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Ratgeber

Die Angst vor dem Scheitern schadet deinem Erfolg – so bekämpfst du sie

Im „Was wäre, wenn“-Spiel werden alle guten Lösungen für Probleme einfach wegdefiniert. Wer diesen Prozess abbricht, erlaubt sich selbst, eine Geschäftsidee frei und mutig zu denken.

Von Isabell Prophet
3 Min.
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(Foto: Shutterstock-Puhhha)

In der Welt der „Aber wie“-/„Aber was“-Sager funktioniert absolut gar nichts. Schon gar nicht das, was Menschen selbstständig auf die Beine stellen wollen: „Aber wie willst du Kundschaft finden?“ Gefolgt von: „Aber was, wenn es nicht klappt?“ Und selbstverständlich auch: „Und was, wenn du davon nicht leben kannst?“ Der Dialog geht dann so lange weiter, bis vermeintlich wirklich niemand mehr die eigene Geschäftsidee haben will und der oder die Selbstständige in einem Zelt am Stadtrand lebt. Ohne WLAN.

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Als Eltern erleben wir das in meiner Familie natürlich auch. Da hat man dann die Vorstellung, wir könnten als Selbstständige beide unsere Termine nicht absagen, unsere Tochter wäre quasi durchgängig krank, niemand würde uns jemals helfen, weil keiner Zeit hat, und alles endet damit, dass die Dreijährige – krank natürlich – ganz allein auf der Kreuzung spielt, während beide Elternteile ihre Erwerbstätigkeit an den Nagel hängen (und sich das WLAN nicht mehr leisten können).

Die Umstände und die Horror-Szenarien der Menschen

Realistisch? Nö. Aber trotzdem sind dies Dialoge, die in diesem Land sehr regelmäßig geführt werden. Die Struktur ist immer gleich: Eine Person tut oder plant etwas, eine andere Person stellt so lange „Was wäre, wenn“-Fragen, bis der Plan zum Scheitern verurteilt scheint. Die Argumentation funktioniert, weil alle denkbaren Lösungen sofort wegdefiniert werden.

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Darin steckt natürlich nicht die Angst davor, dass der oder die Angesprochene tatsächlich scheitern könnte. Darin steckt in der Regel die Angst, selbst zu scheitern – projiziert auf das Gegenüber.

Schwer kontrollierbare Lebensumstände sind zwar Studien zufolge nur für etwa zehn Prozent unseres Lebensglücks verantwortlich, schreibt die Wissenschaftlerin Sonja Lyubomirsky, ich würde aber mal die These aufstellen, dass Fantasien über Lebensumstände einen ziemlich großen Anteil der Ängste der Menschen prägen.

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Menschen sind richtig gut darin, Probleme zu lösen

Natürlich müssen Menschen im Erwachsenenleben Probleme lösen. Wir lernen das schon als Kinder: Wenn beim Stapelturm ein Teil übrig bleibt, dann wird wohl irgendwo ein kleiner Fehler sein – der sich korrigieren lässt. Wenn der Teller mit den Erdbeeren zu hoch steht, dann muss das Kind wohl lernen, aufzustehen. Für Kinder existieren keine unlösbaren Probleme. Für Kinder gibt es nur Dinge, die sie noch nicht können und folglich lernen müssen. So ist die Logik von Einjährigen schon konstruktiver als die mancher Erwachsener.

Kinder lernen, indem sie die „Was wäre, wenn es nicht klappt?“-Frage einfach gar nicht stellen. Die Kleinen haben keine Angst vor dem Scheitern, weil sie es sich erst gar nicht vorstellen können und dann als normalen Teil ihrer Lernprozesse begreifen. Daran anschließend gibt es zwei Pfade, die das Leben nehmen kann:

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  1. Menschen begreifen, dass sie einem Scheitern gewachsen sind.
  2. Menschen denken immer mehr Varianten des Scheiterns vorweg und versuchen es gar nicht mehr.

Bei der zweiten Variante passiert noch etwas Interessantes: Die Varianten des Erfolgs bekommen keinen Raum mehr.

In verschiedenen Phasen und Lebensbereichen können durchaus beide Varianten gleichzeitig existieren. So fahren viele Menschen bedenkenlos Fahrrad, würden aber eher nicht auf die Idee kommen, ungesichert einen hohen Fels zu erklimmen. Lebenserfahrung gepaart mit Vernunft. Auf der anderen Seite trinken viele Menschen regelmäßig Alkohol, obwohl er sie altern lässt und potenziell krank macht, dafür wagen sie aber nicht den Schritt in die Selbstständigkeit, obwohl er sie vielleicht erfolgreich, glücklicher und flexibler machen würde. Das Unbekannte sieht immer riskanter aus als das, was wir schon kennen und glauben einschätzen zu können.

Einfach abbrechen

Meine Lösung für „Was wäre, wenn“-Szenarien ist immer die gleiche: Ich breche die Gespräche ab. Gerade in der Schnittmenge zwischen Familie und Erwerbstätigkeit muss ich das häufig tun: „Aber was, wenn das Kind krank wird und keiner von euch Zeit hat?“ Würde ich dieses Gespräch fortsetzen, dann wären am Ende alle vier Großeltern weg, alle meine Freundschaften und die gute Nachbarschaft dahin, alle (bislang zuverlässig verständnisvollen) Arbeitsbeziehungen ebenfalls. Niemand hätte Zeit für meine Familie und mich und wir wären ganz allein auf der Welt. Und natürlich hätten wir kein Geld (und kein WLAN).

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In diesen Gesprächen werden alle denkbaren Lösungen wegdefiniert. Und das ist das unrealistischste Szenario von allen. Denn Tatsache ist: Das tritt nicht ein. Scheint eine Situation unlösbar, dann hat man in der Regel noch keine Lösung geschaffen – kann das aber jederzeit nachholen. Es ist auch gar nicht notwendig, jedes mögliche Problem vorab zu lösen. Wir können das machen, wenn es tatsächlich auftritt.

Die Antwort auch Problem-Szenarien lautet also: „Ich bin seit so vielen Jahren auf der Welt, ich kriege das schon hin. Wir sind flexibel. Danke, dass du dich sorgst. Aber an einem Szenario ohne Lösung bin ich in diesem Leben noch nicht vorbeikommen.“

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Kommentare (1)

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David Gack

Warum ist John Backus mit seinem FP gescheitert?

Ich lese immer wieder Texte, in denen funktionaler Programmierung die Zukunft versprochen wird,
aber ausgerechnet John Backus, der es wohl wirklich verstanden hat, sagt er wäre gescheitert
und es würde immer wieder so sein. Warum nur?

– Stefan

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