Der iPhone-Konzern soll sich in der ersten Hälfte des letzten Jahres mit Vertretern des kalifornischen Startups getroffen haben, um eine Zusammenarbeit auszuloten. Laut mehrerer Informanten des Onlinemagazins The Verge diskutierten die beiden Unternehmen Optionen von Investitionsdeals bis hin zu einer Übernahme.
Vor allem Canoos skalierbare Plattform habe Apples Interesse geweckt. Sie unterscheide sich vom „Skateboard“ anderer Hersteller insofern, dass mehr Elektronik darin Platz finde. Damit ermöglicht Canoo eine größere Flexibilität beim Kabinendesign. Die integrierte Steer-by-Wire-Technologie hat einen ähnlichen Effekt und ist in der Branche noch nicht weit verbreitet. Das Startup soll an einer Investition Apples interessiert gewesen sein, am Ende verliefen die Gespräche aber im Sand. Beide Unternehmen lehnten einen Kommentar ab.
Hyundai hat bereits einen Deal mit Canoo
Die Nachricht kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich Gerüchte verdichten, dass Apple eine Partnerschaft mit Hyundai eingehen könnte. Angeblich soll bereits ein Vertrag existieren, in dem der Autohersteller zusichert, die Ergebnisse der Zusammenarbeit zu produzieren. 2024 soll das Apple Car vom Band rollen, heißt es. Der Techgigant habe mit diversen Herstellern in Kontakt gestanden, um Komponenten und Aufgaben bei der Entwicklung des Autos auszulagern.
Im Februar letzten Jahres, also etwa zeitgleich mit den nun kolportierten Gespräche zwischen Apple und Canoo, gaben Hyundai und Canoo bekannt, gemeinsam ein Elektrofahrzeug zu entwickeln. Diese Vereinbarung soll unabhängig von den Gesprächen mit Apple getroffen worden sein. Canoo bezeichnet den Deal in einem Bericht an die Börsenaufsicht als „Vereinbarung über technische Dienstleistungen“. In deren Rahmen entwickle man mit Hyundai eine Plattform für ein Elektrofahrzeug „in einem kleinen Segment“.
Canoo führt weiter Gespräche
Canoo entstand 2017 durch eine Abspaltung von dem Startup „Faraday Future“. Die Finanzgeber dahinter stammen aus der chinesischen Oberschicht sowie aus der Industrie. Die Familie hinter dem taiwanesischen Touchscreen-Hersteller TPK beliefert auch Apple. Canoos Pläne für einen Lifestyle-Bulli änderten sich in der finanziellen Krise des Newcomers 2019 zu dem Vorhaben, kommerzielle Lieferfahrzeuge zu entwickeln. Aus Papieren der Börsenaufsicht geht hervor, dass Canoo das Jahr 2020 mit nur 29 Millionen US-Dollar begann. In dieser Zeit sprach das Unternehmen mit diversen Playern, um sein Überleben zu sichern – unter anderem mit Apple. Am Ende schossen die TPK-Eigentümer über 80 Millionen Dollar nach. Canoo nahm zudem Regierungshilfen in Anspruch, sammelte Venture-Capital-Gelder in Höhe von 600 Millionen Dollar ein und überlebte. Laut Bericht an die Börsenaufsicht befindet sich das Startup „derzeit in Gesprächen mit mehreren anderen Blue-Chip-Branchenteilnehmern, die daran interessiert sind, Technologien und technisches Know-how von Canoo für ihre eigenen kommerziellen Produkte zu nutzen.“