Amazon wollte Netflix kaufen: Netflix-Gründer lehnten Kaufangebot von Bezos ab
Die Streaming-Welt könnte heute ganz anders aussehen. Einer der Netflix-Gründer hat seine Memoiren veröffentlicht und schildert darin, wie Netflix ein Übernahmeangebot von Amazon ausschlug. Im Zuge der Buchveröffentlichung gab der frühere Netflix-CEO Marc Randolph unter anderem CNBC sowie Yahoo Finance Interviews, in denen er über das Geschehen berichtete. Randolph verließ Netflix 2004.
„Wir waren vielleicht zwei Monate lang am Start und bekamen den Anruf, dass Jeff Bezos, der Gründer und CEO von Amazon, uns sehen möchte. Wie aufregend ist das?“, sagte der damalige Netflix-CEO Randolph Yahoo Finance. Zu diesem Zeitpunkt seien Randolph sowie der Mitgründer Reed Hastings (der heutige Netflix-CEO) unsicher gewesen, ob ihr Geschäftsmodell überhaupt funktionieren könne.
Netflix setzte auf DVD-Verleih auf dem Postweg
Sie wollten einen Dienst anbieten, über den Kunden DVDs über den Postweg ausleihen können. Der Vorteil gegenüber einer klassischen Videothek: Der Kunde bekam die DVD mit der Post nach Hause geliefert und konnte sie auch länger als einen Tag behalten, um sie ansehen zu können. Die Rückgabe erfolgte ebenfalls auf dem Postweg. Mit diesem Geschäftsmodell war Netflix nie in Deutschland aktiv.
Als die Netflix-Gründer im Sommer 1998 einen Anruf aus Seattle erhielten, dem Firmensitz des damaligen Online-Buchhändlers Amazon, war Bezos gerade dabei, das Geschäftsmodell des Unternehmens zu erweitern. Zu dem Zeitpunkt war Amazon vier Jahre auf dem Markt und es war ein Jahr nach einem erfolgreichen Börsengang des Unternehmens.
Blick in die Amazon-Zentrale
Die Netflix-Gründer flogen nach Seattle in die Firmenzentrale von Amazon. Dabei waren sie überrascht, was sie in den Amazon-Büros vorfanden haben. „Wir gingen in dieses Büro und es war ein Schweinestall“, sagte Randolph dem CNBC-Magazin Make It. Die Mitarbeiter hätten dort auf sehr engem Raum arbeiten müssen. Sie hätten keine vernünftigen Schreibtische gehabt, sondern es seien alte Holztüren auf Holzpfosten gewesen, beschreibt der damalige Netflix-CEO die Situation.
Nach Abschluss des Treffens habe das Team von Bezos Randolph und Hastings angeboten, Netflix für einen Kaufpreis von irgendwas „im unteren achtstelligen Bereich“ zu übernehmen. Die Netflix-Gründer gingen nach Randolphs Schilderung davon aus, dass Amazon für Netflix zwischen 14 und 16 Millionen US-Dollar zahlen wollte. Eine genaue Summe hatte Bezos nicht genannt.
Bezos Interesse an Netflix war eine Bestätigung
Auf dem Rückflug wägten Randolph und Hastings das Kaufangebot ab – und entschieden sich am Ende dagegen. Vor allem Randolph sah darin eine Chance, schnell viel Geld zu verdienen. Aber sie hatten sich dagegen entschieden und so blieb Netflix eigenständig – bis heute.
Netflix war zu dem Zeitpunkt gerade erst dabei, am Markt Fuß zu fassen und „jeder hat uns gesagt, dass das nie funktionieren wird“, sagte Randolph über den DVD-Verleih auf dem Postweg. „Und hier war dieser Typ, der der Pionier des E-Commerce war und dachte, er würde uns vielleicht kaufen wollen. Was für eine Bestätigung!“. Das Kaufangebot von Amazon bestärkte die Netflix-Gründer also eher darin, auf ihr Geschäftsmodell zu setzen und es fortzuführen.
Der heutige Markt für Videostreaming könnte ganz anders aussehen, wenn Amazon Netflix übernommen hätte. Derzeit wetteifern beide Unternehmen darum, einen möglichst großen Anteil im Markt für Videostreaming zu erreichen. Beide setzen vermehrt auf selbst produzierte Inhalte, um sich unabhängiger von lizenzierten Inhalten zu machen. Sie bieten Streamingabos an, mit denen Filme und Serien ohne weitere Kosten angesehen werden können. Das Sortiment ändert sich ständig, es kommen neue Inhalte dazu, andere verschwinden. Die einzige Konstante sind die selbst produzierten Inhalte, die bisher immer dauerhaft verfügbar waren.
Autor des Artikels ist Ingo Pakalski.
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Ich denke, dass war ein Fehler. Stellt euch vor, was Amazon und Netflix heute gemeinsam auf die Beinchen stellen könnten? Netflix wird es als Stand-Alone-Unternehmen gegen Riesen wie Amazon, Apple und Disney keine fünf Jahre mehr halten, wetten?
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