Die letzten sechs Wochen sind die wichtigsten im Onlinehandel, sowohl inzwischen bei uns als auch in den USA. Amazon hat jetzt für die „Holiday Season“ genannte Zeit vom 15. Oktober 2022 bis zum 14. Januar 2023 angekündigt, einen saisonalen Aufschlag in Höhe von 35 Cent (wohlgemerkt US-Cent) zu verlangen.
Es handelt sich dabei offenbar um eine durchschnittliche Erhöhung, denn Amazon betont, dass der genaue Zuschlag von Gewicht, Größe und Kategorie abhänge.
In den USA sind solche Saisonzuschläge bei den Logistikdiensten nichts Ungewöhnliches, wobei Amazon diesen Schritt zum ersten Mal saisonal geht. Dienstleister wie UPS und Fedex erheben Saisonzuschläge bereits häufiger.
Der Zuschlag gilt für alles, was per Fulfillment by Amazon (FBA) verkauft wird – und es ist nicht der erste Aufschlag dort. Schon im April hatte das Unternehmen einen Treibstoff- und Inflationszuschlag in Höhe von 5 Prozent erhoben – sodass viele Marketplace-Händler jetzt verärgert sind, was sich in den einschlägigen Foren und Social-Media-Gruppen niederschlägt.
Amazon-FBA-Händler fühlen sich ohnmächtig
Viele Händler:innen sehen sich angesichts anderer steigender Kosten ohnmächtig gegenüber Amazon. Man könne, so formuliert es einer, nicht auf den Marketplace verzichten, sei aber inzwischen nicht mehr in der Lage, hier überhaupt kostendeckend anzubieten. Noch dazu sind – ähnlich wie in Deutschland – auch in den USA die Kund:innen preissensitiver geworden und drehen den Dollar zweimal um, bevor sie ihn ausgeben.
Ob Amazon diese Erhöhung auch für Deutschland und die EU-Staaten plant, ist bislang nicht bekannt. Amazon hält sich hierzu bedeckt und erklärt, die Ankündigungsmail an die Händler habe sich nur auf die USA und Kanada bezogen – was ohnehin klar ist.
Es ist aber damit zu rechnen, dass der Onlineriese auch für den hiesigen Marketplace höhere Kosten aufgrund der Krise hat und diese auch an die Händler bei uns weiterreichen wird. Amazon-Chef Andy Jassy hatte bereits in der Vergangenheit mehrfach angedeutet, dass sich entstehende Mehrkosten nur bis zu einem gewissen Grad anderweitig auffangen ließen – und das Unternehmen hatte ja auch bereits angekündigt, auch beim Amazon-Prime-Programm an der Preisschraube zu drehen und es um bis zu 30 Prozent zu erhöhen.
Auch wenn die Preiserhöhung in erster Linie die Händler:innen betrifft, wird sie auch an den Kund:innen nicht spurlos vorbeigehen. Denn einerseits kaufen zwar viele Kund:innen aufgrund des strengen Serviceversprechens auch Marketplace-Artikel, andererseits können Händler:innen das Marketingvehikel Marketplace nur kostendeckend nutzen.