Bye-bye Stau: Amazon nutzt Frankfurter Straßenbahnen für Paketzustellung
Amazon experimentiert international mit einer Vielzahl an Logistiklösungen, die in der jeweiligen Situation und Umgebung eingesetzt werden können. Eine spannende Konstellation hat der Handelsriese dabei jetzt für Frankfurt gefunden. Vom Logistikzentrum Raunheim, das gut 20 Kilometer von der Frankfurter Innenstadt entfernt liegt, soll in Zukunft mit Lastwagen eine große Zahl an Paketen zu einer Straßenbahnhaltestelle am Frankfurter Stadtrand gebracht werden. Von hier aus soll eine Straßenbahn Pakete in die Innenstadt transportieren, die dann am Zoo oder am Betriebshof Gutleut mit elektrischen Lastenfahrrädern zu den Empfänger:innen gebracht werden.
Die Lösung, die jetzt ausprobiert wird, ist nicht nur deutlich effizienter als mit Lkw, da eine solche Lastenbahn über ein größeres Fassungsvermögen verfügt, sondern sie ist unter dem Strich auch nachhaltiger und ressourcenschonender, wie Amazon erklärt. Mithilfe der Gütertram sollen die Pakete auch besser durch den dichten Straßenverkehr der Mainmetropole kommen. Realisiert wird der Testbetrieb im Rahmen des Forschungsprojektes „LastMileTram RheinMain V“ der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in Zusammenarbeit mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF).
Amazon entwickelt individuelle Lösungen für die letzte Meile
Gesondert zu betrachten ist dabei die berühmte „letzte Meile“, also der Weg bis zur Haustür, der in diesem Fall in drei Etappen abläuft. Ob dieser Dreischritt nicht nur effizienter, sondern auch ausreichend schnell ist, wird sich wohl zeigen müssen – insbesondere wenn die jeweiligen Ressourcen in Zeiten vor Weihnachten knapp sind. Bisher macht Amazon keine Angaben dazu, wie lange man den Test angelegt hat. Immerhin: In der Stadt kommen die Pakete so wohl besser am Stau vorbei und die üblichen Lieferfahrzeuge müssen nicht im Weg parken.
Wichtig ist Amazon die „Dekarbonisierung des Logistiknetzwerks“ im Rahmen des Klimaversprechens. Laut der Hochschule könnte dieses Zustellverfahren 57 Prozent CO2-Emissionen einsparen. Amazon will in den kommenden Jahren alleine in Deutschland über 400 Millionen Euro in solche Lösungen investieren. Klar ist aber auch, dass es hierfür eine Vielzahl an Lösungen geben wird, die für die jeweilige Umgebung passend sind. Immerhin habe man es schon 2023 geschafft, über 50 Millionen Pakete mithilfe von elektrischen Lieferwägen, elektrischen Lastenrädern, E-Mopeds und Handkarren auszuliefern. Das Projekt „LogIKTram“ in Karlsruhe beispielsweise kombiniert sogar zwei Transportmittel, um Pakete auszuliefern: elektrische Fahrradanhänger und die Straßenbahn.
Laut einer Studie des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik wurden im vergangenen Jahr 4,1 Milliarden Sendungen befördert – und pro Tag im Schnitt fast 11,5 Millionen Sendungen an die Kund:innen ausgeliefert. Auch wenn der Peak der Coronazeit damit überwunden ist, bleibt es daher an den Händler:innen und Logistikdienstleister:innen, entsprechende Alternativlösungen zu finden. Frankfurt ist nicht die erste Stadt, in der Gütertrams getestet werden – frühere Projekte in Amsterdam, Dresden und Wien wurden aber stets nicht in den Dauerbetrieb übernommen und scheiterten meist an den Kostenstrukturen.