Schon Anfang des Jahres hatte die Washington Post unter Berufung auf Berechnungen des Instituts für Steuern und Wirtschaftspolitik (ITEP) über die nicht geleisteten Steuern durch Amazon für 2018 berichtet. Demnach hatte der E-Commerce-Riese trotz Gewinnen in Höhe von 11,2 Milliarden US-Dollar keine Steuern in den USA gezahlt – sondern bekam noch 129 Millionen Dollar zurück. Jetzt hat das ITEP eine Studie vorgelegt, die das Steuerverhalten der 500 größten US-Konzerne (Fortune 500) im Jahr eins nach der Steuerkürzung durch US-Präsident Donald Trump analysiert.
Steuern: Viele große Konzerne zahlen weniger als üblich
Demnach haben 379 der 500 Konzerne 2018 einen Gewinn ausgewiesen und genügend Informationen geliefert, damit die Experten die Höhe ihrer effektiven Einkommenssteuerrate berechnen konnten. Der Studie zufolge zahlten diese profitablen Unternehmen insgesamt Steuern in der Höhe von 11,3 Prozent auf ihr Einkommen im vergangenen Jahr. Dabei beträgt der festgelegte Steuersatz eigentlich 21 Prozent. Diese durchschnittliche Steuerrate ist die niedrigste, seit das ITEP im Jahr 1984 seine Analysen begonnen hat.
Zudem zahlten 91 Konzerne gar keine Steuern in den USA – was sich in diesem Fall ausschließlich auf die an die Bundesbehörden gezahlten Steuern bezieht. Steuern an einzelne Bundesstaaten oder lokale Steuern wurden nicht mit einberechnet. Weitere 56 Konzerne zahlten laut der ITEP-Analyse Steuern von null bis fünf Prozent. Die Steuerbegünstigungen konzentrieren sich dem ITEP zufolge auf wenige große Konzerne. So sollen Bank of America, J.P. Morgan Chase, Wells Fargo, Amazon und Verizon zusammen von Steuerbegünstigungen in der Höhe von 16 Milliarden Dollar profitiert haben.
Steuervermeidung von Tech-Konzernen in der Kritik
Einer vor wenigen Tagen veröffentlichte Untersuchung der britischen Organisation Fair Tax Mark hatte die Steuerzahlungen der sechs großen Tech-Konzerne Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google und Microsoft im Visier. Den Ergebnissen zufolge haben diese sogenannten Silicon Six im Zeitraum zwischen 2010 und 2019 gut 100 Milliarden Dollar an Steuern vermieden. Amazons Steuerquote etwa soll im Schnitt nur 12,7 Prozent betragen haben. Allerdings widersprachen die Konzerne diesen Ergebnissen. Amazon etwa erklärte, dass es in den Jahren 2010 bis 2018 eine effektive Steuerquote von 24 Prozent gehabt habe.
Zu den 91 vom ITEP identifizierten Steuervermeidern in den USA gehören Konzerne aus allen Branchen, wie CNBC berichtet. Von besonders geringen Steuerquoten profitierten demnach Industrie-, Gas- und Öl- sowie Autokonzerne. Aber auch aus der Tech-Branche finden sich mehrere Vertreter auf der Liste. Neben Amazon und Netflix etwa Nvidia, Salesforce und IBM.