Amazon erhebt Retourengebühren – und kassiert sie gleich wieder ein

Amazon hat es mal wieder versucht. Statt kostenloser Rücksendungen gab es für kurze Zeit ein neues Gebührenmodell auf Probe: das Rückporto für verpackte Retouren. Wer seine Bestellung ganz klassisch in den Karton zurücklegen wollte, wurde zur Kasse gebeten.
Kunden von Pflicht zur sichtbaren Rückgabe wenig überzeugt
Wer dagegen bereit war, das Produkt unverpackt und gut sichtbar an der Rückgabestelle abzugeben, kam weiterhin kostenlos davon. Ein Deal mit Haken: Datenschutz? Umwelt? Kundenservice? Ach, was soll’s – Hauptsache testen.
Wie ernst es dem US-amerikanischen Handelsriesen damit war, blieb offen. Amazon sprach – wie schon bei ähnlichen Tests 2022 und 2023 – von einem „Versuch“, von dem zwar niemand genau wusste, wie lange er dauert oder wen er betrifft, der aber immerhin eine klare Preisansage enthielt: Verpackte Rücksendung? Bitte zur Kasse. Unverpackt mit QR-Code? Weitergehen, nichts zu zahlen.
Rückwärtsgang per Expresszustellung
Das Echo kam prompt und unüberhörbar, wie die Lebensmittelzeitung berichtet. Kund:innen fühlten sich gegängelt, Händler sahen ihre Ware schon reihenweise ramponiert zurückkehren. Online hagelte es Kritik – mit Fragen wie: „Ist es wirklich nachhaltiger, wenn der DHL-Bote den Artikel neu eintütet?“ oder „Warum soll meine Nachbarschaft sehen, was ich zurückgebe?“
Der Datenschutz wurde zum Retourenproblem. Und die Umweltfreundlichkeit? Die wurde zumindest hinterfragt – zumal Amazons Nachhaltigkeitsversprechen in letzter Zeit ohnehin eher in Luftpolsterfolie verpackt daherkamen.
Gerade mal zwei Wochen nach dem offiziellen Start des Gebühren-Tests hat Amazon die Idee wieder eingestampft. Verpackt oder nicht: Rückversand ist wieder kostenlos. Begründung? Fehlanzeige. Ergebnisse? Unbekannt. Wahrscheinlich wurde der „Test“ schlicht von der Realität überrollt – oder vom Algorithmus, der im Prime-Zentrum Alarm schlug, sobald zu viele Sterne in den Keller rutschten.
Was bleibt, ist die Frage: War das ein Ausrutscher – oder ein Vorgeschmack?
Tatsächlich experimentieren auch andere Händler mit Rücksendegebühren, teils schon länger. Klar ist: Rücksendungen kosten Geld – für die Händler, für die Umwelt, und eines Tages vielleicht auch für uns alle. Amazon hat mit seinem Testlauf möglicherweise nur ausgelotet, wie weit man gehen kann, bevor der Shitstorm das Rücksendezentrum erreicht.
Ob die kostenlose Retoure also ein Auslaufmodell ist? Noch nicht. Aber wenn das Retourenvolumen gemeinsam mit dem Umweltbewusstsein der Öffentlichkeit wächst und die Margen weiter unter Druck geraten, dürfte das nächste Gebührenmodell nur eine Frage der Zeit sein – dieses Mal vielleicht besser kommuniziert, cleverer kaschiert oder einfach schlauer verpackt.