) verantwortlich, während das andere Team das neue Softwaresystem entwickelt.
In einer schrittweisen Migration arbeiten diese beiden Teams eng zusammen, um sicherzustellen, dass das alte System während des Aufbaus einer neuen Umgebung lauffähig bleibt.
Integration des Legacy-Systems mit Low Code
Bei der Migration von Altsystemen wollen viele Unternehmen die Vorteile der neuesten Technologien nutzen und übersehen dabei die Integrationsmöglichkeiten mit bestehenden Systemen.
Die Migration zu einer Low-Code-Plattform ermöglicht es Unternehmen, das Legacy-System für eine gewisse Zeit zu behalten, während es mit der neuen Low-Code-Plattform – zum Beispiel mittels REST-API – integriert wird.
Wenngleich du dein Kernsystem vielleicht beibehalten willst, bietet dir eine Low-Code-Plattform die Möglichkeit, Addons oder zusätzliche Anwendungen auf dem Legacy-System zu erstellen. Zum Beispiel, wenn du eine mobile Anwendung für Android und iOS auf Basis deines bestehenden CRM-Systems entwickelst.
Entwickle deine Anwendungen visuell
Durch die Verwendung von modellgetriebenen Entwicklungskonzepten zur visuellen Definition von Benutzeroberfläche, Logik und Datenmodell kann eine Low-Code-Plattform von einer Vielzahl von Benutzergruppen genutzt werden. Von Entwicklern über Citizen-Entwickler bis hin zu Requirements-Engineers können diese Gruppen nun Anwendungen für Desktop, Smartphone oder Web erstellen.
Da die Entwicklungsumgebung visuell und modellgetrieben ist, können die Benutzer ihre Kenntnisse in einem Bruchteil der Zeit erwerben, die sie zum Beherrschen einer traditionellen Sprache benötigen würden.
Zum Beispiel kannst du mit VisionX oder Mendix als Low-Code-Plattform die Benutzeroberfläche deines Datenmodells blitzschnell erstellen.
Durch eine Kombination aus Drag-&-Drop-Benutzeroberflächen und visueller Prozessmodellierung können auch Citizen-Entwickler und Fachbereiche Prototypen rasch erstellen und eine erste Grundlage liefern.
Flexible Systeme, die für die Zukunft gebaut sind
Die Migration von Legacy-Systemen erfordert, dass Unternehmen ein System aufbauen, das flexibel bleibt und gleichzeitig den Anforderungen der Zukunft gerecht wird.
IT-Teams wollen nicht, dass das neue System zum Vermächtnis von morgen wird. Die gute Nachricht ist, dass die Migration von Legacy-Systems auf eine Low-Code-Plattform wesentlich vereinfachen wird. Gleichzeitig muss ein Migrationsprojekt gut geplant sein und Entwickler müssen sich die Einschränkungen und Herausforderungen von Low-Code Plattformen bewusst machen.