Amazon will mit Knuspr die Lieferung frischer Lebensmittel vorantreiben
Der Lebensmitteleinzelhandel ist immer noch ein Marktsegment, das sich im Onlinehandel schwertut – und an dem schon viele kleinere und größere Handelsketten gescheitert sind. Auch Amazon hat über die Jahre verschiedene Ansätze ausprobiert, musste aber selbst in der Pandemie mit Rückschlägen klarkommen.
Jetzt kooperiert das Unternehmen in einigen Regionen mit dem Lebensmittellieferdienst Knuspr. Zunächst werden Prime-Mitglieder im Raum Berlin von der Lieferung innerhalb von drei Stunden profitieren können. Nach und nach sollen weitere Regionen – bislang sind das der Raum Frankfurt und das Rhein-Main sowie die Region München und Augsburg – hinzukommen.
Amazon-Country-Manager Rocco Bräuniger erklärt, dass die Zusammenarbeit mit Partnern wie Knuspr weiterhin ein wichtiges Element des Engagements ist, Kund:innen eine große Auswahl, schnelle Lieferoptionen und niedrige Preise zu bieten. In der Tat macht Knuspr vieles etwas anders als Mitbewerber:innen, die sich während und nach der Pandemiezeit mit den unterschiedlichsten Fokussierungen eine blutige Nase geholt haben.
Starke Fokussierung auf Automatisierung und regionale Waren
Der Lebensmittellieferdienst der tschechischen Rohlik-Gruppe setzt seit dem deutschen Markteintritt 2021 vor allem auf Automatisierung und Machine Learning – und schafft es damit, Warenlieferungen innerhalb von drei Stunden im jeweiligen Liefergebiet zu realisieren. „Wir haben ermittelt, dass dieser Zeitraum von zwei bis drei Stunden der Kipppunkt ist, in dem die Kund:innen das eben nicht selbst hinbekommen“, erklärt Deutschlandchef Mark Hübner.
In der Tat passt der sehr technische Ansatz im Hinblick auf Automatisierung und KI-Ansätze gut zu Amazon, angefangen beim automatisierten Lager- und Kommissioniersystem über die lernende Kapazitätsplanung und Planung der Lieferzeitfenster für die Kund:innen bis hin zu KI-gestütztem Forecast der Bestellmengen und der Abverkaufsplanung auf Artikelebene. Knuspr schafft hier deutlich niedrigere Warenabschriften von unter einem Prozent.
Darüber hinaus setzt das Unternehmen auf eine etwas andere Warenauswahl als herkömmliche Supermärkte. „Knuspr versteht sich als Supermarkt und Hofladen in einem.“ Bei den Produkten von kleineren regionalen Partnerbetrieben, etwa aus Metzgereien, Bäckereien und von Bio-Bauernhöfen, handele es sich um Ware, die man so im Supermarkt sonst nicht oder in deutlich geringerem Umfang finden würde. Hinzu kommen ausgewählte internationale Spezialitäten. Der Anteil an Ultrafrischeprodukten wie Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch sowie Backwaren liegt nach Aussage des Unternehmens bei über 40 Prozent, der Gesamtanteil der Frischeprodukte bei über 60 Prozent.
Stundengenaue Lieferfenster und kostenlose Lieferung
Laut Hübner ist die Partnerschaft mit Amazon eine Gelegenheit, um mit dem Sortiment neue Kund:innengruppen zu erschließen. Das Berliner Sortiment, das über 15.000 Produkte umfasst, wird größtenteils direkt von Herstellern und von über 160 lokalen Landwirten und Produzenten bezogen. Hoch ist hier im Vergleich zu herkömmlichen Supermärkten auch der Anteil an Bioprodukten.
Die Lieferung erfolgt bereits ab drei Stunden nach der Bestellung in frei wählbaren, einstündigen Zeitfenstern – von Montag bis Samstag zwischen 6 und 22 Uhr. Dabei werden die Bestellungen im Knuspr-Logistikzentrum in Berlin-Schönefeld zusammengestellt und von Knuspr in speziellen Fahrzeugen gekühlt ausgeliefert. Der Mindestbestellwert liegt bei 39 Euro, ab einem Bestellwert von 79 Euro ist die Lieferung kostenlos. Die Liefergebühren variieren je nach Bestellhöhe und gewähltem Lieferzeitfenster und liegen zwischen 90 Cent und 4,90 Euro. Die erste Bestellung wird als Willkommensangebot für Prime-Mitglieder kostenlos geliefert, außerdem gibt’s zehn Euro Rabatt auf den ersten Einkauf.
Im Jahr 2023 machte der Online-Lebensmittelhandel mit Lieferung in Deutschland laut dem IFH Köln nur etwa 2,7 Prozent des gesamten Lebensmittelhandels aus (rund 6,1 Milliarden Euro Umsatz). Das Wachstum des Online-Lebensmittelhandels wurde dabei durch verändertes Konsumentenverhalten während der Pandemiejahre angekurbelt und Prognosen gehen davon aus, dass der Onlineanteil bis 2030 auf 5,2 bis 9,1 Prozent anwachsen könnte.