
Anfang Oktober hatte das Wall Street Journal berichtet, dass AMD und Xilinx in konkreten Übernahmegesprächen stecken würden. Die Rede war von einem Deal-Volumen in Höhe von bis zu 30 Milliarden Dollar. Nun hat sich das Gerücht bewahrheitet: AMD bestätigt die Übernahme offiziell.
Allerdings hat der Intel-Konkurrent im Vergleich zu den kolportierten Beträgen noch eine Schippe draufgelegt und wird nun sogar 35 Milliarden Dollar für den Fertiger programmierbarer Logikchips zahlen. Das entspricht einem ungefähren Betrag von 143 Dollar pro Aktie und liegt damit um rund 25 Prozent über dem tatsächlichen Kurs.
Dabei erfolgt die Übernahme über den Weg des Aktientausches. AMD selbst ist nach der positiven Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr nämlich über 100 Milliarden Dollar wert, dennoch könnte das Unternehmen die Übernahme nicht aus Barmitteln stemmen. Diese werden auf wenige Milliarden Dollar beziffert.
Also nutzt AMD seinen eigenen gestiegenen Marktwert, um Xilinx mit AMD-Aktien zu kaufen. Auf die gleiche Weise hatte zuletzt Nvidia den Kauf von ARM konzipiert. Nach dieser mit rund 40 Milliarden Dollar bisher größten Akquisition des Jahres 2020 in der Halbleiterindustrie folgt der Xilinx-Deal bereits auf Rang zwei.
Xilinx ist führender Hersteller sogenannter FPGA-Chips (Field Programmable Gate Arrays). Dabei handelt es sich um Chips, die im laufenden Betrieb neu programmiert werden können und sich auf diese Weise etwa für das Prototyping eignen. Die Chip-Entwickler von ARM testen neue Chip-Designs zuerst auf FPGA-IC von Xilinx.
Programmierbare Logikchips sind indes auch außerhalb des Prototypings von Bedeutung. So werden sie beispielsweise häufig in 5G-Netzwerken eingesetzt, um neue Technologien schnell implementieren und testen zu können. Auch andere sich schnell entwickelnde Technologien, wie etwa Netzwerke in Rechenzentren oder militärische Einrichtungen sowie die sich schnell wandelnden Märkte Automotive und Raumfahrt, sind prädestinierte Einsatzfelder für die Xilinx-FPGA.
AMD nähert sich durch diese Akquisition weiter an den Hauptrivalen Intel an. Intel hatte sich bereits 2015 mit der Übernahme des FPGA-Herstellers Altera den Zugang zum Markt programmierbarer Logikchips gesichert. Insofern schließt AMD hier eine Lücke, nachdem sie inzwischen ihre Marktanteile bei den Desktop- und Server-CPU zulasten Intels erhöhen konnten. Allein schon bei den Desktop-CPU steigerte AMD seinen Marktanteil bis zur Jahresmitte 2020 auf 20 Prozent – zum Vergleich: zur Jahresmitte 2019 hatte der Marktanteil acht Prozent betragen.
Die Übernahme von Xilinx zum jetzigen Zeitpunkt dürfte auch damit zu tun haben, dass der Hersteller durch den Wegfall eines Großkunden in schwierigeres Fahrwasser geraten war. Zwischen sechs und acht Prozent seines Jahresumsatzes soll Xilinx bislang mit dem chinesischen Huawei-Konzern erzielt haben. Dieses Geschäft ist vollständig weggebrochen.
Nach der Übernahme wird Xilinx komplett in AMD eingegliedert. Der bisherige Xilinx-Chef Vixtor Peng bleibt allerdings verantwortlich für den Geschäftsbereich, den sein bisheriges Team abdeckt. Zwei weitere bisherige Xilinx-Manager sollen in den AMD-Vorstand aufrücken.
Mit der Übernahme von Xilinx hat AMD nun Chips für die wichtigsten Anwendungsfälle zu bieten. Lediglich eine Ergänzung um KI-Chips, wie sie etwa Nvidia mit seinen Tensor-Kernen im Portfolio hat, fehlt dem Unternehmen noch.
Auch an anderer Stelle ist die Konsolidierung in der Halbleiterindustrie in vollem Gange. In Deutschland hatte vor wenigen Monaten Infineon seinen US-Konkurrenten Cypress für neun Milliarden Euro übernommen. Immerhin 20 Milliarden ließ sich der US-Halbleiterkonzern Analog Devices die Übernahme des Wettbewerbers Maxim Integrated Products kosten.
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