Bewertungen von Produkten gelten als vielleicht wichtigster Faktor bei der Kaufentscheidung in Onlineshops. Weil das natürlich auch die Händler wissen, versuchen einige von ihnen, den Verkäufen durch gefälschte oder gekaufte Bewertungen auf die Sprünge zu helfen. Amazon etwa geht seit Jahren dagegen vor, kann der Flut an Fake-Reviews aber offenbar nicht Herr werden. Jetzt zeigen im Netz aufgetauchte Screenshots, wie der Handel mit gekauften Amazon-Bewertungen abläuft.
14.000 Screenshots von Fake-Review-Versuchen
Den entsprechenden Recherchen des Magazins c’t zufolge handelt es sich in dem vorliegenden Fall um Händler aus China, die offenbar im großen Stil versuchen, Amazons Bewertungssystem zu unterlaufen. Das geleakte Datenpaket umfasst über 14.000 Screenshots, auf denen zur Hälfte Amazon-Bestellbestätigungen und die dazu gehörenden Rezensionen zu sehen sind, wie heise.de berichtet. Bei den Bewertungen handelt es sich übrigens ausschließlich um Fünf-Sterne-Bewertungen.
Das über das Datenleck einsehbare Betrugssystem funktioniert über den Messenger Telegram. Dort soll es zahlreiche Gruppen geben, in denen Mittelsmänner für vor allem chinesische Händler auf Kundenfang gehen – auch in Deutschland. Die sogenannten Agenten, oft in Bot-Form, posten dort laufend zahlreiche Angebote von Amazon-Verkäufern. Diese Produktlinks sind mit dem Hinweis versehen, dass Interessierte den Kaufpreis zurückerstattet bekommen, wenn sie das Produkt bestellen und eine Fünf-Sterne-Rezension dazu abgeben.
Gratis-Produkt gegen Rezension
Damit erhält die Bewertung auf der Amazon-Seite den Hinweis „Verifizierter Kauf“. Um Kauf und Rezension zu beweisen, schicken die Käufer entsprechende Screenshots – solche, wie sie in dem Datenleck zu sehen waren. Das für den Kauf des Produkts vorgelegte Geld wird den Käufern dann per Paypal zurückerstattet. Wie die Fake-Review-Einkäufe ablaufen, hatte im Frühjahr auch schon der WDR in einer Dokumentation aufgezeigt.
Das Bundeskartellamt hatte Onlineportale wie Marktplätze und Suchmaschinen dezidiert aufgefordert, mehr gegen Fake-Bewertungen zu tun. Im Fall von Amazon werden laut dem Konzern pro Woche mehr als zehn Millionen Rezensionen analysiert – per Software und von Prüfteams. Amazon arbeitet zudem mit sozialen Medien und Zahlungsdienstleistern zusammen, um Gruppen wie die oben beschriebene stoppen zu können.
Amazons Kampf gegen Fake-Bewertungen
Welche Dimensionen die Fake-Review-Flut auf der größten E-Commerce-Plattform hat, zeigt eine Zahl aus dem Jahr 2018. Da will Amazon über 13 Millionen Versuche von gekauften und gefälschten Rezensionen verhindert haben, was den Konzern 400 Millionen Dollar gekostet hat. Wie du Fake-Bewertungen erkennst, kannst du in unserem Ratgeber dazu nachlesen. Amazon rät Kunden zudem, den unter den Rezensionen stehenden Link „Missbrauch melden“ zu klicken, wenn ihnen ein Review besonders komisch vorkommt.
Unglaublich, so war mir das nicht bewusst. Wenn man kurz googelt stößt man sofort auf Seiten wo man diese bewertungen kaufen kann. Ich mein, crazy geschäftsmodell… aber auf dauer wird dann wohl nur der „New Deal for consumers“ der EU helfen… bin gespannt. Bis dahin, augen auf!