Erst vor knapp einem Monat hat OpenAI mit GPT-4 die neueste Version seines Sprachmodells vorgestellt. Nun zieht mit Amazon ein anderer Tech-Gigant nach und versucht, ChatGPT und anderen KI-Systemen in diesem Bereich ordentlich Konkurrenz zu machen. Das Unternehmen stellte mit Bedrock nun sein eigenes KI-Portfolio vor. Dabei setzt der Cloud-Service auf AWS-Basis auf KI-Funktionalitäten, mit denen Nutzer:innen Text- und Bildinhalte sowie Chatbots entwickeln können sollen.
Marktbeobachter:innen hatten mit dem Schritt allerdings bereits gerechnet, nachdem sowohl Google als auch Microsoft/OpenAI entsprechende Lösungen vorgestellt hatten. Die Bekanntgabe folgt auf die Aussage von Amazon-Geschäftsführer Andy Jassy, dass das Unternehmen „massiv“ in KI investieren wird. Ziel des Cloud-Dienstes ist die Stärkung der Position des internationalen Konzerns im Bereich der KI.
Man sehe sich, heißt es in einem Blogbeitrag, „an einem aufregenden Wendepunkt in der weit verbreiteten Einführung von Machine Learning“, und glaube daran, dass die meisten Kundenerfahrungen und Anwendungen mit generativer KI neu erfunden werden könnten. Schon von Beginn an hat Amazon etwa bei der E-Commerce-Empfehlungslösung auf KI-Elemente gesetzt und auch in logistischen Bereichen schon früh entsprechende Machine-Learning-Elemente eingesetzt.
In der Tat trägt auch bei AWS vieles die Handschrift von KI-Lösungen – und Amazon hat hier schon sehr früh Funktionen wie Bilderkennung, Prognosen und intelligente Suche über einen einfachen API-Aufruf angeboten. Bei Bedrock schließlich handelt es sich um eine Plattformlösung mit einer großen Zahl an KI-Mechanismen und Tools, die dabei helfen sollen, Sprachinhalte aufzubereiten und zusammenzufassen, Bilder zu optimieren oder auch Chatbots zu ermöglichen. Auch im Bereich der Personalisierung und der Suche wird Bedrock Lösungen bereithalten. Wie viel davon Amazon auch für den eigenen Betrieb gedacht hat, ist noch unklar, denn in der Vergangenheit hatte die AWS-Cloud eine Vielzahl an Funktionalitäten auch selbst genutzt.
Eigenentwicklung von LLM zu aufwendig für viele Unternehmen
Amazon-Chef Andy Jassy hatte im kürzlich veröffentlichten Aktionär:innenbrief bereits angekündigt, dass Amazon große Summen in große Sprachmodelle (Large Language Models) investieren wolle, sich die Entwicklung einer solch langfristigen Lösung allerdings für die meisten Unternehmen nicht lohnen würde. Amazon Bedrock könne hier anpassbare Lösungen bieten und zu einer Demokratisierung der KI-Bemühungen beitragen, so Jassy.
Klar ist aber auch, dass damit das Rennen um die Deutungshoheit im Bereich der Machine-Learning-Lösungen erst begonnen hat. Ähnlich wie bei Cloud-Plattformen, die gut mit den jeweiligen Schwerpunkten nebeneinander existieren, scheint es zum jetzigen Zeitpunkt so, als würden Amazon, Google, Microsoft und möglicherweise ein paar weitere Player den Markt untereinander aufteilen.
Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass neben den Algorithmen von Amazon über die Bedrock-Plattform auch AI-Modelle anderer Hersteller genutzt werden können. So ist zum Beispiel der Einsatz von Stable Diffusion 2.1 möglich, dessen Latent Diffusion Model ursprünglich von der LMU München entwickelt wurde. Zudem ist Bedrock tief in das Amazon-Ökosystem integriert, sodass die Software beispielsweise zur automatischen Generierung von Social-Media-Posts und für gezielte Werbemaßnahmen im Online-Marketing-Umfeld eingesetzt werden kann.